Am 10. August 2012 feiert Elisabeth Walther-Bense, frühere Professorin an der Universität
Stuttgart und Leiterin der Forschungsgruppe für Semiotik, ihren 90. Geburtstag. Elisabeth
Walther-Bense hat zusammen mit ihrem Doktorvater, Kollegen und späteren Ehemann Prof. Max Bense die
Entwicklung der modernen Semiotik, einer durch den Amerikaner Charles S. Peirce geprägten Lehre von
den Zeichen und Zeichensystemen, maßgeblich vorangetrieben. Lange bevor der Begriff „
Interdisziplinarität“ in aller Munde war, vermittelte Walther-Bense zwischen modernen
Wissenschaften wie etwa der Kybernetik oder der Semiotik und der avantgardistischen Kunst. Damit
kann sie als Beispiel gelten für das besondere Profil der Universität Stuttgart, das Schwerpunkte
in den Natur- und Ingenieurwissenschaften eng mit den Geistes- und Sozialwissenschaften
verknüpft.
Gemeinsam mit der später als „Stuttgarter Schule“ bekannt gewordenen Gruppe prägte Elisabeth
Walther-Bense eine Atmosphäre, in der unterschiedliche intellektuelle Strömungen und
wissenschaftliche Disziplinen zusammengedacht wurden. Diese produktive Integration der
verschiedenen Fachbereiche und Forschungspraxen nimmt an der Universität Stuttgart heute noch eine
sehr wichtige Rolle ein und wird auch in Zukunft von entscheidender Bedeutung sein.
Elisabeth Walther-Bense wurde in Oberweißbach, Thüringen, geboren. Sie studierte Philosophie, Germanistik, Romanistik und Physik in Jena, Mainz und Stuttgart, wo sie 1950 promovierte und sich 1962 mit einer ästhetischen Analyse des Werkes von Francis Ponge für Systematische Philosophie habilitierte. Anschließend lehrte sie als Dozentin und ab 1969 als eine der ersten Professorinnen an der Universität Stuttgart. In den 50er-Jahren des 20. Jahrhunderts begann sie ihre Forschungen über den amerikanischen Logiker und Philosophen Charles S. Peirce, dessen Rezeption in Deutschland sie durch die Übersetzung wichtiger Schriften seines und anderer Werke und die Herausgabe einer umfassenden Monographie im Jahr 1989 maßgeblich vorantrieb.
Gemeinsam mit Max Bense sowie mit Gérard Deledalle und Klaus Oehler begründete sie 1975 die
Semiosis, Zeitschrift für Semiotik und Ästhetik, deren thematische Vielfalt auch auf Studierende
der verschiedensten Fachrichtungen große Anziehungskraft hatte. Noch über ihren 80. Geburtstag
hinaus leitete Elisabeth Walther-Bense das Semiotische Colloquium an der Universität Stuttgart, das
sich mit der Anwendbarkeit der Zeichentheorie in der Erkenntnistheorie, Ästhetik, Mathematik,
Linguistik, Kunstgeschichte und im Design befasste.
Anlässlich des 90. Geburtstags von Elisabeth Walter-Bense findet am 10. August 2012 um 19.00
Uhr in der Stadtbibliothek Stuttgart, Mailänder Platz 1, eine Festveranstaltung mit dem Titel „Eine
Schleife für Elisabeth“ statt. Grußworte seitens der Universität Stuttgart sprechen die Direktorin
des Instituts für Philosophie, Prof. Catrin Misselhorn, sowie Prof. Rul Gunzenhäuser, Emeritus des
heutigen Instituts für Visualisierung und interaktive Systeme.