Bei der Computer-Messe Cebit in Hannover vom 20. bis 24. März zeigen die Startups Blickshift, DICEhub und meSchup gemeinsam mit dem Höchstleistungs-Rechenzentrum HLRS die Universität Stuttgart als starken Mitspieler in einem weltweit wachsenden Feld – und können selbst ihr Netzwerk erweitern.
HLRS – Vernetzung mit Rechenleistung
Ein windschnittiges Motorrad am Stand der Universität steht symbolisch für die eher sperrig klingenden Themen wie Numerische Simulationen, Augmented Reality, Unfallrekonstruktion oder Aerodynamiksimulation. Das Höchstleistungs-Rechenzentrum HLRS zeigt an einem Praxisbeispiel, was die Computerleistung ihres Superrechners Hazel Hen schaffen kann.
Das Motorrad steht nicht nur in der Realität: Als Laser-Scan ist es digitalisiert und dient dazu, am Rechner Windschnittigkeit zu testen, in einer Filmaufnahme eingeblendet zu werden oder als Ergänzung zu Crashtests zu funktionieren.
Für das HLRS, das schon seit vielen Jahren auf der Cebit ausstellt, ergeben sich immer wieder neue Kontakte. „Wir haben schon heute früh eine Forschungsvereinbarung unterzeichnet“, antwortet Dr. Uwe Wössner, der Leiter der Abteilung Visualisierung, am Mittwoch auf die Frage nach Erfolgen.
Gemeinsam mit koreanischen Partnern plant das Zentrum nun eine gemeinsame Software, um kleineren und mittleren Unternehmen Zugang zu Rechenleistungen zu ermöglichen, mit denen sie ihre Simulationen einfacher durchführen.
Blickshift – Vernetzung zwischen Mensch und Auto
Eyetracking ist ein Blickfänger – auch im übertragenen Sinn. Entsprechend bleiben regelmäßig Besucherinnen und Besucher am Tisch von Blickshift stehen. Das Startup kann im Automobilbereich punkten und auch auf der Cebit Interesse wecken, indem es Eyetracking-Systeme mit Datenanalyse verbindet.
Eine Anwendung könnte Autofahren sicherer machen: Das System erkennt an der Blickrichtung, ob die Fahrerin oder der Fahrer eines Autos alle Elemente der Umgebung wahrgenommen hat. So kann es beispielsweise eine Warnung ausgeben, wenn außerhalb des Sichtfelds ein Motorrad überholt.
Drei Doktorarbeiten an der Universität Stuttgart flossen in das Projekt. Die Gründer konnten sich Unterstützung beim Förderprogramm „Startup Autobahn“ sichern. Derzeit stehen die Ingenieure in Verhandlungen mit größeren Automobilherstellern. Auf der Cebit können Dr. Michael Raschke und Dr. Michael Wörner Gespräche führen, für die sie sonst viele einzelne Reisen unternehmen müssten.
Mögliche Kunden meldeten sich spontan. „Wir sehen den Auftritt als Erfolg. Es gab schon sehr konkrete Schritte“, sagt Wörner im Blick auf die Gespräche. Unter anderem steht eine Vereinbarung zum Datenaustausch mit einem interessierten Unternehmen an.
DICEhub – Vernetzung von Software
Wie einfach wäre es doch, wenn es eine App gäbe, die jeweils genau die Aufgaben vernetzt durchführt, die in der Forschung gerade benötigt werden. Diesen Traum setzt das Startup DICEhub um. Die Luft- und Raumfahrtingenieure haben eine Art Google Play oder App Store für technische und naturwissenschaftliche Anwendungen erfunden.
Die Vernetzung liegt hier darin, dass Anwender beliebige Apps verknüpfen und ihre Daten untereinander austauschen können. Ingenieure oder Wissenschaftler suchen sich von der Simulation bis zur Dokumentation die Elemente, die sie brauchen. So entsteht eine komplexe Prozesskette aus einfachen Bausteinen.
Bis das App-Portal im August für die Öffentlichkeit online geht, möchten die Gründer von DICEhub sich selbst weiter vernetzen. Auf die Cebit waren sie „eigentlich nur für die Preisverleihung gekommen“, sagt der Initiator Rostyslav Lyulinetskyy. Das Startup erhielt am Dienstag einen Gründerpreis für digitale Innovation.
Auf dem Stand der Universität stellte das Startup nur einen Tag lang sein Konzept vor. Offenbar erfolgreich, denn Investoren aus Hightech-Unternehmen kamen für Gespräche vorbei. Ausgerechnet auf der Messe in Hannover trafen sie auf den Stuttgarter Vertreter einer Vereinigung deutscher Erfinder, der sich zudem an einer Zusammenarbeit interessiert zeigte.
meSchup – Vernetzung von allem mit allem
Schalter und Sensoren aller Art liegen auf den zwei Tischen des Startups meSchup. Vernetzung ist hier das Konzept: Egal ob Geräte über WLAN, Bluetooth oder ZWave kommunizieren, ein zentraler Hub verbindet sie. Auf dem Hub sind viele verschiedene Apps installiert. So genügt eine Plattform, um Licht zu dimmen oder die Kaffeemaschine zu steuern.
Ein Hersteller, der seit 60 Jahren auf Lampen spezialisiert ist, kann mithilfe des jungen Unternehmens schnell und sicher eigene Produkte vernetzen. Aus der Wohnzimmerlampe wird so ein Smart-Home-Element – ohne, dass der Leuchtenhersteller neue Hardware entwickeln muss.
Auf der Cebit zeigen Thomas Kubitza und Patrick Bader, ehemalige Doktoranden des Instituts für Visualisierung, dass sie auch die Vernetzung mit Menschen beherrschen: Sehr viele neue Kontakte springen für die Informatiker heraus, etliche Gespräche mit möglichen Investoren, etwa aus China, können sie führen.