Wegen der Coronapandemie mussten alle Wettbewerbe der Formelrennwagen-Saison 2019/2020 abgesagt werden. Das stellte das GreenTeam der Universität Stuttgart vor eine große Herausforderung. „Nach der Absage der Events sind wir in ein kleines Motivationstief gefallen. Wir konnten uns aber schnell wieder aufrappeln“, erzählt Laura Kleckner, die im GreenTeam für die Gesamtbereichsleitung Driverless verantwortlich ist. Die Studierenden wollten die Situation gewinnbringend nutzen und sahen dafür zwei Möglichkeiten. Entweder könnten sie die Fahrzeuge, an denen sie zu Beginn der Pandemie gearbeitet haben, fertig stellen, frühzeitig testen und gegebenenfalls Updates anbringen. Oder sie könnten die Fertigung komplett abbrechen, um Ressourcen zu schonen und neue Entwicklungen anzustreben. Das GreenTeam hat sich für die zweite Möglichkeit entschieden. „Rückblickend war diese Entscheidung für uns goldrichtig. Das ganze Team hat zusammengehalten und wir konnten viele weiterhin motivieren“, sagt Daniel Martin, Teamleiter des Green Teams.
Der elektrische Rennwagen E0711-11 EVO
Der elektrische Rennwagen E0711-11 EVO ist nach einem Rekordfahrzeug aus dem Stuttgarter Raum benannt, das den Namen EVO trägt. In dieser Saison lag der Fokus auf der Weiterentwicklung des EVO. „Wir haben in den letzten zwei Jahren jedes Bauteil nahezu neu entwickelt“, sagt Karsten Müller, der für die Gesamtfahrzeugleitung zuständig ist. Die Studierenden haben ein neues Radpackage entwickelt, das ihnen mehr Freiheiten in der Aerodynamik und der Kinematik lieferte. Dafür konstruierten sie eine Vollkarbonfelge, neue Bremssättel und Bremsscheiben und einen 3D-gedruckten Radträger.
Die Motoren des Fahrzeugs befinden sich in der dritten Generation. Für den Antrieb ist nicht nur die Leistung wichtig, sondern auch die Dauerleistung und Effizienz. „Hier haben wir im letzten Jahr große Schritte machen können", erzählt Müller. „Wir konnten die Dauerleistungsfähigkeit unserer Motoren durch eine Rotorkühlung steigern. Und wir haben weitere Fortschritte durch eine KI-optimierte Starterkühlung erreicht." Zusätzlich haben die Studierenden den Wirkungsgrad des gesamten Antriebsstrangs mit einem selbstentwickelten Inverter über drei Prozent steigern können. Mit einem kleineren Akku konnte das Team das Monocoque schmäler bauen und damit mehr Flügelfläche für die Aerodynamik generieren. Dadurch erhoffen sich die Studierenden Rundenzeit bei der Formula Student zu gewinnen.
Der vollautonome Rennwagen D0711-04
Das Driverlessteam hat sich ausführlich mit der Weiterentwicklung des autonomen Systems, unter anderem mit der Kamera und der Objekterkennung, beschäftigt. Die Rennwagenstrecke ist durch Hütchen begrenzt, durch die das Fahrzeug fahren soll. „Das von der Kamera gelieferte 4k-Bild wird in unterschiedliche Auflösungszonen unterteilt“, erklärt Marcel Dzubba, der an der Regelung mitarbeitet.
Mit einem neuronalen Netzwerk werden die Positionen der Hütchen im Kamerabild klassifiziert. Anschließend werden sie über einen selbstentwickelten Algorithmus, zur Schätzung der Distanz von der Kamera zu dem Hütchen, adaptiv an die Fahrzeugdynamik angepasst und geliefert. Aus den Daten wird eine Hütchenkarte erstellt und die Position des Rennwagens ermittelt. Das Fahrzeug sucht sich so autonom seinen Weg durch den Parkour.
Am 1. Juli um 17 Uhr stellt auch das Rennteam der Universität Stuttgart seinen neusten Rennwagen vor. Das Event kann auf dem YouTube-Kanal des Rennteams angesehen werden.
Formula Student
Die Formula Student ist ein internationaler Konstruktionswettbewerb für Studierende, der seit 2006 jährlich ausgetragen wird. Die Wettfahrten finden im In- und Ausland statt, zum Beispiel in Ungarn, Österreich oder am Hockenheimring. Im Wettbewerb geht es nicht nur um die schnellste Rundenzeit oder größte Ausdauer, sondern es wird die Gesamtleistung des Teams bei der Fahrzeugkonzeption berücksichtigt. Dazu gehören unter anderem die Präsentation des Businessplans und des Cost Reports.