So sieht die deutsche Bevölkerung die Energiewende

17. Oktober 2016, Nr. 82

Befragung zum Thema Energie

Die Energiewende als Ganzes genießt allgemein relativ große Unterstützung in der deutschen Bevölkerung. Beim genaueren Hinsehen zeigen sich allerdings unterschiedliche Akzeptanzgruppen. Dies ist das Ergebnis einer deutschlandweite Repräsentativbefragung, die im Rahmen des Projektes KOMMA-P federführend von der Universität Stuttgart in Kooperation mit der Universität Münster sowie zwei Fraunhofer-Instituten durchgeführt und jetzt veröffentlicht wurde

Im Rahmen der deutschlandweiten, telefonischen Repräsentativ-befragung (n = 2.009) wurden im Mai und Juni 2015 unterschiedliche Aspekte der Wahrnehmung der Energiewende durch die deutsche Bevölkerung erhoben. Themen der Befragung waren unter anderem Akzeptanz sowie Akzeptanzbedingungen verschiedener Energie-technologieoptionen (Windparks an Land bzw. vor der Küste, Stromtrassen, Freiflächensolaranlagen), die Zahlungsbereitschaft für ein Gelingen der Energiewende und unterschiedliche Vorstellungen im Hinblick auf mögliche Entwicklungspfade der Energiewende. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Zentrums für Interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung an der Universität Stuttgart (ZIRIUS), der Universität Münster sowie den Fraunhofer-Instituten für System- und Innovationsforschung (ISI) und für Solare Energiesysteme (ISE) kamen im Rahmen der Befragung zu folgenden Ergebnissen:

Ein Anteil von 29 Prozent der deutschen Bevölkerung lässt sich als Unterstützer der Energiewende klassifizieren. Weitere 29 Prozent stehen der Energiewende und den mit ihr verbundenen Technologien ambivalent gegenüber und sind damit als Unentschiedene einzuordnen. 27 Prozent sind aufgrund ihrer ablehnenden Haltung als Kritiker der Energiewende einzustufen.

Knapp 50 Prozent würden zusätzliche Kosten akzeptieren 
29 Prozent der Befragten geben an, dass sie nicht bereit wären, mehr für Strom zu bezahlen, um zum Gelingen der Energiewende beizutragen. Demgegenüber sind 47 Prozent der deutschen Bevölkerung bereit, jährlich 50 Euro oder mehr für ein Gelingen der Energiewende beizusteuern. Allerdings zumeist nur unter der Bedingung, dass die Gesamtkosten der Energiewende fair zwischen der Industrie und der Bevölkerung sowie innerhalb der Bevölkerung verteilt werden.

Vertrauen und Fairness ausschlaggebende Aspekte für die Akzeptanz
Ausschlaggebende Aspekte für Akzeptanz und Zahlungsbereitschaft sind das Vertrauen in zentrale Akteure der Energiewende (große Energiekonzerne, Stadtwerke u.a.), die wahrgenommene Fairness sowie die Kosten-Nutzen-Wahrnehmung in Bezug auf die Energiewende. Der Grad der Akzeptanz sowie auch der Grad der Zahlungsbereitschaft hängen mit einem komplexen und in sich konsistenten Wahrnehmungsmuster der Energiewende als Ganzem sowie der mit ihr verbundenen Technologien zusammen. Zahlungsverweigerung oder Nichtakzeptanz sind demnach keine irrationalen Abwehrreaktionen, sondern basieren ebenso wie Zahlungsbereitschaft und Akzeptanz auf entsprechenden Gründen.

Originalpublikation:
Sonnberger, Marco; Ruddat, Michael (2016): Die gesellschaftliche Wahrnehmung der Energiewende – Ergebnisse einer deutschlandweiten Repräsentativbefragung. In: Stuttgarter Beiträge zur Risiko- und Nachhaltigkeitsforschung, Nr. 34.

Weitere Informationen:
Universität Stuttgart, ZIRIUS – Zentrum für Interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung, Dr. Marco Sonnberger, Tel. 0711/685-84297, E-Mail und Dr. Michael Ruddat, Tel. 0711/685-8326, E-Mail

Ein Anteil von 29 Prozent der Bevölkerung lässt sich als Unterstützer der Energiewende klassifizieren. Bild: Kflgalore/Fotolia
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