Stabübergabe der Gleichstellungs­beauftragten

29.11.2021

Dr. Grazia Lamanna ist seit Oktober 2021 Gleichstellungsbeauftragte der Universität Stuttgart. Sie hat das Amt von Prof. Nicole Radde übernommen, die die Aufgabe seit 2017, d.h. über zwei Amtszeiten, innehatte. Im Interview berichten beide von ihrer Arbeit.

Dr. Grazia Lamanna forscht am Institut für Thermodynamik der Luft- und Raumfahrt, vor wenigen Tagen hat sie ihre Habilitationsschrift abgegeben, in der sie sich mit Tropfendynamik und Einspritzphänomenen beschäftigt. Sie ist integriert in den Transregio 75 und dem Exzellenzcluster Simtech. Mit dem Thema Gleichstellung hat sich die Mutter von zwei Kindern schon als Gleichstellungsbeauftragte der Fakultät und des TR75 beschäftigt. Auf das Amt der Gleichstellungsbeauftragten gab es dieses Mal vier Bewerberinnen, der Senat wählte im Juli auf Vorschlag des Senatsausschusses für Diversity und Gleichstellung Dr.-Ing. Grazia Lamanna. Zu ihren Stellvertreterinnen wurden Dr. Susanne Becker, Dr.-Ing. Dietlinde Schmitt-Vollmer und Dr.-Ing. Annett Udoh gewählt. 

Zur Übergabe gab es ein offizielles Treffen mit dem Gleichstellungsreferat, darüber hinaus haben Dr. Grazia Lamanna (links) und Prof. Nicole Radde weitere Gespräche geführt. „Das Gleichstellungsreferat ist eine große Hilfe für mich. Insbesondere von den langjährigen Erfahrungen von Beate Langer, der Leiterin des Gleichstellungsreferats, profitiere ich sehr“, so die neue Gleichstellungsbeauftragte.

Während der Corona-Pandemie hat sich die Situation vieler Familien verschlechtert, stellen Lamanna und Radde fest, sie haben die Erfahrungen gemacht, dass insbesondere Frauen überproportional belastet sind. Im Gespräch zur Stabübergabe berichtet Prof. Nicole Radde, welche Schwerpunkte sie in ihrer Amtszeit gesetzt hat, und Dr. Grazia Lamanna erläutert, wie sie die Aufgabe weiterführen möchte.

Frau Radde, auf welche während Ihrer Amtszeit erreichten Ziele sind Sie besonders stolz, wo lagen Ihre Schwerpunkte?

Prof. Nicole Radde: Besonders wichtig war mir das Thema Familienfreundlichkeit. Ich wollte stärker für das Thema sensibilisieren und das Bewusstsein und die Sichtbarkeit an der Universität Stuttgart erhöhen. Während meiner Amtszeit haben wir die Kinderbetreuungsplätze mehr als verdoppelt und weitere Angebote, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bzw. Studium verbessern, auf der Webseite des Gleichstellungsreferats sichtbar gemacht. Zudem haben wir Multifunktionsräume eingerichtet, so fand z.B. 2019 die Einweihung des Eltern-Kind-Zimmers auf dem Campus in Vaihingen statt, dessen Nutzung online buchbar ist.

Ein weiteres wichtiges Ziel war die Zusammenarbeit mit den Verbünden. Das Pooling-Konzept hat schon meine Vorgängerin Dr. Gabriele Hardtmann angestoßen. Wir haben es inzwischen weiter ausgebaut. Unser Pooling-Synergien für die Chancengleichheit in Forschungsverbünden ist ein Zusammenschluss der DFG-geförderten Verbundforschungsprojekte der Universität Stuttgart, es ermöglicht den Forschungsverbünden die Umsetzung gemeinsamer Gleichstellungsaktivitäten und bietet darüber hinaus eine Plattform der Vernetzung und des Austausches zur Chancengleichheit. Durch das Pooling können die von der DFG bereitgestellten Mittel besser genutzt werden. Die Forschungsverbünde erhalten Unterstützung. Wir machen Vorschläge, beraten Doktorandinnen, es gibt Coaching-Programme und vieles mehr.

In meiner zweiten Amtszeit haben wir gemeinsam mit dem Prorektorat für Wissenschaftlichen Nachwuchs und Diversity das Thema Diversity vorangetrieben. Wir haben das Thema in die Strukturen der Universität und ihrer Gremien verankert, wollten dabei aber keine Doppelstrukturen schaffen. Der Senatsausschuss Gleichstellung wurde beispielsweise zum Senatsausschuss Diversity und Gleichstellung, der Gender-Beirat zum Diversity-Beirat. Hierbei ändert sich natürlich nicht nur der Name, sondern auch die Zusammensetzung und Ausrichtung.

Frau Lamanna, warum haben Sie das Amt der Gleichstellungsbeauftragten übernommen?

Dr. Grazia Lamanna: Nicole Radde hatte mich angeschrieben. Ich denke, es ist eine interessante Aufgabe. Denn obwohl sich in den letzten Jahren im Bereich Gleichstellung schon sehr viel verbessert hat, gibt es immer noch viele Barrieren, wenn man Familie und Beruf bzw. Studium vereinbaren möchte. Gerade aktuell war und ist es sehr schwierig im Home Office mit einem Vollzeitjob noch Home Schooling bzw. Kinderbetreuung unter einen Hut zu bringen. Ich bin jetzt seit einigen Wochen im Amt und in dieser Zeit haben mir sehr viele Doktorandinnen und Studentinnen geschrieben und ihre Situation geschildert. Darüber hinaus komme ich selbst aus der Wissenschaft und habe schon als Fakultätsgleichstellungsbeauftragte gearbeitet, deshalb weiß ich, welche Probleme in diesem Zusammenhang anfallen können.

Ein hohes Maß an Flexibilität ist von großer Bedeutung für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bzw. Studium.

Dr. Grazia Lamanna, Gleichstellungsbeauftragte der Universität Stuttgart

Welche Aufgaben sind Ihnen besonders wichtig?

Meine Ziele unterscheiden sich im Prinzip nicht von denen meiner Vorgängerin. Auch ich möchte die Familienfreundlichkeit weiter ausbauen. Vielleicht ist es jetzt eine gute Gelegenheit, dass sich die Mentalität an der Universität weiter ändert. Corona hat gezeigt, dass Arbeiten im Home Office grundsätzlich gut möglich ist. Auch Hybrid-Veranstaltungen in der Lehre wären oft von Vorteil für Studierende als Teilnehmende sowie für Doktor*andinnen im Lehrbetrieb, so könnte jede*r je nach Bedürfnis flexibel entscheiden, welches Format besser passt. Das Pooling-System habe ich im TR 75 als Teilnehmerin selbst als sehr hilfreich erlebt, deshalb möchte ich auch dies weiter vorantreiben.

Was sind aktuell Punkte, die Sie angehen möchten?

Es ist wichtig, dass wir die Führungskräfte für das Thema Familienfreundlichkeit und Vereinbarkeit sensibilisieren. Auf der anderen Seite müssen auch die Betroffenen über ihre Möglichkeiten und Rechte sowie die Pflichten der Uni als Arbeitgeberin aufgeklärt werden. Hier werde ich zukünftig eng mit der Personalentwicklung und mit GRADUS zusammenarbeiten. Eine systematische Zusammenarbeit mit GRADUS ist besonders wichtig, um zu gewährleisten, dass die Thematik in die Breite getragen werden kann und die vorhandenen Ressourcen dabei effektiv genutzt werden können.

Ein weiterer Punkt ist das Thema Berufungsverfahren, hier sollten wir eine bessere Vergleichbarkeit schaffen. Die drängendste Aufgabe ist im Moment die Veröffentlichung des neuen Gleichstellungsplans 2021-2025. Dieser wurde als Bestandteil des SEPUS bereits Anfang Oktober 2020 beim MWK eingereicht, noch ist die Genehmigung nicht erfolgt.

Dieses Bild zeigt Grazia Lamanna

Grazia Lamanna

Dr.

Gleichstellungsbeauftragte

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