Am Girls Day wurden Schlüsselanhänger mit einem 3D-Drucker gedruckt.

„Ingenieurin mit Glitzerschuhen“ - Girls' Day ermutigt Schülerinnen für MINT-Berufe

05. Mai 2021

Am 22. April beteiligt sich die Universität Stuttgart am Girls' Day. Sie zeigt Schülerinnen, wie viel Freude experimentieren, forschen und bauen macht. Auch Wissenschaftsministerin Theresia Bauer ist zu Gast.

Ein 3D-Drucker druckt einen Schlüsselanhänger.
Über eine Webkamera können die Schülerinnen live zusehen, wie der 3D-Drucker arbeitet.

Langsam fährt der 3D-Druckkopf über die Druckplatte. Einmal nach links und rechts und wieder zurück. Dabei entsteht eine 0,2 Millimeter dünne Schicht aus Plastikfilament. Sobald der 3D-Drucker ein Rechteck gedruckt hat, springt der sogenannte Extruder eine Stufe höher und beginnt mit der nächsten Schicht. Der 3D-Druck ist für den Workshop "Aus Idee mach Ding: 3D-Modelle entwerfen und drucken". Über eine Videokamera wird er live in die Onlineveranstaltung übertragen und 15 Schülerinnen sehen dabei zu, wie die grüne Plastikform auf der Druckplatte in die Höhe wächst, bis am Ende ein Schlüsselanhänger entsteht.

Auch Theresia Bauer, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst, besucht virtuell die Universität Stuttgart am Girls' Day. Sie ist Schirmherrin der Aktivitäten in Baden-Württemberg und betont, dass der Girls' Day an der Universität wichtig sei: „Wir brauchen unsere Hochschulen, damit wir gut gewappnet in die Zukunft gehen. Wir haben so viele ungelöste Probleme und Aufgaben. Dafür brauchen wir viele Menschen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, die Ideen haben, schlau sind und Lust haben mit uns daran zu arbeiten, Probleme zu lösen.“

3D-Druck mit Kuchen und Zuckerguss erklärt

Maria Barnhart, die den Workshop gemeinsam mit Sannah König leitet, erklärt den Mädchen was sie sehen: „Der 3D-Drucker arbeitet mit dreidimensionalen Objekten. Das heißt, sie haben ein X-, eine Y- und eine Z-Achse.“ Maria Barnhart, die bei den Technischen Informations- und Kommunikationsdiensten (TIK) der Universität arbeitet, erklärt, wie sie ein 3D-Objekt mit dem Online-3D-Modellierungsprogramm Tinkercad erstellt. Das fertige Objekt wird in eine sogenannte STL-Datei exportiert. „Auf dem Computer habe ich eine sogenannte Slicing-Software. Diese erkennt meine STL-Datei als zusammenhängendes 3D-Objekt und zerlegt dieses dann in Schichten. Stellt euch vor, ihr habt einen Kuchenboden. Wenn ihr ihn in Schichten teilen wollt, müsst ihr ihn mit einem Messer teilen“, erklärt sie. Der 3D-Drucker druckt dann die Schichten übereinander. Das könne man sich wie Zuckerguss vorstellen, der in Schichten gespritzt wird. „Es gibt sogar 3D-Drucker, die Schokolade drucken“, lacht Maria Barnhart.

Abbildung eines 3D-Modells in Tinkercad.
Die Schülerinnen erstellen mit Tinkercad Schlüsselanhänger mit ihren Namen.

Keine Angst vor Gasbrennern, Fußball oder Autorennen

Während des Workshops gestaltet jedes Mädchen mit Tinkercad einen Schlüsselanhänger mit ihrem Namen als 3D-Modell. Das ist nicht immer einfach und bei der ein oder anderen Schülerin purzeln die Buchstaben im Zeichenprogramm durcheinander. „Ich fand es schwierig, aber bei den letzten beiden Buchstaben hatte ich den Dreh raus, wie man es verschieben und hochziehen muss“, sagt eine Schülerin. Um motiviert zu bleiben und durchzuhalten sind Vorbilder wichtig, weiß Sannah König. „Es ist wichtig Menschen zu sehen, die etwas gut können, was man selbst gerade anfängt“, meint die Mediendidaktikerin vom TIK. Ihr Vorbild sei Margaret Hamilton, die Leiterin der Softwareentwicklung auf Apollo-Missionen. Auch die Schülerinnen haben Frauen, die sie richtig cool finden, wie die Rennfahrerin Carrie Schreiner, die Fußballerin Giulia Gwinn oder Arina Averina, die Wettkämpfe in rhythmischer Sportgymnastik gewonnen hat.

Eine Schülerin erzählt von ihrer Chemielehrerin, die ihr Mut gemacht hat den Gasbrennerführerschein zu machen. „Ich habe einmal eine Wunderkerze in der Hand gehabt und dann sind mir Funken auf die Hand geflogen. Das tat ein bisschen weh. Deshalb habe ich Angst kleine Streichhölzer anzuzünden“, sagt sie. Beim Anzünden des Gasbrenners habe ihre Lehrerin ihr die Angst genommen und Mut zugesprochen. „Dann habe ich es angezündet und sie hat gesagt, dass ich das super gemacht habe“, erzählt die Schülerin stolz. „Danach wollte ich das Streichholz auspusten, aber ich hatte eine Maske auf. Die halbe Klasse hat angefangen zu lachen. Und ich auch.“

Mit Begeisterung Neues schaffen

Am Ende des Workshops schaffen es alle Schülerinnen ihr 3D-Modell fertig zu gestalten. Die Schlüsselanhänger werden dann an der Universität Stuttgart ausgedruckt und den Mädchen per Post geschickt. Die fertigen 3D-Modelle der Schlüsselanhänger zeigen die Schülerinnen auch der Wissenschaftsministerin Theresia Bauer und sprechen mit ihr über Talente. Welche Talente braucht man in der Politik? „Ich glaube, man muss Menschen motivieren können, etwas zu tun. Und man muss viel Spucke haben zum Reden. Man muss bereit sein, alles zu geben. Nicht nur ein bisschen kämpfen, sondern mit ganzer Energie, mit ganzer Leidenschaft, die man hat“, sagt Theresia Bauer. Sie habe früh angefangen Gruppen zu organisieren, Kompromisse einzugehen und ein gemeinsames Ziel zu verfolgen. Auch ihr Vorbild verrät die Ministerin: Ihre Deutschlehrerin, die eine Begeisterung für das hatte, worüber sie sprach und das auch zeigte.

Screenshot des Workshopboards, mit dem die Schülerinnen arbeiten.
Während dem Workshop arbeiten die Schülerinnen mit einem Konzeptboard. Dort sammeln sie Bilder von ihren Hobbys, Vorbildern oder Abbildungen ihrer Schlüsselanhänger.

Auch die TIK-Mitarbeiterinnen wollen die Schülerinnen begeistern und ermutigen. Sannah Königs Tipp für die Mädchen, wenn jemand ihnen sagt, dass sie etwas nicht können, ist: Einfach machen. „Mit so viel Glitzer oder nicht Glitzer wie ihr wollt im Leben. Egal was andere Leute euch sagen.“ „Man darf auch Ingenieurin mit Glitzerschuhen sein“, ergänzt Maria Barnhart.

Girls' Day an der Universität Stuttgart
Der 3D-Workshop wird im Rahmen des Verbundprojekts MakEd_digital, durchgeführt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Kontext der Professional School of Education Stuttgart-Ludwigsburg gefördert wird und den Aufbau pädagogisch-didaktischer Makerspaces zum Ziel hat. Die Veranstaltung ist eine von mehr als 30 Aktionen, die die Universität am Girls' Day anbietet, um Mädchen zu zeigen, wie spannend Naturwissenschaften und Technik sind. Schülerinnen der fünften bis zehnten Klasse können einen Tag in den Unibetrieb hineinschnuppern, sehen in welchen Bereichen Wissenschaftlerinnen arbeiten und selbst neue Techniken erforschen. Das Interesse der Schülerinnen an den Angeboten der Universität ist jedes Jahr hoch und auch dieses Mal waren viele Veranstaltungen schnell ausgebucht. Tanja Walther, die den Girls' Day an der Universität Stuttgart organisiert, freut sich, dass sich mehr als 450 Schülerinnen angemeldet haben.

„Über solche Fragen habe ich noch nie nachgedacht!“ - Veranstaltung How-to-Startup am Girls' Day

Zum Seitenanfang