Rassismus erkennen – Verhalten verändern

Nachbericht zur Keynote von Antidiskriminierungsexpertin Tupoka Ogette
[Foto: Tupoka Ogette]

Tupoka Ogette, Autorin und Expertin für Vielfalt und Antidiskriminierung, sprach am 04. Juni 2020 in einem digitalen Vortrag an der Universität Stuttgart über das Thema Rassismus und wie man ihm im Alltag begegnen kann. Grundlage des Keynote-Vortrags war ihr Buch „exit RACISM“- rassismuskritisch denken lernen“. Initiiert wurde die Veranstaltung von Sarah Walz, der Koordinatorin des Interkulturellen Mentoringprogramms und war mit 300 Teilnehmern ausgebucht.

Zu Beginn der Veranstaltung verwies die Autorin auf den Status, der weiße Menschen davor bewahrt, Rassismus als solchen wahrzunehmen. Diesen Status nennt sie in ihrem Buch „Happyland“. Ob eine Situation rassistisch ist, wird Ogette zufolge zunächst diskutiert, nicht entlarvt und damit relativiert.

Rassismus innerhalb der Gesellschaft

Die Rednerin schilderte  an zahlreichen persönlichen Beispielen, wie Rassismus in der deutschen Gesellschaft verankert ist und wie schwer es Menschen gemacht wird, die sich Rassismus entgegenstellen oder die damit konfrontiert werden. Der Vortrag verdeutlichte, dass schwarze Menschen häufig Situationen erleben, in denen sie sich mit dem Thema Rassismus auseinandersetzen müssen. Vergleichbare Geschichten und Erlebnisse von Diskriminierung und Rassismus wie von Tupoka Ogette seien keine Seltenheit, jedoch würden sie häufig nicht erzählt. Ein offener Dialog basierend auf Respekt, sich zu informieren und eigenen Vorurteile reflektieren, können dazu beitragen, Rassismus zu bekämpfen, erklärte die Autorin in ihrem Vortrag.

Die studierte Wirtschaftswissenschaftlerin und Afrikanistin Ogette wies ferner darauf hin, dass zu ihrer Studienzeit Forschung zum Thema Afrikanistik in erster Linie von weißen Menschen betrieben wurde. Sie verwies auf die Gefahr für die Subjektivität der Forschungsergebnisse durch die Sozialisation der Forschenden. Weiter müsse man sich klar sein, welche Menschen die aktuellen Debatten dominieren und ob betroffene Personen auch wirklich zu Wort kommen.

Rahmen für Gespräche schaffen

Zum Abschluss der Veranstaltung gab es die Möglichkeit, sich direkt mit der Autorin auszutauschen. Studierende wendeten sich dabei mit der Frage an die Antidiskriminierungstrainerin, was sie, als weiße Studierende machen können, wenn sie sich mit schwarzen Mitstudierenden solidarisch zeigen möchten? Auch wurde die Frage gestellt, was weiße Mitarbeiter*innen zum Beispiel an der Universität machen können, um auf die Thematik aufmerksam zu machen und sich anti-rassistisch zu verhalten. Veranstaltungen wie diese, Trainings, Workshops, Vorträge und offene Tische für Studierende und Mitarbeitende anzubieten, war ihre Empfehlung. Von Seiten des Interkulturellen Mentoringprogramms wurde diese Empfehlung begrüßt. Die Erfahrung habe gezeigt, dass das Thema auf großes Interesse stoße.

Prof. Wolfram Ressel zeigte sich erfreut über die Resonanz der Veranstaltung und würdigte das Engagement aller, die sich an der Universität für Diversität und gegenseitigen Respekt einsetzen. „Gerade der Diversity-Tag, der vor kurzem unter dem Slogan „Intelligent durch Vielfalt“ veranstaltet wurde, hat gezeigt, wie viele Ideen an unserer Universität verfolgt werden, um unsere Kultur der Integration vital auszugestalten“, betonte der Rektor. Das neue Diversity-Konzept der Universität schaffe dafür den angemessenen Rahmen. „Eine aktive Auseinandersetzung mit dem Thema Rassismus hilft Toleranz in Denken und Handeln zu verankern. Diskriminierung zu vermeiden ist der Schlüssel zu gelebter Diversität“, fügte die Prorektorin für wissenschaftlichen Nachwuchs und Diversität Prof. Monilola Olayioye an.

Über Tupoka Ogette:

Tupoka Ogette wurde 1980 in Leipzig geboren und studierte Afrikanistik und Wirtschaftswissenschaften. Aktuell arbeitet sie als Expertin für Vielfalt und Antidiskriminierung, leitet Trainings, Workshops und Seminare zu Rassismus und dessen Auswirkungen auf die deutsche Gesellschaft und ist als Rednerin, Beraterin und Autorin tätig.

Weitere Informationen

Zum Seitenanfang