An Elektroautos im Individualverkehr beginnt man sich zumindest in Großstädten allmählich zu
gewöhnen. Doch wie kann die klimafreundliche Technologie in Bussen, Taxen oder in der Fläche
rentabel eingesetzt werden, welche Geschäftsmodelle funktionieren und wie können die Bürger
eingebunden werden? Diese und weitere Fragen untersuchen mehrere Institute der Universität
Stuttgart im Rahmen der Verbünde „Schaufenster Elektromobilität LivingLab BWe mobil sowie „
Modellregion Elektromobilität“. Die Projekte unterstreichen die Bedeutung der Themen „Nachhaltige
Energieversorgung und Umwelt“ wie auch „Mobilität“ innerhalb der Forschungsschwerpunkte der
Universität Stuttgart.
Im baden-württembergischen Schaufenster „LivingLab BWe mobil“ erforschen mehr als 100 Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft und öffentlicher Hand Elektromobilität in der Praxis. Koordiniert wird die Initiative durch die Landesagentur für Elektromobilität und Brennstoffzellentechnologie e-mobil BW GmbH und die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS).
Projekt „Elektrotaxis in Stuttgart“
Mit dem geplanten Forschungsvorhaben „Gemeinschaftsprojekt Nutzungsuntersuchungen von
Elektrotaxis in Stuttgart“ (GuEST) sollen ein Geschäftsmodell für den Einsatz von Elektrofahrzeugen
im Taxiverkehr entwickelt und die Akzeptanz der Technologie bei Fahrern und Passagieren erhöht
werden. Beteiligt sind das Zentrum für interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung (ZIRIUS)
der Universität Stuttgart, das Forschungsinstitut für Kraftfahrwesen und Fahrzeugmotoren Stuttgart
(FKFS), die Taxi-Auto-Zentrale, die DEKRA sowie die Firma Robert Bosch.
Taxen legen in Großstädten viele Kilometer innerstädtisch zurück und sind daher prinzipiell
ein Einsatzfeld, in dem Elektromobilität eine Reihe an Vorteilen mit sich bringt. Allerdings sind
die Anschaffungskosten von E-Fahrzeugen deutlich höher als die konventioneller Fahrzeuge. Zudem
gelten im Taxiverkehr besonders hohe Ansprüche in punkto Qualität, Zuverlässigkeit, Reichweite und
Sicherheit. Um zu erforschen, wie wirtschaftlich Elektromobilität in diesem Bereich ist, setzen die
Wissenschaftler zunächst herkömmliche, nicht für den Taxibetrieb ausgestattete Elektrofahrzeuge
ein. Diese sind mit spezieller Messtechnik ausgestattet, die Bewegungsdaten, Energieflüsse und
-verbrauch, Fahrgewohnheiten sowie andere Nutzungsdaten erhebt. Aus diesen Daten lassen sich
Rückschlüsse auf die erforderliche technische Fahrzeugausstattung und die notwendige
Ladeinfrastruktur ziehen. Zudem wird untersucht, wie sich verschiedene Strecken mit anspruchsvollem
Höhenprofil auf die Reichweite und damit die Einsatzfähigkeit der Taxis auswirken. Stuttgart ist
dafür aufgrund der hohen Taxidichte von 700 Fahrzeugen und der herausfordernden Topographie
besonders geeignet.
Darüber hinaus werden Fahrer für den Einsatz der E-Fahrzeuge geschult. Ziel ist es, den
Einsatz der Fahrzeuge so zu optimieren, dass die höheren Anschaffungskosten durch intelligenten
Einsatz mit entsprechend hoher Fahrleistung relativiert werden. Zudem sollen die Taxifahrer zu
Botschaftern der E-Mobilität werden: Immerhin lassen sich mit fünf E-Taxen und zehn Fahrten pro Tag
aufs Jahr gerechnet über 25.000 Fahrerlebnisse in einem Elektrofahrzeug erzeugen.
Das Forschungsvorhaben im Rahmen des Schaufensters Elektromobilität wird durch die
Bundesministerien für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS, federführend), für Wirtschaft und
Technologie (BMWi), für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) sowie für Bildung und
Forschung (BMBF) mit einem Volumen von rund 1,25 Millionen Euro gefördert.
Kontakt: Prof. Hans-Christian Reuss, Tel. 0711/685-68500, hans-christian.reuss (at)
fkfs.de
Stadtstruktur und Elektromobilität
Welchen Beitrag leistet die Elektromobilität zu städtischen Entwicklungs- und
Klimaschutzzielen und welche Wechselwirkungen gibt es dabei? Diese Fragen stellen die Städte
Göppingen und Schwäbisch Gmünd, das Städtebau Institut der Universität Stuttgart sowie sechs
weitere Partner in dem vom Bundeministerium für Bau, Verkehr und Stadtentwicklung geförderten
Projekt „Elektromobilität im Stauferland“ (EMiS). Die Auswirkungen einer technischen Neuerung für
städtische Zielsetzungen und insbesondere für die Klimaziele sind oft zunächst kaum abschätzbar.
Sie hängt sowohl von den städtischen Gegebenheiten, als auch vom Verhalten der Menschen als Nutzer
von Mobilitätsdienstleistungen ab. Um diese Zusammenhänge zu untersuchen, werden im Projekt EMiS
Elektrofahrzeuge sowohl mit GPS- als auch mit CAN-Daten-Loggern ausgerüstet. Somit kann analysiert
werden, wie sich die Energieverbräuche im Kontext der Stadtstruktur und im Vergleich zu
konventionellen Fahrzeugen oder auch zu anderen Formen der nachhaltigen Mobilität darstellt. Daher
werden in EMiS die Nutzer der Elektrofahrzeuge nach ihren Mobilitätsgewohnheiten befragt. In
unterschiedlichsten Fallstudien wird die Nutzung von Elektromobilität praxisnah getestet: So
erproben die Partner zum Beispiel ein wohnortnahes eCarSharing System, bei dem die Fahrzeuge mit
dem in einem neuen Wohnbauprojekt dezentral produzierten Strom (Kraft-Wärme-Kopplung) betankt
werden. Um die energetischen Einsparmöglichkeiten bei kommunalen Nutzfahrzeugen zu untersuchen,
wird ein Hybrid-Abfallsammler eingesetzt, der zudem leiser ist und deshalb schon Frühmorgens
unterwegs sein kann.
Die Daten aller Partner beziehungsweise Fallstudien binden die Wissenschaftler des Städtebau
Instituts der Universität Stuttgart in eine Gesamtmodellierung ein. Ziel ist es, eine auf andere
deutsche Mittelstädte übertragbare Typologie zu entwerfen, die die Potentiale und Grenzen der
Elektromobilität hinsichtlich der Stadt- und Klimaziele in der Stadtstruktur verankert. Das
Städtebau Institut wurde zudem durch das Bundesministerien für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
(BMVB) mit der überregionalen Begleitforschung für das Themenfeld „Stadt & Verkehr“ beauftragt,
um die konkreten stadtplanerischen und städtebauliche Belange hinsichtlich der Umsetzung der
Elektromobilität in den Kommunen zu analysieren. In diesem Rahmen finden in den Modellregionen
Stuttgart, Düsseldorf, Bremen und Leipzig Workshops statt. Schwerpunkte sind die Themen „Wohnen und
eCar-Sharing“, „kommunales eFuhrparkmanagement“, „Wohnen und regionale Energien/gewerbliches
eCar-Sharing“ sowie „Verwaltungsstrukturen und ÖPNV“. Die Ergebnisse werden Ende 2013 in Form eines
Leitfadens für die Städte und Kommunen veröffentlicht.
Kontakt: Prof. Wolfgang Rid, Tel. 0711/685-83352, wolfgang.rid (at)
si.uni-stuttgart.de
Weitere Projekte im Schaufenster Elektromobilität LivingLab BW mobil mit Beteiligung der
Universität Stuttgart:
• Umweltfreundliche Kommunalfahrzeuge (Institut für Arbeitswissenschaft und
Technologiemanagement, IAT)
• M87 Case Study House for the Future (Institut für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren,
ILEK)
• Ludwigsburg Intermodal (Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement, IAT,
und Städtebau Institut)
• eCarPark Sindelfingen (Städtebau Institut)
• Integriertes Flottenladen (Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement, IAT)
• Elektromobilität am Arbeitsplatz - Charge @ work (IAT)