Die Auszeichnung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern nimmt in der deutschen wie auch in der internationalen Wissenschaftsförderung einen besonderen Stellenwert ein. Honoriert werden in den vielfältigen Ausschreibungen herausragende, besonders kreative Forschungsleistungen. Jedes Jahr gelingt es hunderten von Forschenden der Universität Stuttgart, sich in den verschiedenen Wettbewerben erfolgreich zu behaupten. Einige herausragende Preisträgerinnen und Preisträger stellen wir Ihnen auf dieser Seite vor.
Nobelpreis Physik 1985: Prof. Klaus von Klitzing
Der auf den schwedischen Erfinder Alfred Nobel zurückgehende Nobelpreis gilt heute als die höchste Auszeichnung in den berücksichtigten Disziplinen. Der Physiker Prof. Klaus von Klitzing erhielt 1985 den Nobelpreis Physik für die Entdeckung des quantisierten Hall-Effekts.
Von Klitzing ist seit 1985 Direktor und Wissenschaftliches Mitglied am Max-Planck-Institut für Festkörperforschung und Honorarprofessor der Universität Stuttgart.
Leibniz-Preise seit 2000
Der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis ist der wichtigste Forschungsförderpreis in Deutschland und wird oft als der „Deutsche Nobelpreis“ beschrieben. Die Auszeichnung ist mit bis zu 2,5 Millionen Euro dotiert und erfolgt nur auf Vorschlag Dritter. An der Universität Stuttgart erhielten seit dem Jahr 2000 gleich fünf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diese hohe Ehrung.
Prof. Achim Menges, Leiter des Instituts für Computerbasiertes Entwerfen und Baufertigung, wurde für seine interdisziplinäre Forschung zu digitalen Planungsmethoden und robotischen Fertigungsrozessen in der Architektur, die neuartige Bauweisen ermöglichen, mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet. Ziel seiner Forschung ist es, in Zukunft mit wesentlich weniger Material wesentlich schneller bauen zu können und dies zugleich als Chance für eine lebenswerte und qualitätsvolle Architektur zu verstehen.
Menges hat sich in den vergangenen Jahren durch seine Forschung für zukunftsfähiges Bauen einen Namen gemacht und den Fachbereich Architektur der Universität Stuttgart maßgeblich geprägt. Seit 2019 ist Menges Sprecher des bundesweit einzigen Exzellenzclusters im Bereich Architektur und Bauwesen „Integratives computerbasiertes Planen und Bauen für die Architektur“ (IntCDC) an der Universität Stuttgart.
Die Linguistin Prof. Artemis Alexiadou erhielt den Leibniz-Preis 2013 für die Weiterentwicklung von Modellen und Theorien zum menschlichen Sprachverständnis. Die weltweit anerkannte Sprachwissenschaftlerin war bis 2015 Professorin für Theoretische und Englische Linguistik an der Universität Stuttgart und Sprecherin des Sonderforschungsbereichs SFB 732 [en] der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), der sich mit Doppel- und Mehrdeutigkeiten (Ambiguitäten) in der Sprache beschäftigt.
Prof. Jörg Wrachtrup, Leiter des 3. Physikalischen Instituts der Universität Stuttgart, erhielt den Leibniz-Preis 2011 für die Erschließung eines völlig neuartigen und sehr erfolgreichen Forschungsgebiets an der Schnittstelle zwischen Festkörperphysik und Quantenoptik. Als Meilenstein gilt insbesondere die Detektion einzelner paramagnetischer Stickstoff-Fehlstellen in Diamant, den sogenannten NV-Zentren. Wrachtrup erkannte als erster Wissenschaftler die Bedeutung von NV-Zentren für die Quanteninformationstechnologie und die Messtechnik. Das damit von ihm wesentlich begründete Forschungsfeld strahlt weit über die Festkörperphysik und die Quantenoptik hinaus bis in die Material- und Lebenswissenschaften.
Der Leibniz-Preis ist nur eine der vielen Auszeichnungen des renommierten Wissenschaftlers: 2014 würdigten die Alexander von Humboldt-Stiftung und die Max-Plank-Gesellschaft Prof. Jörg Wrachtrup sowie Prof. Robert Schoelkopf (Yale/USA) mit dem Max-Planck-Forschungspreis, ein Jahr später war er zusammen mit Prof. Fedor Jelezko (Ulm) Gewinner des renommierten ZEISS Research Award 2016. Zudem gewann Wrachtrup 2010 und 2016 einen der hoch dotierten Advanced ERC-Grants des Europäischen Forschungsrats.
Prof. Frank Allgöwer, Leiter des Instituts für Systemtheorie und Regelungstechnik der Universität Stuttgart, erhielt den Leibniz-Preis 2004 für die Entwicklung von Methoden zur Analyse und Beeinflussung hoch komplexer und dynamischer technischer Systeme. Beispielhaft sei hier die Methode der nichtlinearen prädiktiven Regelung genannt. Mit ihr wird bei Eingriffen in ein System dessen zukünftiges Verhalten vorausgesagt, ähnlich wie bei einem Schachspieler, der stets einige Züge vorausdenkt. Dieser Ansatz war der erste, der theoretische Strenge mit praktischer Anwendbarkeit verbindet. Inzwischen hat das Verfahren Einzug in die industrielle Anwendung gefunden, zum Beispiel in der chemischen Industrie und der Biotechnologie. Eine Vorreiterrolle übernahm Allgöwer auch bei der Bestimmung der Stärke von Nichtlinearitäten. Der von ihm entwickelte Ansatz ist heute allgemein als Standard akzeptiert.
Prof. Frank Allgöwer ist seit 2012 Vizepräsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).
Prof. Hans-Joachim Werner vom Institut für Theoretische Chemie der Universität Stuttgart erhielt den Leibniz-Preis 2000 gemeinsam mit Prof. Friedrich Temps (Universität Kiel). Beide Wissenschaftler haben herausragende Leistungen zum Verständnis des Verlaufs elementarer chemischer Reaktionen erbracht; der eine mit grundlegenden Experimenten, der andere mit detaillierten theoretischen Untersuchungen. Werner hat sich international einen Namen mit der Entwicklung von Methoden und Computeranwendungen in der Theoretischen Chemie, speziell der Quantenchemie, gemacht.
2013 erhielt Werner auch einen ERC Advanced Grant des Europäischen Forschungsrats.
Auszeichnungen des Europäischen Forschungsrats
Insgesamt elf Wissenschaftler der Universität Stuttgart wurden bisher mit einem der renommierten ERC-Grants des Europäischen Forschungsrats ausgezeichnet, davon zwei in der Kategorie Starting Grants, drei in der Kategorie Consolidator Grants und sechs in der Kategorie Advanced Grants.
Weitere Preise sowie geförderte Professuren
[Fotos: David Ausserhofer, o.A., o.A., o.A., Wolfram Scheible, Max Kovalenko, Uli Regenscheit, o.A., Uli Regenscheit, o.A., Günther Bayerl, o.A.]