Während der Corona-Pandemie bin ich Mitglied in der vom Rektorat eingerichteten Taskforce Digitale Lehre und Koordination der operativen Gruppe der Taskforce Digitale Lehre. Meine beruflichen Aufgaben haben sich weniger geändert als intensiviert. Alles ist mehr, dichter und damit anstrengender geworden, weil Erholungsphasen ausgefallen sind.
In der Medienabteilung der Technischen Informations- und Kommunikationsdienste (TIK) sind wir modular in verschiedenen Arbeitsgruppen organisiert und reagieren damit seit jeher dynamisch auf neue technische Herausforderungen. Und wir arbeiten schon seit Jahren stark digital unterstützt, da die räumliche Verteilung der Kolleg*innen dies seit jeher erforderlich macht. Daher war der Wechsel ins Homeoffice kein gravierender Einschnitt in die Arbeitsgewohnheiten.
Mitglied in der Taskforce Digitale Lehre
Die Arbeit in der Taskforce Digitale Lehre war eine neue Erfahrung für mich, da hier zum ersten Mal Hochschulleitung, zentrale Einrichtungen, Professoren, Mittelbau und Studierende gemeinsam abgestimmt intensiv am Thema Digitalisierung kooperiert haben. Mit der Taskforce Digitale Lehre, aber auch durch die wichtige Rolle, die die Medienabteilung des TIK während der Pandemie zur Aufrechterhaltung der Lehre hatte, hat sich nach meinem Gefühl der Blick der Uni auf das TIK geändert. Die Wertschätzung für unsere Arbeit ist gestiegen und wir werden viel häufiger und früher in neue Projekte und Vorhaben einbezogen.
Am schwierigsten war es für mich, die Wünsche des Rektorats und Vorgaben des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK) auf in operativ umsetzbare Maßnahmen in Technik und Mediendidaktik zu übersetzen, die direkt wirksam werden und von Lehrenden und Studierenden sofort möglichst intuitiv nutzbar sind. Bewältigt habe ich das mit der Unterstützung der Taskforce Digitale Lehre und mit meinen vielen tollen Kolleginnen und Kollegen; daher möchte ich lieber sagen: wir haben das bewältigt.
Unsere größte Herausforderung war die Skalierung bestehender E-Learning-Dienste, die Einführung neuer Dienste und das Erstellen der dafür erforderlichen Dokumentation und der Beratung aller Angehörigen der Uni. Möglich wurde dies durch die hervorragende intensive Zusammenarbeit von TIK und Hochschuldidaktik und unseren studentischen eScouts.
Neue Chancen für die Universität
Auch an der Universität Stuttgart wirkte die Pandemie als Katalysator für die Digitalisierung und Modernisierung der Arbeitsgewohnheiten. ILIAS, Veranstaltungsaufzeichnungen, Webex, aber auch Anwendungen wie Conceptboard als webbasiertes, kooperativ nutzbares Whiteboard sind aus dem Alltag gar nicht mehr wegzudenken. Gleichzeitig beobachte ich, dass diese Entwicklung von vielen Lehrenden und Studierenden reflektiert und auf die entstehenden Mehrwerte hin genutzt wird. Ich hoffe, dass die ad hoc aus dem Boden gestampften neuen Services des TIK als strukturbildende Maßnahmen für die Modernisierung der Uni gesehen werden, die sie meines Erachtens sind und als Angebot für die Uni verstetigt werden. Ob das von der Hochschulleitung gewünscht ist, weiß ich nicht.
Ansonsten sehe ich Schwierigkeiten, die neuen Dienste mit den bestehenden personellen Ressourcen nachhaltig zu betreiben, da wir in den letzten beiden Jahren „über unsere Verhältnisse gelebt haben“. Damit meine ich: die neuen Dienstleistungen konnten nur durch großen Einsatz der Beschäftigten des TIK (bis zur Selbstausbeutung), Überstunden, Vernachlässigung anderer Tätigkeiten und „Kannibalisierung“ von Projektpersonal, das eigentlich für andere Themen eingestellt war, erbracht werden.
Last, but not least möchte ich als wichtige Veränderung, die ich beobachte und für die Universität sehr positiv finde, hinweisen: die neue, verantwortungsvollere Rolle der Studierenden für ihr Studium und für die Universität als Lehr- und Lernraum. Unserem Aufruf, sich zum/zur eScout ausbilden zu lassen, folgen jedes Semester viele engagierte Studierende, die sich voller Begeisterung in eine Zusammenarbeit mit Lehrenden begeben, die auf Augenhöhe erfolgt. Wenn sich diese Haltung verstetigen sollte, können wir in Zukunft Universität ganz anders denken und gestalten.
Persönlich nehme ich aus der Erfahrung mit: Digitalisierung ist schön, macht aber viel Arbeit.