Weißer Fließen-Fußboden unter dem die Steuerungssoftware platziert ist.

Start-up ThingOS schreibt Erfolgsgeschichte

forschung leben – das Magazin der Universität Stuttgart (Ausgabe Oktober 2022)

Die Software-Plattform von ThingOS bringt smarte Geräte, Maschinen und Systeme in kürzester Zeit miteinander ins Gespräch. 2018 aus der Universität Stuttgart ausgegründet, ist das Start-up mit seinen IoT-Lösungen inzwischen erfolgreich im Markt angekommen.
[Foto: ARENA2036/Corinna Spitzbarth]

Der intelligente Fabrikboden ist Sensor, Display und Ladestation zugleich. Lichtsignale steuern Industrieroboter und selbstfahrende Materialboxen, die ihre Energie berührungslos tanken. Sensoren erfassen das Gewicht. Und unter jeder Fliese steckt die Steuerungs-Software von ThingOS: „Wir sorgen dafür, dass alle Systeme miteinander sprechen können“, erklärt Thomas Kubitza, Ko-Geschäftsführer des Start-ups. „Was man hier sieht, ist die Umsetzung des Plattformgedankens in Reinkultur.“

Dr. Thomas Kubitza

ThingOS steht für „Operating System für vernetzbare Dinge“. Gemeint ist ein plattformgesteuertes Betriebssystem für das Internet of Things, das intelligente Geräte hersteller- und technologieübergreifend miteinander vernetzt. Es steht über einen Hub direkt vor Ort zur Verfügung, kann als App aus der Cloud heruntergeladen werden oder ist als sogenannte Firmware direkt in die Elektronik eingebettet. Der kommunizierende Boden, den das Start-up auf der Hannover Messe 2019 gemeinsam mit seinem Kooperationspartner und Kunden Bosch Rexroth vorgestellt hat, zeigt, wie die neue Software in der smarten Fabrik der Zukunft zum Einsatz kommen kann. Aber auch im vernetzten Zuhause sorgt das Jungunternehmen bereits für Konnektivität – von der Glühbirne über den Wandschalter bis hin zum Sprachassistenten.

Intelligenter Boden: Unter jeder Fliese liegt Steuerungssoftware von ThingOS, um Systeme zu verbinden.

Kerntechnologie schon in Promotion entwickelt

Plattform und Dienstleistungen verkauft ThingOS an Firmenkunden entweder über ein Lizenzmodell oder als White-Label, also als vorkonfiguriertes Produkt, das der Käufer als eigene Software- oder Hardware-Lösung anbietet und vermarktet. Mit Blick auf das IoT und seine technischen Herausforderungen hatte Kubitza schon vor zehn Jahren den richtigen Riecher, zu einem Zeitpunkt, als das Internet of Things und seine Potenziale noch nicht in der Breite der Industrie angekommen waren. „Schon damals war die Fragmentierung das zentrale Problem“, sagt der Softwareentwickler. Bis heute erschweren unterschiedliche Technologien, Standards und Protokolle einen schnellen Kommunikationsaufbau und eine effiziente Zusammenarbeit zwischen Geräten. 

Wir sorgen dafür, dass alle Systeme miteinander sprechen.

Dr. Thomas Kubitza

Ideale Bedingungen auf dem Forschungscampus ARENA2036

Die ThingOS GmbH war kein „Unicorn“ mit einer milliardenschweren Marktbewertung, aber das technologiegetriebene Start-up brauchte weder Wagniskapitalgeber noch sonstige Investoren und schrieb von Anfang an schwarze Zahlen. „Wir sind nicht rasant schnell gewachsen, dafür aber robust“, meint Kubitza. Sein „Headquarter“ hat ThingOS in der ARENA2036, dem Forschungscampus der Universität Stuttgart. Für den Jungunternehmer ist die rund 4700 Quadratmeter große Werkshalle auf dem Campus Vaihingen „ein super Umfeld für Innovationen“. Sie dient zugleich als Co-Working-Space, Experimentierfläche und Labor für die interdisziplinären Entwicklungsprojekte, die Forschungsinstitute, Großunternehmen, Mittelständler und Start-ups in den Bereichen Automobil und Industrie vorantreiben wollen.

„Hier entstehen neue Ideen beim Austausch am Kaffeeautomaten und werden dann schnell Realität“, berichtet Kubitza. Hier hat ThingOS auch im Gründerwettbewerb „Start-up-Autobahn“ [EN] das Rennen gemacht. 15 Menschen – überwiegend Experten und Expertinnen für Softwareentwicklung – beschäftigt das Unternehmen inzwischen. „Wer gute Produkte will, braucht ein gutes Team“, ist Kubitza überzeugt. Er setzt auf agile Arbeitsweisen, flache Hierarchien, Eigenverantwortung und eine moderne Unternehmenskultur: „Homeoffice war bei uns schon vor der Pandemie Standard.“ Die jungen Talente, die hier andocken, müssen in dieses Umfeld passen.

Wenn man es genau nimmt, hat ThingOS vor Kurzem seinen „Exit“ bereits vollzogen. Seit Frühjahr 2022 gehört das Start-up zur Häfele-Unternehmensgruppe, einem mittelständischen Anbieter für Smart-Home-Lösungen – eine Branche, in der Kubitza die Chance sieht, in neuen Dimensionen zu wachsen. Fragt man ihn nach dem Rezept für diese Erfolgsgeschichte, muss er nicht lange nachdenken. „Ein tolles Team, vollen Einsatz für die Idee und sehr viel Ausdauer.“

Autorin: Jutta Witte

Dr. Thomas Kubitza, E-Mail

Zum Seitenanfang