Teilnehmende der Ideenwerkstatt „Digitale Lehre“ entwickeln Lernapps

Wie Studierende und Beschäftigte der Universität Stuttgart die Herausforderungen der digitalen Lehre meistern wollen
[Foto: Photocase]

In diesem Sommersemester steht die Universität Stuttgart vor der enormen Herausforderung, den Vorlesungsbetrieb digital stattfinden zu lassen. Neben zahlreichen Einschränkungen und Anstrengungen ist dies auch eine Chance, die Digitalisierung voranzutreiben und Lehre neu zu gestalten. Diese Chance wollten zahlreiche Studierende und Mitarbeiter*innen der Universität Stuttgart nutzen und nahmen am Online-Hackathon zum Thema „digitale Lehre“ teil.

Mit diesem Format wollten wir zeigen, dass wir auch im Digitalen gemeinsam Lernen und Arbeiten können.

Jeremias Hubbauer, stuvus

Digitaler IT-Rex als Lernpartner

Rund 20 Teilnehmer*innen haben in Teams vielversprechende Ideen entwickelt. „Mit diesem Format wollten wir zeigen, dass wir auch im Digitalen gemeinsam Lernen und Arbeiten können“, sagte Jeremias Hubbauer von der Studierendenvertretung stuvus. Die erste Gruppe hat sich dem Problem gestellt, dass der Heimarbeitsplatz für viele Studierende schnell zu Ablenkungen führt. Nur selten steht ein umfangreicher Arbeitsplatz zur Verfügung und zudem fehlt zuhause die soziale Interaktion mit Kommiliton*innen. Deshalb fällt es Studierenden schwerer, den eigenen Lernstand objektiv zu beurteilen. Als Lösung wurde der IT-Rex ins Leben gerufen. Hierbei handelt es sich um einen Tamagotchi-ähnlichen T-Rex, der mit Snacks gefüttert werden muss, welche durch das abschließen von Lerninhalten auf der Plattform Ilias erhalten werden können. Dadurch soll der spielerische Anreiz zur Wiederholung und Übung geschaffen werden, sowie ein Überblick gegeben werden, ob weitere Übungen notwendig sind. Hierbei stehen die Wiederholung und das kontinuierliche Lernen während des Semesters im Vordergrund. Eine Realisierung könnte beispielsweise als Plugin für die existierende Lernplattform Ilias umgesetzt werden.

Apps für Lerngruppen und Crowdwarning

Das zweite Team stellte heraus, dass zum Studium auch soziale Kontakte und Lerngruppen gehören. Insbesondere Neuimmatrikulierten fehlen diese Kontakte aufgrund der aktuellen Situation völlig, sodass diese im Studium schnell auf sich gestellt sind. Um diesem Problem entgegenzuwirken, hat das Team eine Lern-Kontaktplattform, mit dem Namen Univernect, ausgearbeitet. Hiermit soll es erleichtert werden Lerngruppen zu finden, sich diesen anzuschließen und so das Lernen im Team zu ermöglichen.

Die dritte Gruppe hat ein Konzept erarbeitet, mit dem Menschenansammlungen, beispielsweise bei Warteschlangen in der Mensa, reduziert werden können. Dadurch soll es einfacher werden Abstands- und Hygieneregelungen einzuhalten. "Queue-Check" greift dabei auf die Auslastung des eduroam-Netzwerks zu. Durch die anonymisierten Nutzerdaten soll ersichtlich werden, an welcher Essensausgabe wie viel Andrang herrscht. Ein weiteres Nutzungsszenario ist die Auslastung von Lernräumen. Dadurch könnte auch für Zeiten nach Corona eine Effizienzsteigerung der zur Verfügung stehenden Ressourcen erreicht werden.

Digitale Abgabe von Formelblättern

Das vierte Team hat sich Gedanken darüber gemacht wie Papieraufschriebe und weitere Dokumente mit Kommilitonen und Dozent*innen geteilt werden können.  Oft haben Studierende weder einen Drucker, noch einen Scanner zuhause. Stattdessen soll das Smartphone dafür genutzt werden, Aufschriebe, Aufgaben und Lösungswege zu teilen und über eine Online-Cloud entsprechend einzusortieren. Diese Lösung ist auch für Studierende ohne umfangreiche technische Ausstattung realisierbar und funktioniert ohne persönliche Kontakte.

Am Ende konnten alle Teams die Jury überzeugen, sodass diese beschloss, alle Projektteams mit einem Projektbudget in Höhe von 500 Euro zu unterstützen. Zudem erhalten die Teilnehmer*innen die Möglichkeit, über das Startup-Projekt „LetUsStart“ an weiteren Programmen teilzunehmen.

Hackathon begeistert Studierende und Beschäftigte der Universität

Die Onlineveranstaltung wurde von der Studierendenvertretung zusammen mit den Technischen Informations- und Kommunikationsdiensten (TIK) organisiert und stand unter der geteilten Schirmherrschaft von Prof. Hansgeorg Binz, Prorektor für Lehre und Weiterbildung und Simone Rehm, Prorektorin für Informationstechnologie. „Die Herausforderungen in der Digitalisierung müssen und können wir nur gemeinsam angehen. Dabei gilt es, alle Beteiligten an unserer Universität mitzunehmen und ihre Bedürfnisse einzubinden“, erklärte Rehm zum Start der Ideenwerkstatt. Außerdem hat das Team um Prof. Alexander Brem, Inhaber des Stiftungslehrstuhls für Entrepreneurship in Technologie und Digitalisierung, die Teilnehmer*innen maßgeblich unterstützt. „Es ist toll zu sehen, wie sich eine Universität selbst neu erfindet und kreative Wege geht“, sagte Brem, dessen Team aus Startup-Coaches den Workshop moderierte.

Auch Merve Maral Emir, Startup-Coach an der Universität Stuttgart, beschreibt ihre Eindrücke: „Zu sehen, dass in Onlineformaten vorher fremde Menschen zusammenarbeiten können und ebenso gute, wenn nicht gar bessere Ideen erschaffen, als dies in klassischen Formaten möglich ist, bringt nicht nur Erleichterung, sondern inspiriert auch dazu, selbst wieder mehr die Lehre an unserer Universität mitzugestalten.“ David Boehringer, Leiter der Abteilung für neue Medien in Forschung- und Lehre am TIK, freut sich über diese gelungene Generalprobe. Er sieht die Universität Stuttgart gut gewappnet für ihr vermutlich erstes rein digitales Semester. Somit bedankte er sich bei allen Beteiligten, sichtlich entspannt und zuversichtlich, für diese gelungene Veranstaltung zum Semesterauftakt, die allen zeigen soll, dass digital Lehre neue Chancen bietet, wenn man sie mutig gemeinsam ergreift.

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