Foto aus der Vorstellung

„Tod auf dem Nil“: ein Blick hinter die Kulissen des Steinfuß-Theaters

19. Juli 2022

Von 1. bis 3. Juli brachte die Theatergruppe des Studium Generale der Universität Stuttgart die Inszenierung des Romans von Agatha Christie auf die Bühne.
[Bild: Heiko Herrmann]

Alle Plätze bis auf den letzten waren im Café Faust belegt: das Steinfuß-Theater konnte endlich wieder live auftreten. Präsentiert wurde „Tod auf dem Nil“ nach dem Roman von Agatha Christie aus dem Jahr 1937. Der Krimi ist die dritte Bühneninszenierung seitdem die Theaterpädagogin Nicole Schütte 2018 die Leitung des Steinfuß-Theaters übernahm. Die Theatergruppe besteht seit 1990 und ist Teil des Studium Generale der Universität Stuttgart mit derzeit elf Schauspieler*innen.


Der Entscheidungsprozess für ein Stück läuft im Ensemble so ab, dass jede*r Theaterstücke vorschlagen und vorstellen kann, gemeinsam wird dann eines ausgewählt. In der aktuellen Spielzeit tendierte die Mehrheit der Gruppe von Anfang an zu einem Krimi, schließlich setzte sich „Tod auf dem Nil“ durch, erzählt Nicole Schütte.


Die Spielzeit begann im September 2021. Bis die Aufführungsrechte, sowie das Textbuch beim Verlag besorgt waren, jede*r das Stück gelesen und sich mit seiner Rolle vertraut gemacht hatte, verging allerdings einige Zeit, sodass erst im Dezember mit den Proben für das Stück begonnen wurde, erinnert sich die Regisseurin. Die Proben fanden wöchentlich für jeweils eineinhalb Stunden statt. Im Sommersemester gab es ein paar Probenwochenenden, bei denen längere Zeiträume am Stück gearbeitet werden konnte, sowie die lange Endprobenphase, in der eine Woche am Stück geprobt wurde.

Grundsätzlich darf jede*r Interessierte Mitglied des Ensembles werden. Manche bleiben jahrelang dabei, andere nur für eine Spielzeit – das ist die Besonderheit der Arbeitskreise. Es kommt auch vor, dass frühere Ensemblemitglieder*innen nach ein paar Semestern erneut teilnehmen. Dadurch ist die Gruppe immer eine bunte Mischung aus Teilnehmer*innen mit unterschiedlich viel Schauspielerfahrungen. Auch diesmal überzeugten die Schauspieler*innen mit ihrer Professionalität und aufwendigen Kostümen.

Eifersucht, Liebe, Gier, Hass, und ein Mord

Die Autorin des Krimis spielt mit verschiedenen Rollenbildern: Die 30er Jahre waren noch voll von Klischees, wie bestimmte Persönlichkeiten zu sein haben und fehlender Respekt zwischen den jeweiligen Personengruppen war sicher noch stärker ausgeprägt als heute. Auf der einen Seite noch die „Altreichen“ und auf der anderen Seite die neue Denkweise, die zum Kommunismus drängt. Hier treffen zwei Welten aufeinander die sich nicht verstehen.
Menschliche Aspekte, die das Stück beinhaltet, wie Eifersucht, Liebe, Gier, Hass, und wie man sich zu einem Mord durchringt, berühren die Zuschauer*innen. Viele der angesprochenen Themen sind auch in die heutige Zeit übertragbar: Probleme wie Armut, Korruption und Ausbeutung und auch Fremdenhass beschäftigen auch die gegenwärtige Gesellschaft. Gerade in einer Zeit, in der die Schere zwischen Arm und Reich größer zu werden scheint, hegen viele Menschen Groll gegen Wenige, die unproportioniert viel haben. Es ist für viele frustrierend, dass Manche Vermögen ohne eigenes zutun "ererben" und andere wiederum ihre Miete kaum zahlen können. So ist es auch im „Tod auf dem Nil“: Die schöne Kay hat viel zu viel, wohingegen andere so wenig haben, dass sie sogar bereit sind Morde zu begehen.

Das Theaterensemble sieht auch Parallelen zu Putin und dem aktuell geführten Krieg. Putin ist wie Simon von irgendwelchen Träumen einer Zukunft geblendet, die so einfach nicht zu erreichen sind und vielleicht nicht sein sollen. Beide entscheiden sich für einen extremen Weg – Lügen, Morde und Vertuschungen.

Viele aus dem Publikum, die den Roman gelesen oder die neueste Verfilmung vom „Tod auf dem Nil“ gesehen haben, fragten sich,  warum die Rolle des Ermittlers durch den Pfarrer ersetzt wurde. Nicole Schütte löst das Rätsel: im Theaterstück zum Roman „Tod auf dem Nil“ ermittelt der Pfarrer. Das Stück wurde von Agatha Christie selbst geschrieben und unterscheidet sich in einigen Punkten zum Roman. Das Ensemble hat das Stück fast eins zu eins übernommen. Große Änderungen sind vertraglich verboten.

Das Studium Generale bietet zahlreiche Möglichkeiten am Hochschulleben teilzunehmen und fördert durch kostenlose Angebote für Studierende den Ausgleich durch Kultur, Bewegung und Ideenaustausch.  Viele studentische Gruppen und Arbeitskreise werden vom Zentrum für Lehre und Weiterbildung (zlw) betreut, gefördert und finanziell unterstützt, hierzu zählt auch das Steinfuß-Theater

Kontakt

Daiva Sell, Betreuung studentischer Gruppen und Arbeitskreise des zlw / Studium Generale, Azenbergstraße 16, 70147 Stuttgart, Tel.: +49 711 685 82036, Mail: daiva.sell@zlw.uni-stuttgart.de

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