Studie der Universität Stuttgart im Auftrag der Bertelsmann Stiftung zu „wirkungsorientierten“ Geldanlagen

9. Mai 2016, Nr. 29

Sinn stiften und gesellschaftliche Innovationen finanzieren - Chancen für Finanzinstitute

Deutschland ist nicht nur in High Tech erfindungsreich, sondern zunehmend auch mit Sozialinnovationen. So suchen immer mehr junge Unternehmen Kapital, um neuartige Sozialdienstleistungen für soziale Herausforderungen anbieten zu können. Beispiele dafür sind die Integration von Migranten, die Qualifizierung arbeitsloser Jugendlicher und andere mehr. Dabei ist den Anbietern vor allem auch die Prävention und Effektivität ein Anliegen. Zudem werden bei zurückgehenden öffentlichen Mitteln neue Finanzierungsquellen benötigt. Auf der anderen Seite sucht privates Anlagekapital in Zeiten von Magerzinsen rentable Anlagen und verstärkt auch "Geldanlagen mit Sinn". Doch nur wenige Geldhäuser können derzeit solche zweck- und wirkungsbezogenen Finanz- und Anlagelösungen anbieten – ein Grund für die zunehmende Bedeutung von Crowdfunding-Plattformen und Finanzinnovationen wie Social Impact Bonds.

Die im Auftrag der Bertelsmann Stiftung durchgeführte Studie weist denn auch für Banken und Sparkassen einen großen Nachholbedarf bei so genannten „wirkungsorientierten“ Investitionen nach. Dabei geht es nicht nur um neue Finanzprodukte, sondern auch um deren gesellschaftliche Akzeptanz; mittelbar auch um die Verbesserung des schlechten Rufs der Finanzwelt: "Selten lassen sich gesellschaftliche Verantwortung klarer in der Geschäftspolitik von Finanzinstituten verankern als mit Anlage- und Finanzierungsformen, die auf eine messbare, beabsichtigte und nachweislich positive Wirkung abstellen", so Studienleiter Prof. Henry Schäfer. Denn: Es existiert bei Anlegern ein beträchtliches Potenzial, in Produkte zu investieren, die in unmittelbarer Nähe positive Umwelt- und Sozialwirkungen entfalten.

Um die passenden Produkte zu entwickeln, können viele Finanzinstitute auf Expertisen aufbauen, die rund um die Energiewende gesammelt wurden. Davon ausgehend entwickelte das Team von Prof. Schäfer zahlreiche Prototypen, die Finanzinstituten den Zugang zu wirkungsorientierten Finanzierungs- und Anlageprodukten aufzeigen. Der aktuelle Druck des Gesetzgebers auf Banken und Sparkassen hin zu einer nachhaltigen Berichterstattung untermauert diesen Weg. Wirkungsorientierte Investitionen können als eine zentrale Komponente dienen, um die Bereitschaft von Finanzinstituten zu einer nicht nur wirtschaftlichen, sondern auch umweltfreundlichen und sozialen Geschäfts- und Gesellschaftspolitik unter Beweis zu stellen. Aber auch die öffentliche Hand ist gefordert: Sie sollte ihre  Förderbanken einsetzen, um mit ihnen spezielle Risiken zu übernehmen.

Zukunftsfähige Finanzorganisationen werden um das glaubwürdige Umsetzen von Werten nicht herumkommen. „Die vorliegende Studie liefert hierfür zielführende und praktische Ansätze“, so Schäfer. "Wir zeigen, dass die Umsetzung wirkungsorientierter Investitionen deutlich einfacher sein kann, als von vielen Finanzakteuren und Marktteilnehmern zunächst vermutet.“

*) Originalstudie:

Wirkungsorientiertes Investieren in Deutschland - aktueller Stand und Zukunftspotenziale privat finanzierter gesellschaftlicher Leistungen durch Banken und Sparkassen", abrufbar unter https://www.bwi.uni-stuttgart.de/abt3/wi2015.

Kurzversion: https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/social-impact-investment-in-deutschland/

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Henry Schäfer, Universität Stuttgart, Betriebswirtschaftliches Institut, Abt. III (Allgemeine BWL und Finanzwirtschaft), Tel.: 0711 685 86000, E-Mail: h.schaefer@bwi.uni-stuttgart.de.

Andrea Mayer-Grenu, Universität Stuttgart, Abt. Hochschulkommunikation, Tel. 0711/685-82176, E-Mail: andrea.mayer-grenu@hkom.uni-stuttgart.de

  

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