Mit zwei Universitäten und fünf staatlichen Hochschulen ist das Bildungsangebot in Stuttgart erstklassig ausgestattet. Zunehmend rücken die Hochschulen nicht nur als Keimzellen für wissenschaftsbasierte Innovationen in den Fokus, sondern auch für ihr Potenzial, den Weg in die Gründung von Start-ups für Studierende und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu ebnen. Neben den etablierten Technologietransferstellen haben sich inzwischen an allen Hochschulen Gründerzentren und Start-up-Acceleratoren etabliert. Entrepreneurship wird in der Lehre im Querschnitt angeboten.
In dieser Vielfalt des Angebots und der Ansprache liegen verborgene Synergien in der Zusammenarbeit und für mehr Sichtbarkeit. Diese zu heben ist das Ziel des laufenden EXIST-Potentiale-Projekts in gemeinsamer Trägerschaft der Universität Stuttgart und der Hochschule der Medien (HdM), das für den Zeitraum Mai 2020 bis Februar 2024 bewilligt wurde.
Zwischenbilanz der ersten Projektphase
Der aktuell erstellte Fortschrittsbericht fasst die Ergebnisse der ersten Projektphase zusammen. In dem Zeitraum von Mai 2020 bis Juni 2022 legten die Projektmitarbeitenden der beiden geförderten Hochschulen den Fokus sowohl auf die Verbesserung der jeweils eigenen Gründungsangebote als auch auf den Aufbau von Kooperationsformaten und Zusammenarbeitsprozessen am Campus Vaihingen. Die ebenfalls auf dem Campus Vaihingen ansässige Technologie Transfer Initiative GmbH (TTI) wurde eng in die Zusammenarbeit einbezogen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Bis zur Halbzeit wurden während der Projektlaufzeit 37 Anträge auf EXIST-Förderung gestellt und 24 bewilligt. Der Quotient von Antrag zu Bewilligung verdeutlicht die Reife der Anträge und spricht für die Qualität der Gründungsunterstützung.
Besonders hervorzuheben ist, dass sich im Projektzeitraum gleich drei Forschungstransfers an der Universität Stuttgart materialisiert haben: SEMANUX, die das Internet für Menschen mit motorischen Einschränkungen öffnen, cyclize, deren Geschäftsmodell das chemisches Recycling von Kunststoffen beinhaltet, und sat:io, die eine verbesserte Verfügbarkeit von Satellitendaten liefern, erhielten positive Bescheide auf ihre Forschungstransferanträge. Vier weitere Anträge sind in Vorbereitung.
Weitere gute Nachrichten: Im ersten Monitoringbericht des Projektträgers Jülich zum EXIST-Gründerstipendium platzierte sich die Universität Stuttgart bezogen auf die Höhe der bewilligten Fördermittel für die aktuelle Laufzeit auf Platz 10 und in der Betrachtung des Jahres 2022 sogar auf Platz 4.
„Die Gründungsberatung hat an der Universität Stuttgart bereits lange Tradition. Die aktuelle Belebung des Gründungsgeschehens an den beiden am Projekt beteiligten Hochschulen am Campus Vaihingen bestätigt eindrucksvoll, dass in der übergreifenden Zusammenarbeit von Akteuren die vorhandenen Potenziale noch produktiver aktiviert werden können,“ so Prof. Dr.-Ing. Peter Middendorf, Prorektor für Wissens- und Technologietransfer der Universität Stuttgart.
Beratung und Coaching sind Kernelemente
Kernelemente der Gründungsaktivitäten am Campus sind die Beratung und das Coaching gründungsinteressierter Studierender, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Hochschulübergreifend arbeiten heute die Coaches team- und anlassorientiert zusammen. Ratsuchende erhalten schneller und passgenauer Unterstützung.
Gemeinsam entwickelten die Projektpartner*innen ein 4-Phasen-Model. Gründungsinteressierte werden von der Idee über die Gründung und Förderung mit optimierten Unterstützungsangeboten bis zur Skalierung begleitet. In diesen Prozess brachten sich bereits Mitarbeitende der Hochschule für Technik (HfT) und der Universität Hohenheim ein.
Vernetzen und netzwerken ist elementar für Gründerinnen und Gründer. Ein weiterer zentraler Projektbaustein ist die Entwicklung und Durchführung von Veranstaltungen mit konkreten Informations- und Unterstützungsangeboten. Von Formaten wie „Startup meets Student“ oder „Co-working im Frei[Raum]“ über Beteiligungen an Events wie Startup BW Night oder Startup BW Summit, der Ausrichtung des Ideation Campus im Rahmen der Stuttgarter Wissenschaftstage bis zum Finance Day für Startups und Investor*innen in der ARENA2036 reichte der Bogen.
Das Zusammenwachsen der Strukturen entlang der universitären Partnerlandschaft mit der Universität Hohenheim, TTI GmbH, HfT, HdM und Universität Stuttgart erlaubt durch die Etablierung von Schnittstellen und Prozessen im Tagesgeschäft nicht nur eine produktive Zusammenarbeit. Es entsteht eine auf Benefits für die Gründungsinteressierten und Startups ausgerichtete Struktur, die auf die Bedürfnisse der (potenziellen) Gründer*innen zugeschnitten ist. Eine Weiterleitung der (potenziellen) Gründerinnen und Gründer an passende Begleitprogramme gelingt passgenauer.
Herausforderung in der zweiten Projektphase
Neben den Erfolgen weist Prof. Alexander Brem auf die nach wie vor zu lösenden Herausforderungen hin: „Zwei "Pain Points" betreffen alle Startup-Ökosysteme: Co-Founder-Suche und das Matching mit Investorinnen oder Investoren. Das potenziert sich bei Deep-Tech-getriebenen Gründungen, die besondere Anforderungen an Co-Founder stellen, länger für die Reifung brauchen und im Investment meist als hochrisikoreich bewertet werden. Vor diesem Hintergrund zeichnet sich die Aufgabe für die zweite Projektphase ab: die weiteren Hochschulen der Region Stuttgart und die Forschungseinrichtungen am Campus Vaihingen tiefer in das Synergie-Netzwerk das Startup Campus 0711 einzubinden und gemeinsam diese Herausforderungen anzugehen.“
Hervorragenden Einblick in die ersten beiden Projektjahre geben das Yearbook 2020 und das Yearbook 2021, die auf der Webseite des Startup Campus 0711 im Download zur Verfügung stehen.
HINTERGRUND
Wissenschaftsbasierte Gründungen sind der Schlüssel für einen erfolgreichen Strukturwandel. Der Startup Campus 0711 wird im Rahmen der Fördermaßnahme „EXIST-Potentiale“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert. Kooperationspartner im Projekt sind die Universität Stuttgart und die Hochschule der Medien. Ziel ist es, wissenschaftsbasierte Gründungsaktivitäten am Campus Stuttgart zu fördern, um langfristig Anzahl und Qualität Ausgründungen am Campus Stuttgart signifikant zu steigern. Assoziiert ist die am Campus ansässige Technologie Transfer Initiative (TTI). Bis Projektende werden weitere Akteure zur Synergiehebung in den Campus integriert.