Podiumsdiskussion zu „KI & Ethik“ : Was darf Künstliche Intelligenz?

30. September 2019, Nr. 86

Veranstaltungsreihe „Gehirn der Zukunft“ wird von Hertie-Stiftung und Partnern des Cyber Valley ausgerichtet
[Bild: Gemeinnützige Hertiestiftung]

Ob bei der täglichen Mobilität, in industriellen Anwendungen oder in Form von Assistenzlösungen im häuslichen Umfeld: Künstliche Intelligenz durchdringt immer breitere Bereich unseres Lebens. Sie ist mit großen Hoffnungen verknüpft, weckt aber auch Ängste. Immer lauter wird daher der Ruf nach ethischen Leitlinien für die neuen Technologien. Wie können die „richtigen“ Werte in das technische Handeln integriert werden? Kann und darf KI bestimmen, was richtig ist? Wie stellt man sicher, dass KI im Dienste der Menschheit entwickelt, genutzt und bereitgestellt wird? Und wie macht man angesichts der riesigen, komplexen Datenmengen die Entscheidungsprozesse von KI, auch Fehlentscheidungen, transparent?

Fragen wie diese stehen im Mittelpunkt des Vortrags- und Diskussionsabends „KI & Ethik“ an der Universität Stuttgart. Im Rahmen der Reihe „Das Gehirn der Zukunft“ laden die gemeinnützige Hertie-Stiftung, Partner des Cyber Valley und die Frankfurter Allgemeine Zeitung die Öffentlichkeit sowie Vertreterinnen und Vertreter der Medien dazu herzlich ein:

Zeit:    Mittwoch, 16. Oktober 2019, 18:00 Uhr

Ort:     Universität Stuttgart, Stadtmitte, Keplerstr. 17,  Hörsaal 17.01 (Tiefgeschoss)

Der Eintritt ist frei.

Auf dem Podium sitzen Professorin Dr. Regina Ammicht Quinn (Universität Tübingen), Professor Dr. Markus Frings (Evangelisches Klinikum Niederrhein), Dr. Christoph Peylo (Robert Bosch GmbH) und Juniorprofessor Dr. Michael Sedlmair (Universität Stuttgart). Nach einführenden Kurzvorträgen ist das Publikum zum Gespräch eingeladen. Der Abend wird von Carsten Knop (FAZ) moderiert.

Programm und weitere Informationen zur Veranstaltung

 

Das Podium

Prof. Dr. Regina Ammicht Quinn: Was kann, soll und will eine Ethik der KI?
In Forschung und Politik, in Industrie und in der Zivilgesellschaft werden zunehmend Ethikkodizes und ethische Richtlinien für Künstliche Intelligenz formuliert. Schlagwörter der Debatten sind z. B. Social Scoring, Datenschutz und Autonomie. Darunter liegen Fragen nach den „richtigen“ Werten von KI und wer diese bestimmen darf. Und: Wo können KI-Anwendungen ein gutes Leben und eine gute Gesellschaft nicht beschädigen, sondern unterstützen?

Regina Ammicht Quinn ist Sprecherin des Internationalen Zentrums für Ethik in den Wissenschaften (IZEW) der Universität Tübingen und Direktorin des Zentrums für Gender- und Diversitätsforschung. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in anwendungsbezogenen Fragen der Ethik, unter anderem auf den Feldern Ethik und Sicherheit, Technikethik und ethischen Fragen digitaler Technikentwicklung.

Prof. Dr. Markus Frings: Gibt es ein „Moralzentrum“ im Gehirn?
Untersuchungen an Patienten mit Hirnläsionen und Untersuchungen mittels Kernspintomographie legen nahe, dass unterschiedliche Systeme im menschlichen Gehirn an moralischen Urteilen beteiligt sind. Es gibt nicht das eine „Moralzentrum“ im Gehirn, die Fähigkeit zu moralischem Handeln entspringt vielmehr einem Zusammenspiel verschiedener neuronaler Netzwerke und ist eingebettet in die Prozesse des gesamten Körpers in seiner Lebenswelt mit sozialen Traditionen.

Markus Frings ist Arzt für Neurologie und war zehn Jahre lang Oberarzt der Klinik für Neurologie an der Universitätsklinik Essen. Seit 2017 arbeitet er im Evangelischen Klinikum Niederrhein im Bereich der Gerontopsychiatrie. Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte sind Motorik und Kognition sowie Ethik in der Neurologie. Er ist Autor des Buches „Gehirn und Moral“ im Thieme-Verlag.

Dr. Christoph Peylo: KI, Ethik und Vertrauenswürdigkeit
KI hat das Potenzial, unsere Gesellschaft im Guten wie im Bösen von Grund auf zu verändern. Für die Gesellschaft ergibt sich daher die Aufgabe, sicherzustellen, dass KI tatsächlich in einem positiven Sinne, das heißt im Dienste der Menschheit entwickelt, genutzt und bereitgestellt wird. Daher gilt es, gesellschaftliche Akzeptanzkriterien für KI zu finden. In diesem Vortrag werden einige Beispiele für Nutzen und ethische Herausforderungen vorgestellt und Ansätze skizziert, wie vertrauenswürdige KI realisiert werden kann.

Christoph Peylo ist Global Head des Bosch Center for Artificial Intelligence (BCAI) und Leiter der Arbeitsgruppe „Mobilität, intelligente Verkehrssysteme“ der Plattform Lernende Systeme des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Vor seinem Eintritt in die Robert Bosch GmbH im Jahr 2017 war er Vize-President bei den Telekom Innovation Laboratories in Berlin, wo er in den Bereichen KI, (Cyber-)Sicherheit, Industrie 4.0 und Internet of Things tätig war. Christoph Peylo hat Informatik, Computerlinguistik und Künstliche Intelligenz studiert und an der Universität Osnabrück auf dem Gebiet der KI promoviert.

Jun. Prof. Dr. Michael Sedlmair: KI visualisieren und verstehen
Aus informatischer Sicht basiert Künstliche Intelligenz vor allem auf Algorithmen und Modellen des Maschinellen Lernens. Für KI-Nutzer sind die resultierenden Modelle jedoch größtenteils unverständlich (black boxes), wodurch auch algorithmisches Fehlverhalten lange verborgen bleiben kann. Ein Ansatz, um solche Modelle besser zu verstehen und potenzielles Fehlverhalten frühzeitig zu erkennen, sind Visualisierungen. In diesem Vortrag werden Forschungsprojekte vorgestellt, die zeigen, wie interaktive Visualisierung schon heute genutzt werden kann, um komplexe KI-Algorithmen und -Modelle transparenter zu machen.

Michael Sedlmair ist seit 2018 Juniorprofessor am Fachbereich Informatik der Universität Stuttgart. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf interaktiver Visualisierung, Virtual und Augmented Reality sowie der Mensch-Maschine Interaktion. Hierbei untersucht er vor allem, wie große und komplexe Datenmengen dem Menschen besser verstehbar gemacht werden können. Vor seiner Zeit in Stuttgart arbeitete er an der Jacobs University Bremen, Universität Wien, University of British Columbia, LMU München sowie bei BMW.

 

Veranstaltungsreihe „Das Gehirn der Zukunft“

Künstliche Intelligenz, neuronale Netze und autonome intelligente Systeme stehen im Mittelpunkt der gemeinsamen Veranstaltungsreihe der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung mit Partnern aus dem Cyber Valley. Die Vortragsabende zum Thema „Das Gehirn der Zukunft“ finden in Frankfurt, an den Universitäten Stuttgart und Tübingen sowie am Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme (MPI-IS) statt.

Cyber Valley besteht seit 2016 als Forschungsverbund zu Künstlicher Intelligenz und wird getragen vom Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme, den Universitäten Tübingen und Stuttgart, sieben Industriepartnern und dem Land Baden-Württemberg. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Cyber Valley forschen an Maschinellem Lernen, Robotik sowie Computer Vision. Insgesamt investieren die Cyber Valley Partner in einem ersten Schritt 165 Mio. Euro.

Die Arbeit der Hertie-Stiftung konzentriert sich auf zwei Leitthemen: Gehirn erforschen und Demokratie stärken. Die Projekte der Stiftung setzen modellhafte Impulse innerhalb dieser Themen. Im Fokus stehen dabei immer der Mensch und die konkrete Verbesserung seiner Lebensbedingungen. Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung wurde 1974 von den Erben des Kaufhausinhabers Georg Karg ins Leben gerufen und ist heute eine der größten weltanschaulich unabhängigen und unternehmerisch ungebundenen Stiftungen in Deutschland.

 

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