Gebinde mit Desinfektionsmittel stehen für den Transport bereit.

Fakultät Chemie produziert Desinfektionsmittel

26. Mai 2020

Im Rahmen der Corona-Krise gab und gibt es einen großen Bedarf an Desinfektionsmitteln. Deshalb gab es bereits am 11. März eine Anfrage des Rektorats bei der Fakultät Chemie, ob dort Desinfektionsmittel hergestellt werden könnten. Diese Anfrage wurde an das Institut für Organische Chemie weitergeleitet, das in seiner Chemikalienausgabe die Ausgangsstoffe dafür sowie eine moderne Abfüllanlage besitzt. Da durch Allgemeinverfügungen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin eine dezentrale Produktion erlaubt worden war und einfache Rezepturen publiziert worden waren, wurde diese Anfrage positiv beantwortet. Während der Vorbereitung auf die Versorgung der Universität ging am 19. März ein Gesuch der Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg ein, die für neu aufzubauenden Fieber-Ambulanzen und ärztlichen Notdienste dringend Desinfektionsmittel benötigte, das nicht mehr am Markt erhältlich war.

Um dem Engpass abzuhelfen, hat die Fakultät Chemie der Universität Stuttgart für und mit der Kassenärztlichen Vereinigung BW (KV) unter der Aufsicht und Beteiligung von Apothekern im größeren Maßstab dringend benötigtes Hände-Desinfektionsmittel produziert. Dabei galt es mit der gebotenen Sorgfalt und Qualitätskontrolle bei der Güte der Ausgangsmaterialien vorzugehen.

Sowohl die hygienische Händedesinfektion als auch die Desinfektion von kleinen Flächen kann mit alkoholischen Lösungen erreicht werden, die relativ leicht herzustellen sind, wenn Ausgangsmaterialien ausreichender Reinheit, Abfüllkapazitäten und ausgebildetes Personal vorhanden sind. Das SARS-CoV-2-Virus lässt sich bereits mit alkoholischen Lösungen, die 70% Isopropanol oder Ethanol enthalten, zuverlässig inaktivieren. Die vorhandenen Vorräte an beiden Alkoholen wurden mit hochauflösender Spektroskopie überprüft und vorgereinigtes Wasser durch Sterilfiltration vorbereitet. Die in Arztpraxen üblichen fünf-Liter Kanister wurden zu einem großen Teil von der Stabstelle Sicherheit der Universität Stuttgart zur Verfügung gestellt. Der Produktionsprozess wurde von einem Apotheker überprüft und verantwortet. Die Produktion fand unter Beteiligung eines Pharmakologen der KV statt. Vom Team der Chemikalienausgabe und anderen Mitarbeiter*innen des Instituts für Organische Chemie wurden so zwischen dem 20.03. und Mitte April fast 2500 Liter Desinfektionsmittel nach WHO-Formulierung hergestellt und an die KV ausgeliefert. Die Kassenärztliche Vereinigung hat über ihr kurzfristig eingerichtetes Logistik-Zentrum in Reutlingen damit in einer kritischen Phase der Corona-Krise die ärztliche Versorgung unterstützt.

Über die Erfahrungen bei der Produktion hat Prof. Clemens Richert u.a. in einem Beitrag in der Fachzeitschrift Angewandte Chemie zum Thema „Was ChemikerInnen zum Kampf gegen Corona beitragen können“ berichtet.[i]

Nachdem sich der Markt an Desinfektionsmitteln zu erholen begann, rückte die Vorbereitung für die Wiedereröffnung des Prüfungsbetriebs an der Universität Stuttgart wieder in den Fokus. In Abstimmung mit dem Rektorat, der Stabsstelle Sicherheitswesen und dem Arbeitsmedizinischen Dienst wurden seither über 600 Liter Flächendesinfektionsmittel universitätsintern zur Verfügung gestellt. Das SARS-CoV-2-Hygienekonzept der Universität Stuttgart vom 7. Mai regelt den Bezug. Die Flächendesinfektion basiert auf einer 80-prozentigen Ethanol-Lösung.

Auch für die kommende Zeit sieht sich die Universität für den Bedarf an Desinfektionsmitteln gerüstet.

Zur Fakultät Chemie der Universität Stuttgart

Die Fakultät Chemie der Universität Stuttgart prägen über 250 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, darunter 24 Professorinnen und Professoren, sowie über 900 Studierende aus allen Bereichen der Chemie und der Materialwissenschaft. Neben den Kerndisziplinen der Chemie – Anorganische, Organische und Physikalische Chemie – sind auch die Technische Chemie, die Biochemie, die Lebensmittelchemie, die Theoretische Chemie, die Polymerchemie und die Materialwissenschaft mit eigenen Instituten vertreten.

Weitere Informationen:
[i]Thoughts on What Chemists Can Contribute to Fighting SARS‐CoV‐2 – A Short Note on Hand Sanitizers, Drug Candidates and Outreach

Kontakt:
Prof. Clemens Richert, Universität Stuttgart, Institut für Organische Chemie, Tel. 0711/685-64311, E-Mail

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