Am 13. Juni 2022 startet in Stuttgart ein außergewöhnliches Demokratie-Experiment: Zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger debattieren in einem virtuellen Bürgerrat über die Folgen des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz. Inhaltlich wird es um den Einsatz selbstlernender Maschinen in der Pflege und Betreuung gehen. Ob und auf welche Weise Algorithmen Personalabteilungen bei ihren Einstellungsentscheidungen assistieren sollten wird auch Thema sein.
Studierende der Universität Stuttgart und der Hochschule der Medien (HdM) moderieren im Bürgerrat. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern werden nach dem Zufallsprinzip Pseudonyme zugeordnet. So sollen die vorgebrachten Argumente stärker ins Gewicht fallen als der soziale Hintergrund. Zudem können der Austausch der Argumente und die Interaktion mit Expertinnen und Experten beobachtet und analysiert werden. Der Projektleiter Prof. Dr. André Bächtiger, geschäftsführender Dirketor des Instituts für Sozialwissenschaften der Universität Stuttgart hofft, auf diese Weise neue Einsichten in den demokratischen Prozess des Debattierens zu gewinnen. „KI ist ein zentrales Zukunftsthema. In unserem Projekt untersuchen wir, wie es gelingen kann, bei anspruchsvollen normativen Fragen die Bürgerinnen und Bürger systematisch einzubeziehen“, so André Bächtiger. Prof. Dr. Alexander Mäder, der das Vorhaben an der HdM betreut, hebt hervor: „Die Studierenden von heute sind die Wissenschaftskommunikatoren von morgen. Partizipative Prozesse gewinnen hier eine immer größere Bedeutung.“
Das Demokratie-Experiment ist Teil des Projekts „Fragen an KollegIn KI“, einem Projekt der Universität Stuttgart (Interchange Forum for Reflecting on Intelligent Systems, IRIS, Internationales Zentrum für Kultur- und Technikforschung, IZKT) und der Hochschule der Medien in Kooperation mit der Stadtbibliothek Stuttgart. Darin organisieren die beiden Hochschulen unter anderem ein Lehrprojekt zur partizipativen Wissenschaftskommunikation und eine öffentliche Debattenreihe.
In einer Diskussion am 12. Juli um 19.30 Uhr in der Stadtbibliothek Stuttgart werden Studierende die Ergebnisse des Bürgerrats mit VertreterInnen zivilgesellschaftlicher Gruppen diskutieren.
Das Projekt wird im Rahmen des „Wissenschaftsjahres 2022 – Nachgefragt!“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Das technische Setup stellt die Schweizer „Demokratiefabrik“ bereit.
Wissenschaftsjahr 2022 – Nachgefragt! #MeineFragefürdieWissenschaft
Das Wissenschaftsjahr 2022 – Nachgefragt! lädt alle Bürgerinnen und Bürger dazu ein, ihre ganz persönliche Frage für die Wissenschaft zu stellen und dadurch Impulse für potenzielle Zukunftsfelder und zukünftige Forschungsvorhaben zu setzen. Denn: Wissenschaft und Forschung durchdringen alle Bereiche unseres Lebens. Ob es nun die wachsende Bedeutung von Algorithmen im Alltag oder die Auswirkungen unserer Lebensführung auf das globale Klima sind: Die Gesellschaft steht am Beginn des 21. Jahrhunderts vor großen Herausforderungen. Um diese gemeinsam zu meistern und unsere Gesellschaft aktiv zu gestalten, sind die Auseinandersetzung mit Forschungserkenntnissen und das Einbringen eigener Perspektiven entscheidend. Die Wissenschaftsjahre sind eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gemeinsam mit Wissenschaft im Dialog (WiD). Sie unterstützen seit 22 Jahren als zentrales Instrument der Wissenschaftskommunikation den Austausch zwischen Forschung und Gesellschaft.
Contact | Dr. Elke Uhl, Universität Stuttgart, Internationales Zentrum für Kultur- und Technikforschung, Tel. +49 711 685 82379, E-Mail |
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