Am Höchstleistungsrechenzentrum der Universität Stuttgart (HLRS) beginnt am 9. April um 11 Uhr die Arbeit des gesellschaftspolitischen Beirates. Durch diesen Zusammenschluss entsteht ein vielfältiger Blick auf unsere Gesellschaft und ihre Herausforderungen. Der Beirat soll Potenziale aufzeigen, in denen Computersimulation einen gesellschaftspolitischen Beitrag leisten kann.
Das Höchstleistungsrechenzentrum der Universität Stuttgart (HLRS) verfügt über einen der leistungsstärksten Supercomputer Europas. Darum wird hier jeden Tag simuliert, wie zum Beispiel eine Karossiere geformt sein muss, um möglichst viel Energie einzusparen. Doch auch, wenn jeder Einzelne im Alltag indirekt von Simulationen profitiert, stehen das wissenschaftliche oder wirtschaftliche Interesse meist im Vordergrund. Hinzu kommt, dass dieses Wissen in der Regel einer Expertengruppe vorbehalten ist.
In Zukunft sollen mehr gesellschaftliche Gruppen von dem Einsatz von Simulationen profitieren
Das kann zu einem eingeschränkten Blickwinkel führen: „Der Mehrwert von Computersimulationen ist unbestritten. Darum dürfen sie kein Privileg des Elfenbeinturms sein“, lautet auch die Meinung von Prof. Michael Resch, Direktor des HLRS. Aus diesem Grund hat er gemeinsam mit Dr. Andreas Kaminski, Leiter der Abteilung für Philosophie der Computersimulation am HLRS, den Gesellschaftspolitischen Beirat (GPB) einberufen, der seine Arbeit am 9. April startet. Reschs Vision für den GPB lautet: „Wir wollen uns gemeinsam dafür einsetzen, dass in Zukunft mehr gesellschaftliche Gruppen von dem Einsatz von Simulationen profitieren.“ Aus dieser Beratungsfunktion können etwa konkrete Fragestellungen entstehen, die bei Verfügbarkeit eines passenden Förderprogramms mit Forschungsprojekten verfolgt werden können.
Durch Impulse des GPB übernimmt HLRS noch stärker als bislang gesellschaftliche Verantwortung
Die Beiratsmitglieder kommen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen (z.B. Pflege, Architektur, Bildung Journalismus) und sichern so die erforderliche Vielfalt gesellschaftlich relevanter Themen. Dabei erkennen viele Mitglieder des GPB in Simulationen das Potenzial, komplexe Zusammenhänge verständlich zu gestalten: „Simulation kann Entscheidungsträgern und betroffenen Menschen komplexe gesellschaftliche Phänomene zugänglicher machen“, so Beiratsvorsitzender Prof. Ortwin Renn, Wissenschaftlicher Direktor am Institute for Advanced Sustainability Studies in Potsdam. Er gibt zu bedenken: „Vor dem Hintergrund dieses Fortschritts muss aber sichergestellt sein, dass ethische Werte nicht verletzt und gesellschaftliche Präferenzen ausreichend berücksichtigt werden.“
Gemeinsam mit dem Beirat wird sich das Höchstleistungsrechenzentrum der Universität Stuttgart auf die Entdeckung neuer Gebiete begeben, in denen Computersimulation einen Beitrag leisten kann. Damit werden die Anstrengungen des HLRS, gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen, mit Impulsen von außen erweitert. Bisher setzt sich zum Beispiel bereits eine Nachhaltigkeitsgruppe am HLRS mit Fragen des Energieverbrauchs von Höchstleistungsrechnern auseinander und auch Jugendliche sind im Schulprojekt „Simulierte Welten“ gefordert, im Rahmen eines einjährigen Stipendiums etwa Verkehrsdaten zu simulieren und so ihre digitalen Kompetenzen auszubauen.
Lena Bühler
Telefon: +49 (0) 711 / 685-65858
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Dr. phil. Andreas Kaminski
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