Geodäsie und Geoinformatik

Am meinem Studium hat mir besonders die Vielfalt gefallen: Man erhält Einblicke in die vier großen Themengebiete der Geodäsie (Ingenieurgeodäsie, Navigation, Physikalische Geodäsie und Photogrammetrie) und beschäftigt sich sowohl mit theoretischen Fragestellungen als auch mit praktischen Übungen im Freien. In meinem Beruf als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin arbeite ich an einem Forschungsprojekt, bei dem ich mich um die 3D-Erfassung der Umgebung eines zu automatisierenden Baukrans kümmere. Hierfür benötige ich viele verschiedene Dinge aus meinen Studium, z.B. Programmierkenntnisse und Wissen über verschiedene Sensoren wie Kameras oder Laserscanner, Methoden zur Erzeugung von 3D-Modellen aus Bildern oder Machine Learning.

Das Bachelor-Studium an der Uni Stuttgart war für mich der perfekte Einstieg in das Fach, da in jeder Vorlesung auch auf den praktischen Nutzen eingegangen wurde. In Gruppenübungen wurden bestimmte Vermessungsaufgaben praktisch durchgeführt und ausgewertet. In der Vorlesung „Messtechnik“ wurde z.B. das Nivellement (Messung von Höhenunterschieden) erklärt und in der folgenden Woche durften wir selbst nivellieren und die Daten auswerten. In meiner Doktorarbeit beschäftige ich mich mit der Vermessung der Spalt- und Übergangsmaße von Karosserieteilen mithilfe eines Roboters. Wie kann man etwa sicherstellen, dass der Roboter an der richtigen Stelle misst? Dafür brauche ich mein Wissen aus dem Studium, z.B. aus dem Bereich Statistik oder Koordinatentransformation.

In meinem Studium habe ich neben der fachlichen Abwechslung insbesondere die zwischenmenschlichen Beziehungen und den direkten Draht zu Institutsmitarbeiter*innen und Lehrenden geschätzt. Innerhalb des eher kleinen Studiengangs sind schnell Freundschaften entstanden, die bis heute andauern. Durch das Studium und mein anschließendes Referendariat für den höheren vermessungstechnischen Verwaltungsdienst habe ich zudem ein tiefes Verständnis zur Bewältigung von Aufgaben in der Ingenieurgeodäsie erlangt, das für meinen jetzigen Job elementar ist: Beispiele sind die Funktionsweise von GNSS (Global Navigation Satellite System), eines Tachymeters oder das Wissen, welche Transformationen für die Ausführung einer im Büro angewendeten CAD-Software verantwortlich sind.

Besonders gut am Studium gefallen hat mir neben der großen Bandbreite an Themen vor allem das Angebot an praktischen Übungen zu den Vorlesungen. Bei Vermessungsübungen im Stadtgarten, auf Wiesen auf dem Vaihinger Campus oder auch auf der Schwäbischen Alb konnte man die Theorie direkt in der Praxis testen und umsetzen. Toll fand ich auch, dass der Studiengang eher kleiner war, und man so auch leicht mit älteren Semestern in Kontakt kam, ob in der Fachschaft, während praktischen Übungen oder beim geselligen Beisammensein.

Die Vielfalt der Themen und die Praxisnähe haben mir am Studium der Geodäsie besonders gut gefallen. Es werden alle möglichen Arten der Vermessung praktisch angewendet, wie klassische Tachymetrie, Nivellement oder Laserscanning. Zudem gab es eine sehr gute Betreuung in kleinen Gruppen und einen engen Kontakt zu den Lehrenden. In meinem jetzigen Job als Projektingenieurin brauche ich das Wissen aus meinem Studium täglich: Bei der Planung von Hochspannungsleitungen sind umfassende Kenntnisse über die Struktur von Geodaten wichtig. Ich verwende Geoinformationssysteme und CAD-Programme, um Stromtrassen zu planen und sie in die umliegende Landschaft zu integrieren.

Besonders gut an meinem Studium hat mir gefallen, dass man stetig neue Lösungsansätze für Aufgabenstellungen erlernt, die in ähnlicher Form immer wieder zu bearbeiten sind – sowohl in anderen Kursen im Studienverlauf als auch im späteren Arbeitsleben. Zu diesen Werkzeugen gehören insbesondere die Ausgleichungsrechnung, die Koordinatentransformationen und die Informatik. Der Fokus meiner jetzigen Tätigkeit als Navigationsingenieur liegt auf der Berechnung von hochpräzisen Satellitenorbits. Diese hängt eng mit der Berechnung der Erdorientierung und der Vermessung der Bodenstationen zusammen. Die Grundkompetenzen für diese Aufgabenfelder und die dafür notwendigen Messtechniken habe ich im Studium erlernt.

Besonders „cool“ an meinem Geodäsie Studium fand ich, dass man nicht nur trockene Theorie lernt, sondern immer auch eine reale und greifbare Anwendung sieht. Während meines Studiums hat mich besonders fasziniert, wie man Satellitensignale (bspw. von GPS – Global Positioning System) und weitere Sensoren mit etwas "Mathematik" zusammenführt, um die "beste" Position des Nutzers zu bestimmen. In meinem Beruf als Software Ingenieur bei ANavS sehe ich nun die Umsetzung der im Studium gelernten Verfahren zur Positionsbestimmung und kann dazu beitragen diese weiterzuentwickeln. Dabei helfen mir sowohl die fachspezifischen Inhalte als auch Konzepte aus anderen Bereichen der Geodäsie, Probleme unterschiedlichster Art nicht nur zu lösen, sondern auch zu beurteilen, wie gut meine Lösung ist.

Am besten an meinem Studium hat mir die Kombination aus traditonellen geodätischen Aufgaben mit neuartiger Technologie, aktuellen Anwendungen und die Integration in eine digitale Welt gefallen. Mein Studium habe ich in Richtung Sensorik und Sensorintegration vertieft, mit besonderem Schwerpunkt auf der Lokalisierung von Objekten im Raum mit absoluten und relativen Positionierungssystemen. In meinem jetzigen Job als System Ingenieurin brauche ich dieses Wissen aus dem Studium täglich.