Die Vielfältigkeit der Menschen kann einem starken Zusammenhalt dienen

Vielfalt in den Fakultäten: „Zu denken ich bin tolerant, reicht nicht aus.“

26. Mai 2021

Seit diesem Jahr gibt es an allen Fakultäten und zentralen Einheiten der Universität Stuttgart Diversity-Kommissionen. Sabrina Jenne aus der Diversity-Kommission der Fakultät 8 berichtet über ihre Beweggründe, die Aufgaben und Ziele.

„Diversität sieht an jeder Fakultät und in jedem Fachbereich an der Universität Stuttgart anders aus“, stellt Sabrina Jenne fest. „Ich habe meinen Bachelor an der Historisch-Philosophischen Fakultät gemacht, meinen Master an der Fakultät für Informatik, Elektrotechnik und Informationstechnik und arbeite jetzt im Sekretariat des 3. Physikalischen Instituts an der Fakultät Mathematik und Physik. Dabei konnte ich sehr gut beobachten, wie unterschiedlich Diversität in verschiedenen Fakultäten aussieht.“ Auch die Sensibilisierung dahingehend sei unterschiedlich. Aufgrund dieser Erfahrung, engagiert sich die Sprachwissenschaftlerin in der Diversity-Kommission der Fakultät 8 Mathematik und Physik und setzt sich für Vielfalt, Chancengleichheit und Gleichberechtigung im Fachbereich ein.

Diversity-Kommissionen und optional auch Diversity-Beauftragte gibt es seit diesem Jahr an jeder Fakultät, den Stuttgart Centers und den Exzellenzclustern. Das Prorektorat Wissenschaftlicher Nachwuchs und Diversity hat alle Diversity-Beauftragten und die Kommissionsmitglieder im April zu einer ersten gemeinsamen Informationsveranstaltung eingeladen. Dabei tauschten sich die Mitglieder über ihre unterschiedlichen Erfahrungen untereinander aus und vernetzten sich. Ziel der neu eingerichteten Kommissionen ist es, Diversity-Themen in den Fakultäten zu identifizieren und je nach den individuellen Bedürfnissen mit entsprechenden Maßnahmen zu adressieren. Dafür sind weitere Treffen aller Beauftragten und Kommissionsmitglieder geplant.

Vielfalt bereichert und ermöglicht es uns, erfolgreich in Teams zusammenzuarbeiten und voneinander zu profitieren.

Prof. Jörg Wrachtrup, Sprecher der Diversity-Kommission der Fakultät 8

Die erste und bislang größte Kommission, die sich eingefunden hat, ist an der Fakultät 8 angesiedelt. Prof. Jörg Wrachtrup, Sprecher der Kommission, und acht weitere Fakultäts-Mitglieder wollen gemeinsam Ideen und Maßnahmen entwickeln, wie Diversität im Fachbereich Mathematik und Physik noch sichtbarer wird. „Vielfalt bereichert und ermöglicht es uns, erfolgreich in Teams zusammenzuarbeiten und voneinander zu profitieren. Wir sehen Diversität als einen wesentlichen Bestandteil unseres Fachbereichs und unseres gemeinsamen Arbeitens“, sagt Prof. Wrachtrup. Die Diversity-Kommission selbst ist divers aufgestellt. Neben vier Professorinnen und Professoren, der Fakultätsmanagerin und zwei Studierenden ist auch eine Angehörige aus der Verwaltung sowie eine Vertretung der Doktoranden Teil des Teams.

Ideen und Maßnahmen der Diversity-Kommission

In einem ersten Schritt möchte die Diversity-Kommission der Fakultät 8 eine ehrliche Bestandsaufnahme machen und herausfinden, wer eigentlich an der Fakultät studiert. „Im Zahlenspiegel sind nur die Kategorien Frauen, Männer und ausländische Studierende erfasst. Daten über zum Beispiel Alter, soziale Herkunft und Geschlechtsidentität liegen uns nicht vor und sind selbstverständlich sehr sensibel und deshalb schwer zu erfassen“, sagt Jenne. In einem nächsten Schritt können sich Jenne und ihre Kolleginnen und Kollegen vorstellen, dass sie Angehörige ihrer Fakultät unterschiedlicher Herkunft, Nationalität, Alter oder Gender über ihren Werdegang und ihre Herausforderungen berichten lassen, um dadurch andere für das Thema Diversität zu sensibilisieren.

Sabrina Jenne

Nur, wenn möglichst viele Sichtweisen vertreten sind, können wir bereichernde Ideen entwickeln.

Sabrina Jenne, Mitglied der Diversity-Kommission der Fakultät 8

Jenne ist es wichtig aufzuklären, dass „Diversität mehr ist als nur Gender“. Es gibt zahlreiche weitere Dimensionen wie Alter, soziale Herkunft, Nationalität oder Gesundheit. Und sie ist überzeugt, dass jede Gruppe von der Diversität ihrer Mitglieder profitiert. Ob es sich dabei um eine Seminargruppe im Studium, eine Forschungsgruppe oder die Diversitäts-Kommission handelt, spiele keine Rolle. „Alle Menschen möchten gesehen werden und sich wahrgenommen fühlen. Nur, wenn möglichst viele Sichtweisen vertreten sind, können wir bereichernde Ideen entwickeln, Bedürfnisse abdecken und dabei alle mitnehmen.“

Wichtig sei, dass die Vielfalt in einer Gruppe auch gewinnbringend genutzt wird. Entscheidungen „von oben herab“ seien meistens weniger erfolgreich als den Menschen zuzuhören, die eine Entscheidung unmittelbar betrifft. „Ich bin der Meinung, es reicht nicht aus, zu denken, dass ich tolerant bin. Es geht auch um die Ausstrahlung, dass man offensiv zeigt, alle sind willkommen.“

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