Robert-Wichard-Pohl-Preis 2024 geht an Harald Giessen

16. November 2023

Der Stuttgarter Physiker Harald Giessen erhält den Robert-Wichard-Pohl-Preis 2024 der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Der Preis wird für hervorragende Beiträge zur Physik verliehen, die eine besondere Ausstrahlung auf andere Disziplinen in Wissenschaft und Technik haben.
[Bild: PI4/Universität Stuttgart]

Professor Harald Giessen, Leiter des 4. Physikalischen Instituts,  ist für die Entwicklung von 3D gedruckten Mikrooptiken verantwortlich. Zusammen mit Kolleginnen und Kollegen aus den Ingenieurwissenschaften entwickelte er das kleinste Endoskop der Welt, das sogar durch Zahnwurzeln hindurch passt und in den Raum unter den Zähnen hineinschauen kann. Die 3D gedruckten Mikrooptiken werden in Miniatursensoren, Miniaturkameras und für Anwendungen in den Bereichen Augmented und Virtual Reality für Sensoren eingesetzt, die die Augenbewegungen verfolgen können und in eine herkömmliche Brille passen. Auch für Miniaturprojektoren und Displays sind sie geeignet.

Das kleinste Endoskop der Welt passt in eine Kanüle einer Spritze.

Mikroptiken für Quantentechnologien und Biologie

Die neue Technik kann auch im Bereich der Quantentechnologien eingesetzt werden, wo zum Beispiel Einzelphotonen-Lichtquellen mit Hilfe von Mikrolinsen in Glasfasern eingekoppelt werden oder Einzelphotonen-Detektoren sehr viel effizienter werden können. Auch im Bereich der Biologie, wo es um das optische Einfangen von einzelnen Zellen geht, hat Harald Giessen mit seinem Kollegen Michael Heymann, Juniorprofessor am Institut für Biomaterialien und biomolekulare Systeme, das Verfahren schon eingesetzt. Mit Medizinerinnen und Medizinern aus Australien demonstrierte er erstmals den Einsatz seiner Optiken in Endoskopen, die in lebenden Schweinen und Mäusen sowie in menschlichen Gefäßen mittels optischer Kohärenztomographie gefährliche Plaques in Herzkranzgefäßen in einem frühen Stadium detektieren, bevor sie Herzinfarkte auslösen können.

Von der Technologie zur Gründung

Zusammen mit den beiden Studenten Dr. Simon Thiele und Nils Fahrbach und seinem Kollegen Professor Alois Herkommer vom Institut für Technische Optik (ITO) an der Universität Stuttgart gründete er die Firma Printoptix GmbH, die die Technologie kommerzialisiert. Die Arbeiten wurden und werden von der EU, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), von der DFG im Rahmen des GRK 2642, von der Carl-Zeiss-Stiftung, vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, vom Innovationscampus Mobilität (ICM) sowie von der Gips-Schüle-Stiftung unterstützt.

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