Innerhalb weniger Wochen verbreitete sich SARS-CoV-2 um die Welt, etwa sechs Millionen Menschen starben in den ersten zwei Jahren der Pandemie an beziehungsweise mit dem Erreger. Fehlte es vor allem zu Beginn an Material, Personal sowie oft auch an Wissen und Zeit, stellt die dynamische Ausbreitung des Erregers bis heute eine Herausforderung für Gesellschaften weltweit dar.
Intelligente Systeme könnten dazu beitragen, solche Eskalationen zukünftig zu verhindern oder besser zu managen. Dabei stellen sich neben technischen auch rechtliche, ethische und gesellschaftliche Fragen, etwa zum Datenschutz und zur Art und den Fähigkeiten von Anwendungen mit künstlicher Intelligenz (KI).
Julia Merlot, die neue Cyber Valley Journalist-in-Residence, wird sich während ihres dreimonatigen Aufenthalts in Tübingen und Stuttgart mit der Frage befassen, wie intelligente Systeme für ein besseres Pandemiemanagement ihren Weg in die Praxis finden können. Ihr Fokus liegt dabei auf der Perspektive von Gesellschaft und Nutzer:innen: Welche Anwendungen werden gewünscht und finden Akzeptanz, welche nicht? Die Wissenschaftsredakteurin des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ hatte mit ihrer Bewerbung die unabhängige Jury überzeugt und wird von April bis Juli 2022 dieser Fragestellung nachgehen.
„Mich interessiert, welches Wissen in der Gesellschaft, in Gesundheitsämtern, Kliniken und in der Politik über mögliche KI-Anwendungen im Pandemiemanagement vorhanden ist“, sagt Merlot. „Wie werden unterschiedliche Anwendungsbereiche wahrgenommen und bewertet? Angefangen bei Chatbots für die Kontaktnachverfolgung, bis hin zu Systemen, die Vorschläge für Behandlungen von Patient:innen oder den Umfang von Schutzmaßnahmen machen.“
Merlot möchte in verschiedenen Gesprächsformaten und Workshops die Perspektiven von Forschenden, Anwender:innen und Bürger:innen erfahren. Am 9. Mai 2022 um 20:00 Uhr wird sie sich und ihr Projekt in einem öffentlichen Vortrag vorstellen. Dieser Vortrag wird auf dem offiziellen Cyber Valley YouTube-Kanal frei verfügbar live übertragen.
Über Julia Merlot
Julia Merlot hat in Darmstadt Wissenschaftsjournalismus studiert und ist seit acht Jahren Redakteurin im Ressort Wissen beim Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ (früher „Spiegel Online“) in Hamburg. Zuvor schrieb sie unter anderem für „Zeit Wissen“ und „Geo Wissen“. Ihr Themenschwerpunkt liegt auf den Biowissenschaften und richtete sich mit dem Beginn der Coronapandemie maßgeblich auf die Virusausbreitung und deren medizinische Folgen. Merlot berichtet in verschiedenen Artikelformaten, in Videos und Podcasts und ist unter anderem Mitautorin der Bücher „Lockdown: Wie Deutschland in der Coronakrise knapp der Katastrophe entkam“ und „Mythos oder Medizin: Brauchen Wunden Luft oder Pflaster?“.
Über das Cyber Valley Journalist-in-Residence-Programm
In einem drei- bis sechsmonatigen Aufenthalt beschäftigt sich ein:e für dieses Programm freigestellte Wissenschaftsjournalistin bzw. Wissenschaftsjournalist damit, wie KI-Anwendungen sinnvoll für guten Journalismus genutzt werden können. Oder wie Journalist:innen angemessen und evidenz-basiert über die Technologien hinter dem Schlagwort „künstliche Intelligenz“ berichten können. Die von einer unabhängigen Jury ausgewählte Journalistin bzw. der ausgewählte Journalist bestimmt Thema und Fragestellung selbst. Das Programm ist eine Kooperation mit dem Zentrum für Rhetorische Wissenschaftskommunikationsforschung zu künstlicher Intelligenz (RHET AI Center). Es wird von der VolkswagenStiftung gefördert.
Über Cyber Valley
Cyber Valley ist Europas größtes Forschungskonsortium im Bereich der künstlichen Intelligenz mit Partnern aus Wissenschaft und Industrie. Das Land Baden-Württemberg, die Max-Planck-Gesellschaft mit dem Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme, die Universitäten Stuttgart und Tübingen sowie Amazon, BMW AG, IAV GmbH, Mercedes-Benz Group AG, Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG, Robert Bosch GmbH und ZF Friedrichshafen AG sind die Gründungspartner dieser Initiative. Seit 2019 ist zudem die Fraunhofer-Gesellschaft Cyber Valley Partner. Unterstützt wird Cyber Valley zudem von der Christian Bürkert Stiftung, der Gips-Schüle-Stiftung, der Vector Stiftung und der Carl-Zeiss-Stiftung.