Die Energiewende gemeinsam gestalten

3. Juli 2020, Nr. 45

Start des Kopernikus-Forschungsprojekts Ariadne mit Beteiligung der Universität Stuttgart
[Bild: Alpha Ventus]

Von der Stromversorgung über die Industrie bis hin zu den Pariser Klimazielen, von einzelnen Sektoren bis hin zum großen Ganzen: Mit dem Projekt Ariadne startet jetzt ein Verbund führender Forschungseinrichtungen die Arbeit an einem beispiellos umfassenden Forschungsprozess zur Gestaltung der Energiewende. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) über drei Jahre mit insgesamt 30 Millionen Euro gefördert. Ziel ist es, die Wirkung verschiedener Politikinstrumente besser zu verstehen, um gesellschaftlich tragfähige Energiewende-Strategien entwickeln zu können. Von Beginn an werden politische Entscheider, Wirtschaftsvertreter sowie Bürgerinnen und Bürger über einen groß angelegten Dialogprozess eingebunden.

Die Energiewende erscheint derzeit mitunter in einem Labyrinth der Detailsteuerung gefangen. Notwendig ist eine übergreifende Perspektive, die der Politik einen Weg aus diesem Labyrinth aufzeigt, so wie in der griechischen Mythologie Ariadne den Weg für Theseus weist.

Einen solchen Faden soll das am 1. Juni 2020 gestartete Projekt Ariadne auf Basis von evidenzbasierten interdisziplinären Assessments den Entscheidungsträger*innen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zur Verfügung stellen, um eine verbesserte wissenschaftliche Grundlage aus multidisziplinärer Perspektive zur Gestaltung der deutschen Energiewende zu verschaffen. Dabei werden die Wissenschaftler*innen nicht nur analytisch arbeiten: Zentral ist der als Kern des Projekts angelegte gemeinsame, zielgerichtete Dialog- und Lernprozess zwischen Forschung, Politik und Gesellschaft. Ariadne erarbeitet, bewertet und gestaltet dabei Optionen für die Umsetzung der deutschen Energiewende im Dialog mit den relevanten Stakeholdern.

Beteiligung der Universität Stuttgart

Als eines der großen energiewirtschaftlichen Institute in Deutschland trägt das Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER) der Universität Stuttgart mit seinen umfassenden Kompetenzen im Bereich der Energiesystemanalyse (Strom, Wärme, Industrie) und den hauseigenen Modellierungsansätzen einen wesentlichen Teil zu diesem breit angelegten Forschungsvorhaben bei.

Prof. Kai Hufendiek, Leiter des IER, sagte zum Projektstart: „Wir werden in Deutschland, Europa und weltweit beim Klimaschutz nur dann erfolgreich sein, wenn wir bei der Gestaltung der damit verbundenen Energiewende das gesellschaftlich wünschenswerte, politisch und wirtschaftlich machbare besser mit der wissenschaftlichen Evidenz verbinden, weil wir uns sonst im Irrgarten verlaufen werden.“

Vierte Säule der Kopernikus-Forschungsinitiative

Das BMBF-Projekt Ariadne ist Teil der Kopernikus-Forschungsinitiative. Als vierte Kopernikus-Säule ergänzt Ariadne die Projekte ENSURE, P2X und SynErgie. Zusammen bilden die Kopernikus-Projekte eine der größten deutschen Forschungsinitiativen zum Thema Energiewende. Ziel ist, eine klimaneutrale Bundesrepublik im Jahr 2050 zu ermöglichen.

„Klimaziele allein gewährleisten noch keinen Erfolg, dafür braucht es konkrete Maßnahmen. Und genau hier setzt Ariadne an, um Überblick zu geben und Wege aufzuzeigen durch die komplexen Detailfragen der Energiewende“, erklärt Ottmar Edenhofer, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und Leiter des Kopernikus-Projekts Ariadne: „Mit der einmaligen gebündelten Expertise von 26 Forschungspartnern können wir eine übergreifende Perspektive schaffen, die Wirkung von Politikinstrumenten analysieren und eine ganze Reihe möglicher Politikoptionen aufzeigen – und so auf dem Weg zu einem klimaneutralen Deutschland wichtiges Orientierungswissen für Entscheider bieten.“

Handlungsrelevantes Wissen für Entscheider schaffen

 „Stromerzeugung, Wärme, Verkehr oder Industrie – Ariadne wird detailliertes Sektorwissen erarbeiten, um zielführende Maßnahmen und Wege aufzuzeigen, jedoch immer mit dem Blick auf das große Ganze“, erklärt Gunnar Luderer vom PIK, stellvertretender Leiter des Projekts Ariadne. „Diese übergreifende Systemperspektive ist zentral: So soll ein umfassendes Gesamtbild entstehen im Hinblick auf die Effektivität von Technologien und Politikinstrumenten, aber auch auf die Auswirkungen etwa auf Verteilungsgerechtigkeit, internationale Wettbewerbsfähigkeit sowie Umwelt- und Naturschutz.“

Gesellschaftlicher Dialogprozess

Von Anfang an werden auch Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und der breiten Öffentlichkeit aktiv eingebunden. Dieser gesellschaftliche Dialogprozess wird von einer Policy Unit als Herzstück des Projekts moderiert. „Die Energiewende kann nur in einem gemeinsamen Lernprozess gelingen,“ erklärt Brigitte Knopf, Leiterin der Ariadne Policy Unit und Generalsekretärin des Mercator Research Institute on Global commons and Climate Change (MCC). „Mit Ariadne werden wir dezidiert auf Entscheidungsprobleme der Politik eingehen, gleichzeitig aber auch gezielt Debatten anstoßen im Dialog mit Politik, Energiewendeakteuren sowie Bürgerinnen und Bürgern.“

Erkenntnisse und Ergebnisse des Kopernikus-Projekts Ariadne zur Energiewende werden kontinuierlich über die gesamte Laufzeit bereitgestellt, etwa in Form von Policy Briefs, Themendossiers, Hintergrundpapieren, Visualisierungen und interaktiven Plattformen.

Die Ariadne-Partner:

adelphi| Brandenburgische Technische Universität Cottbus – Senftenberg (BTU) | Deutsche Energie-Agentur (dena) | Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) | Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) | Ecologic Institute | Fraunhofer Cluster of Excellence Integrated Energy Systems (CINES) | Helmholtz-Zentrum Geesthacht | Hertie School | Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen | Institut der deutschen Wirtschaft Köln | Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität | Institute For Advanced Sustainability Studies (IASS) | Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) | Öko-Institut | Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) | RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung | Stiftung 2° - Deutsche Unternehmer für Klimaschutz | Stiftung Umweltenergierecht | Technische Universität Darmstadt | Technische Universität München | Universität Hamburg | Universität Münster | Universität Potsdam | Universität Stuttgart – Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER) | ZEW - Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung

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