Prof. Dr. em. Eberhard Jäckel ist im Alter von 88 Jahren gestorben.

Universität Stuttgart trauert um Eberhard Jäckel

18. August 2017, Nr. 72

Nachruf auf renommierten und gesellschaftlich engagierten Nationalsozialismus-Forscher

Die Universität Stuttgart trauert um einen international geschätzten Experten der Nationalsozialismus- und Holocaust-Forschung, den emeritierten Geschichtsprofessor Eberhard Jäckel. Er ist am 15. August 2017 im Alter von 88 Jahren in Stuttgart gestorben. 

Dreißig Jahre lang, bis zu seiner Emeritierung 1997, leitete Prof. Eberhard Jäckel die Abteilung für Neuere Geschichte an der Universität Stuttgart. In dieser Zeit trug er wesentlich zum hohen internationalen Ansehen der Universität bei. Dass er auch nach seiner Emeritierung einer der führenden und international bekannten deutschen Historiker blieb, ist Jäckels herausragenden Forschungsleistungen und seiner Persönlichkeit zu verdanken.

Eberhard Jäckel, 1929 in Wesermünde geboren, studierte Geschichte, Klassische Philologie und Öffentliches Recht in Göttingen, Tübingen, Freiburg, Gainesville (Florida/USA) und Paris. Er promovierte 1955 zum Dr. phil. an der Universität Freiburg und habilitierte sich 1961 mit seiner Studie „Frankreich in Hitlers Europa“ in Kiel. 1967 erhielt er als Nachfolger von Golo Mann einen Ruf als ordentlicher Professor für Neuere Geschichte an die Universität Stuttgart, der er treu blieb.

Sein Interesse galt dem Dritten Reich. Er forschte zum Nationalsozialismus – stets der Aufklärung und der Demokratie verpflichtet. Zu Jäckels Verdiensten zählt, dass er auf die zentrale Rolle Hitlers innerhalb des NS-Herrschaftssystems verwiesen hat. Auch in der Holocaust-Forschung wirkte er als Pionier. Ausgehend von seinen Ergebnissen nahm eine Forschung ihren Weg, die ein außergewöhnliches Maß an Wissen über den Mord an den Juden im Zweiten Weltkrieg zusammengetragen hat.

Gesellschaftlich engagiert

Wichtig war Jäckel stets, dass Historiker nicht im Elfenbeinturm sitzen, sondern ihre Erkenntnisse in die breite Öffentlichkeit tragen. Er veröffentlichte daher nicht nur zahlreiche Fachpublikationen wie „Hitlers Weltanschauung“ und „Mord an den Juden im Zweiten Weltkrieg“, sondern ergriff die Chance, akademische Forschungsergebnisse einem Millionenpublikum verständlich zu machen. So entstand mit Lea Rosh 1990 etwa die vierteilige Fernsehdokumentation über den Holocaust „Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“.

Politisch engagiert meldete Jäckel sich häufig zu historischen Themen zu Wort und erhielt für sein Engagement und seine Verdienste unter anderem das Bundesverdienstkreuz und den Geschwister-Scholl-Preis. Jäckel war zudem eine der treibenden Kräfte in einer Bürgerinitiative, welche den Bundestag dazu veranlasste, im Herzen Berlins ein Denkmal für die ermordeten Juden Europas zu errichten. Mit Eberhard Jäckel ist nicht nur ein herausragender international renommierter Geisteswissenschaftler von uns gegangen, sondern auch eine stets um Fairness und Augenmaß bedachte intellektuelle Stimme verstummt.

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