Wie wirken CO₂-Preisverläufe auf die Entwicklung des Stromsystems?

6. Dezember 2023

Der Preis bestimmt maßgeblich die Kaufentscheidung – das trifft auch auf den CO₂-Preis und die Transformation hin zu einer klimaneutralen Energieversorgung zu. Ariadne-Forschende am Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung haben die Wirkung von CO₂-Preisschwankungen auf die Entwicklung des Stromsektors jetzt untersucht.

Die Analyse von Ariadne-Forschenden am Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER) zeigt zum Beispiel: Bei einem CO2-Preishoch werden mehr Erneuerbare Energien bis 2030 ausgebaut. Dies ist zwar mit höheren Kosten verbunden als bei einem Verlauf mit niedrigem CO2-Preis, die Energiewende schreitet jedoch schneller voran, weshalb die Kosten-Nutzen-Bilanz von frühen hohen CO2-Preissignalen insgesamt positiv ausfällt. Finanzielle Mehrbelastungen der Privathaushalte durch einen schnell steigenden CO2-Preis sollten zudem kompensiert werden, um soziale Ungleichheiten abzuschwächen.

Die Entwicklung von CO2-Preisen wird in Szenarien häufig linear dargestellt – tatsächlich zeigt aber der historische Verlauf, dass die Preise Schwankungen unterliegen und nicht annähernd einer geraden Linie folgen. Annahme hinter dem linearen Preisverlauf ist, dass Zertifikatsmengen mit der Zeit kontinuierlich geringer werden. Damit werden allerdings andere Einflüsse auf den Preis vernachlässigt, beispielsweise dass Zertifikate auch „gespeichert“ und zu einem späteren Zeitpunkt eingesetzt, also Mengen zeitlich verschoben werden können. Unter anderem dadurch können erhebliche Preisschwankungen entstehen.

Durch diese Preisschwankungen sind auch die Effekte auf den Ausbau Erneuerbarer Energien und die Weiternutzung von fossilen Gaskraftwerken nicht gleichbleibend, sondern passen sich dem tatsächlichen CO2-Preis an: Bei einem vorübergehenden Einbruch des CO2-Preises kann sich zum Beispiel durch den entfallenden Handlungsdruck der Ausbau von Erneuerbaren Energien verzögern. So zeigt die Analyse unter anderem, dass sich bei einem niedrigen CO2-Preis Investitionen in Wind und Photovoltaik zeitlich nach hinten verschieben, während sich gleichzeitig der Geldfluss in Gaskraftwerke und damit auch die Emissionsmenge des Stromsektors erhöht. Die Forschenden argumentieren für die Notwendigkeit und Vorteile von frühen hohen CO2-Preisen am Emissionsmarkt bis 2030, um die Transformation des Stromsektors hin zu einer klimaneutralen Energieversorgung zielgerichtet zu steuern.

Zur Publikation

Über das Energiewende-Projekt Ariadne: Im Konsortium von mehr als 27 Forschungseinrichtungen führt Ariadne durch einen gemeinsamen Lernprozess mit Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, erforscht Optionen zur Gestaltung der Energiewende und erarbeitet wichtiges Orientierungswissen für politische Entscheider*innen. Zu den Ariadne-Forschenden zählt das Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung der Universität Stuttgart. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) über drei Jahre gefördert. 

Im Rahmen des Ariadne-Projekts haben Forschende des Instituts für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung bereits mehrere Publikationen seit 2020 veröffentlicht. In diesem Jahr zum Beispiel:

Auswirkungen der Energiekrise und des Klimaschutzes
Mit Fernwärme die Klimaneutralität schaffen?
Trotz Energiekrise ist Fernwärme-Ausbau möglich

 
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