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Es klingt ein wenig nach Science Fiction: Mit Nanorobotern medizinische Wirkstoffe direkt an bestimmtes Gewebe transportieren, verschlossene Gehirngefäße mit Mikrokathetern öffnen und selbstentfaltbare Implantate einsetzen, synthetisch Zellen nachbauen, gewebeähnliche Modelle aus Biomaterialien als Testsysteme herstellen und damit Tierversuche vermeiden, mit 3D-gedruckten, haarfeinen optischen Linsen auf Glasfasern in eine Zahnwurzel schauen, individualisierte Armprothesen mit Quantensensoren hochpräzise steuern, chirurgische Prozeduren an realistischen künstlichen Organen erlernen und anschließend mit künstlicher Intelligenz das handwerkliche Geschick auswerten. Dies ist keine Fiktion, sondern Wissenschaft an der Universität Stuttgart.
Das international renommierte Team Biomedizinische Systeme an der Universität Stuttgart vereint vielfältige Expertise in Biotechnologie und Bioengineering, Sensoren und Nanotechnologie sowie biointelligente Geräte und Robotik. Unterstützt durch das Rektorat bündelt ein wissenschaftliches Koordinationsteam die Aktivitäten und bringt Bewegung. Partnerschaften mit Forschungseinrichtungen, Kliniken, Zentren und Firmen vor Ort und international sind von großer Bedeutung und sollen konsequent weiterentwickelt werden. So entstehen neue Erkenntnisse, die den Anwendungssprung in Therapien und Technologien beschleunigen, zum Beispiel in der Krebstherapie, bei neuen Materialien und nichtinvasiven diagnostischen Technologien.
Pints and Posters: Let’s talk science!
Die erste Zusammenkunft in Präsenz fand am 15. Juli 2022 statt und bot Professor*innen, Postdoktorand*innen und Promovierenden Gelegenheit, ihre aktuellen Projekte vorzustellen und in ungezwungener Atmosphäre in der Forschungshalle der ARENA2036 ins Gespräch zu kommen.
„Lasst uns gemeinsam dieses Zukunftsthema vorantreiben, Grundlagen für weitere Initiativen schaffen und den Austausch auch in den kommenden Semestern so intensiv beibehalten“, sagte bei der Begrüßung Prof. Monilola Olayioye, Leiterin des wissenschaftlichen Koordinationsteams. „Together“ war auch das Motto der Veranstaltung.
Der Prorektor für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs, Prof. Manfred Bischoff, begrüßte besonders die Forschenden in frühen Karrierephasen und zeigte sich erfreut über den Teamspirit und die Neugier, mit denen sich die Wissenschaftler*innen begegnen. „Ein lebendiger Austausch, wie zum Beispiel heute, ist eine wichtige Voraussetzung für neue Ideen und Verbundprojekte. Ich hoffe, dass wir durch unsere Seed Projekte einen kleinen Impuls für größere Vorhaben geben konnten.“
Das Rektorat stellte 2022 mithilfe des Terra-Incognita-Förderprogramms der Universität Stuttgart, das duch Exzellenzstrategie-Mittel ermöglicht wurde, einmalig Biomedical Systems Seed Funding für interdisziplinäre Vernetzungsprojekte in Höhe von jeweils 10.000 Euro zur Verfügung
Im Rahmen der Veranstaltung „Pints & Posters“ stellten vier geförderte Tandems ihr Projektvorhaben in Flashtalks vor:
- Filiz Ates (ISD) und Prof. Tobias Siebert (INSPO): Exploring the Undiscovered Effects of Botulinum Toxin Treatment on Skeletal Muscle Mechanics
- Dafne Müller (IZI) und Andrew Clark (IZI/SRCSB, gemeinsame NWG Stuttgart-Tübingen): Modulation of Tumor Stroma Mechanics to Enhance Immunotherapy
- Philipp Rathert (IBTB) und Prof. Stefan Legewie (IBMG): TGFβ-induced Cell Fate Choice in Single-Cell Resolution
- Prof. Michael Heymann (IBBS) und Dr. Andrea Toulouse (ITO): Soft 3D Fiberoptical Actuation
Ora Bukoshi, wissenschaftliche Referentin des Rektors, die die Weiterentwicklung des profilbildenden Bereichs Biomedical Systems an der Universität seitens des Strategieteams im Rektoratsbüro begleitet und koordiniert, zeigte sich begeistert von der Dynamik, die sich im letzten Jahr entfaltet habe. „Das komplexe Themenfeld zwischen Technologien und menschlicher Gesundheit ist wissenschaftlich wie gesellschaftlich hochrelevant und herausfordernd. Hier können wir die besonderen Stärken der Universität Stuttgart sehr gut zusammenbringen. Es macht richtig Spaß mit dieser Gruppe!“
Von Nano bis Makro: Mensch im Zentrum
„Wir bilden an der Universität Stuttgart die gesamte Wertschöpfungskette ab, vom molekularen Design, über Protein-Engineering bis hin zur Produktion in allen Größenordnungen, von der Nano- bis zur Makro-Skala. Das ist schon etwas Besonderes“, betonte Prof. Markus Morrison, Mitglied des wissenschaftlichen Koordinationsteams und Leiter des Stuttgart Research Center Systems Biology. In Kombination mit der langjährigen Exzellenz im Umgang mit Daten, wie in der Simulation und im Höchstleistungsrechnen, bietet die Universität Stuttgart eine hervorragende Umgebung für interdisziplinär Forschende unterschiedlichster Disziplinen. Um künftig Promovierende und Postdoktorand*innen zu adressieren, entwickelte die Universität kürzlich ein online Bewerbungssystem JoinUS.
„Die Veranstaltung war sehr gut“, fand Dr. Marcel Hörning vom Institut für Biomaterialien und biomolekulare Systeme. „Endlich mal wieder ein Grund zu schauen, was an unserer Uni so los ist, über den Tellerrand schauen, Kollaborationen anstoßen – und das in einer coolen Location mit Essen und Trinken.“
Die Publikumspreise über die Poster gingen an:
- Lennart Kühl, Doktorand bei Professor Roland Kontermann und Professorin Monilola Olayioye am Institut für Zellbiologie und Immunologie, und
- Kai Hirzel, Doktorand bei Juniorprofessor Michael Heymann am Institut für Biomaterialien und biomolekulare Systeme und Mitglied im 3R-US-Netzwerk zur Reduzierung von Tierversuchen.
Professor Syn Schmitt vom Institut für Modellierung und Simulation Biomechanischer Systeme und Mitglied des wissenschaftlichen Koordinierungsteams freute sich, dass nach den Einschränkungen der letzten Jahre „endlich wieder Leute zusammenkommen – auch von unterschiedlichen Stufen der wissenschaftlichen Karriere – und sich kennenlernen“.