Forschungsstipendien und Forschungspreise der Alexander von Humboldt-Foundation werden für exzellente persönliche Leistung vergeben. „Humboldtianer“ können es sich aussuchen, wo beziehungsweise mit welchem Kooperationspartner sie ihr Projekt umsetzen wollen. Hinter jedem Humboldt-Forschungsaufenthalt steht daher auch eine Aussage darüber, in welchen Fachbereichen die gewählte Forschungseinrichtung so gut und international vernetzt ist, dass sie den internationalen Wettbewerb um die besten Köpfe gewinnt.
Beliebte Gastgeber-Hochschule
Fast 200 Humboldt-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler entschieden sich in den letzten 15 Jahren für einen Forschungs-Aufenthalt an der Universität Stuttgart. Sie schätzen hier eine Infrastruktur auf hohem internationalem Niveau, die hervorragende Vernetzung mit außeruniversitären Einrichtungen sowie ein intensives, inspirierendes Diskussionsklima.
Das Humboldt-Ranking weist die Universität Stuttgart denn auch seit vielen Jahren als eine bei internationalen Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftlern besonders beliebte Forschungseinrichtung aus. So lag Stuttgart beim Humboldt-Ranking 2014 in den Ingenieurwissenschaften auf Platz 7. Aber auch viele andere Forschungsgebiete sind für die internationale Forschungselite attraktiv, von vielen naturwissenschaftlichen Fächern über Atomphysik, Baustoffkunde, Energieforschung und Optik und bis hin zu Literaturwissenschaften und Philosophie.
Prof. Hidenori Takagi ist der erste Wissenschaftler aus dem asiatischen Raum, dem eine der renommierten Humboldt-Professuren verliehen wurde. Dank des gemeinsamen Engagements des Max-Planck-Instituts für Festkörperforschung und der Universität Stuttgart ist es gelungen, den Ausnahme-Forscher nach Stuttgart zu gewinnen.
Persönliche Stimmen von Humboldt-Forschenden an der Universität Stuttgart:
Prof. Hidenori Takagi ist einer der weltweit herausragenden und international bestens vernetzten Forscher für die moderne Festkörperforschung und Materialwissenschaft. Der Professor an der Universität Tokio und Direktor des Magnetic Materials Laboratory am RIKEN Advanced Science Institute in Japan ist seit April 2013 Direktor am Max-Planck-Institut (MPI) für Festkörperforschung in Stuttgart.
Aufsehen erregte der 1961 in Tokio geborene Ausnahme-Wissenschaftler bereits als Masterstudent, als er künstlich einen Hochtemperatur-Kupferoxid-Supraleiter herstellte, in dem die Elektronen die Ladungsträger waren – ein Durchbruch, der viele bis dahin geltende theoretische Konzepte in Frage stellte.
Bis heute gelten Takagis Beiträge auf dem Gebiet der Hochtemperatursupraleitung, der korrelierten Materialien und der magnetischen oxidischen Verbindungen als innovativ und hervorragend. Dasselbe gilt für seine Fähigkeiten bei der Synthese von neuartigen Verbindungen, wobei die Suche nach neuen Quantenmaterialen ein zentrales Thema ist. „Ich will etwas sehen, was noch niemand zuvor gesehen hat: Materialien mit neuartigen Eigenschaften“, beschreibt er seine Vision.
An der Universität Stuttgart sowie am MPI verstärkt Takagi den strategischen Schwerpunkt der Festkörperforschung, treibt eine Neuausrichtung von der „klassischen“ Halbleiter- und Metallforschung hin zu „Advanced Materials“ voran und hilft, die interdisziplinäre Forschung auszubauen. Die Entscheidung für Stuttgart sei ihm leicht gefallen, sagt Takagi. Zum einen seien das MPI und die Universität weltweit bekannte Zentren für die Festkörperforschung mit exzellenten Bedingungen für Mitarbeiter. „Zum anderen kann ich hier ein breiteres Forschungsfeld bearbeiten, als das in den USA der Fall gewesen wäre.“
Ausführlicher Beitrag aus Magazin forschung leben Nr. 3, 2014
Prof. Pedro Ponte hat den renommierten Humboldt Forscherpreis erhalten und war 1995 am Institut für Mechanik (Bauwesen) bei Prof. Christian Miehe zu Gast. Es war schon der zweite Gastaufenthalt des US-Amerikaners an der Universität Stuttgart. Der Ingenieurwissenschaftler und Mathematiker entwickelt mathematische Modelle, die das physikalische Verhalten komplexer intelligenter Materialien beschreiben. Er fokussiert sich dabei vor allem auf nichtleitende elastische Verbundstoffe, die magnetisch aktivierbar sind. Seine Modelle sollen helfen, diese Materialien zu untersuchen und zu verstehen, wenn sie bestimmte Mikrostrukturen aufweisen. Die Forschungsergebnisse können unter anderem bei der Entwicklung künstlicher Muskeln zur Anwendung kommen, die mit elektromagnetischen Feldern aktiviert werden.
Für Stuttgart entschied sich Ponte, der an der der University of Pennsylvania lehrt, aufgrund des hervorragenden Rufs, den das Institut für Mechanik im Bauwesen genießt. Auch sei die Forschergruppe um Christian Miehe bei der Suche nach einer Unterkunft für den Wissenschaftler und die vierköpfige Familie sehr hilfsbereit gewesen. „Für meine Töchter ist das hier wie ein Abenteuer“, sagt Ponte.
Für Ponte selbst, der unter anderem als Gastprofessor in Cambridge, Paris und Madrid tätig war, ist Stuttgart auch deshalb ideal, weil er von hier aus mit den Kollegen in Europa gut zusammenarbeiten kann. Zudem schätzt der Amerikaner die Unterstützung für die Forschung in Europa: „Das ist sehr beeindruckend.“
Die Mathematikerin Dr. Victoria Grushkovskaya war 2015 als Humboldt-Stipendiatin zu Gast am Institut für Systemtheorie und Regelungstechnik (IST) bei Prof. Frank Allgöwer. Die aus Kiew stammende Ukrainerin beschäftigt sich mit nichtlinearen Regelungssystemen. Ihr Forschungsvorhaben nennt sich „Steuerung und Stabilisierung von nichtlinearen Regelungssystemen in kritischen Fällen basierend auf polynomieller Annäherungen“. Hinter dem für Laien schwer verständlichen Titel verbergen sich im Wesentlichen numerische Simulationen am PC. In einem Anwendungsfeld dieser Simulationen beschäftigt sich Victoria Grushkovskaya mit Bewegungsmodellen für nichtholonome Systeme. Das sind Systeme, die sich zum Beispiel nur vorwärts und rückwärts bewegen können, aber nicht seitwärts. Mit Grushkovskayas Bewegungsmodellen manövrieren diese Systeme so geschickt nach vorne und hinten, dass eine Seitwärtsbewegung möglich wird. In der Industrie wird dies beispielsweise für die Entwicklung von mobilen Robotern oder Fahrzeugen genutzt.
Besonders interessant war für die junge Mathematikerin daher die Zusammenarbeit mit den Ingenieurinnen und Ingenieuren von Allgöwers Team: „Um tatsächlich existierende Probleme in der echten Welt zu entdecken.“ Für die Standortwahl gab es noch mehr praktische Gründe. Denn am Institut gebe es viele für sie spannende Seminare und andere Termine, weil ihr Gastgeber viele internationale Wissenschaftler einlade. „Das ist eine großartige Gelegenheit, mit Ingenieuren zusammenzuarbeiten und mit ihnen Ergebnisse zu diskutieren.“
Die Brasilianerin Dr. Juliana Perez war 2015 als Humboldt-Stipendiatin zu Gast bei Prof. Sandra Richter am Institut für Literaturwissenschaft der Universität Stuttgart. In ihrer Forschungsarbeit mit dem Titel „Literatur als Erkenntnisform: Studien zur literarischen Selbstreflexion im 19. und 20. Jahrhundert“ nahm sie sich zwölf deutschsprachigen Autoren dieser Zeitepoche an – von Heinrich von Kleist über Theodor Storm bis hin zu Paul Celan und Ingeborg Bachmann. Zudem untersuchte sie die Frage, welche Beziehung diese Autoren zwischen Literatur und Erkenntnis herstellen.
An der Universität Stuttgart stieß Juliana Perez auf ein überaus gutes Arbeitsklima und interessante Diskutanten: „Es wird gerne zusammengearbeitet, und man diskutiert intensiv, um Impulse für die Forschung zu bekommen.“ Als Fundgrube erwiesen sich für Perez auch das Deutsche Literaturarchiv in Marbach und die Württembergische Landesbibliothek in Stuttgart. Hier konnte sie tief in ihr Thema eintauchen und in Gesprächen ihr Projekt immer klarer strukturieren. „Dadurch ist die Fertigstellung meiner Arbeit, die in etwa einer deutschen Habilitation entspricht, für mich innerhalb der nächsten drei bis vier Jahre realistisch.“
Juliana Perez, geboren 1974, lehrt deutschsprachige Literatur an der Universität von Sao Paulo. Ihre Schwerpunkte sind Romantik, Literatur im 20. und 21. Jahrhundert sowie Poetik und Ästhetik. Nach Deutschland kam sie erstmals als DAAD-Stipendiatin 1997, später verbrachte sie zwei Jahre im Rahmen ihrer Promotion in Aachen an der RWTH. 2017 wird sie erneut für einige Monate an die Universität Stuttgart kommen.
Scientists Welcome
Sie interessieren sich für einen Forschungsaufenthalt an der Universität Stuttgart? Damit Sie sich schnell in Stuttgart zu Hause fühlen und sich ohne bürokratische Hürden voll auf Ihre Forschung konzentrieren können, hat die Universität im Rahmen ihrer Internationalisierungsstrategie ein Welcome Center eingerichtet. Dort wird Ihr Aufenthalt von der Planung bis zum Alumni-Kontakt optimal betreut.
Informationen zu den Fördermöglichkeiten finden Sie auf der Website der Alexander von Humboldt-Stiftung.