Dr. Christian Mahringer

Betriebswirtschaft trifft Neurobiologie

2. Februar 2021, Nr. 5

Forschende der Universitäten Stuttgart und Tübingen untersuchen stabilisierende und destabilisierende Mechanismen von Veränderungsprozessen - Aufnahme in Förderung der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
[Bild: Privat]

Der Wirtschaftswissenschaftler Dr. Christian Mahringer von der Universität Stuttgart und die Neurobiologin Dr. Simone Mayer von der Universität Tübingen wurden mit einem gemeinsamen Forschungsprojekt in das Förderprogramm der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, zugleich Landesakademie von Baden-Württemberg, aufgenommen. Die Forschenden wollen die Gemeinsamkeiten beziehungsweise Unterschiede in Phänomenen des Wandels aufdecken. Insgesamt fördert die Akademie seit dem 1. Januar 2021 drei neue Forschungsprojekte mit einem Gesamtvolumen von rund 1,2 Millionen Euro im Rahmen des Kollegs für den wissenschaftlichen Nachwuchs (WIN-Kolleg).

Veränderungsprozesse gibt es überall: Beim Körperwachstum, beim Klimawandel oder auch im Arbeitsleben. Und überall gibt es Faktoren, die dafür sorgen, dass die Veränderungen „nach Plan“ laufen, während andere als „Störfeuer“ wirken. Welche Faktoren dies sind und welchen Einfluss sie haben, beschäftigt viele Fachbereiche. Einen interdisziplinären Austausch und den damit verbundenen Wissenstransfer gibt es jedoch kaum. Vor diesem Hintergrund wollen Christian Mahringer und Simone Mayer in ihrem Projekt mit dem Titel Projektes „Stabilizing and destabilizing processes of change – Insights from brain and software development“ herausfinden, ob es bei Veränderungsprozessen in den verschiedenen Bereichen übergreifende Gesetzmäßigkeiten gibt beziehungsweise worin die Unterschiede bestehen.

Die Neurobiologin und der Wirtschaftswissenschaftler bauen auf zwei verschiedenen Fallstudien aus den Lebenswissenschaften und der Betriebswirtschaftslehre auf. Die erste Fallstudie erforscht den Entwicklungsprozess des menschlichen Gehirns. Dieser Prozess wird durch einen genetisch bedingten Bauplan definiert, jedoch können externe Einflüsse, wie Medikamente, den Prozess destabilisieren. Die zweite Fallstudie erforscht den Veränderungsprozess von Arbeitsroutinen in der Softwareentwicklung. Hierfür greift Christian Mahringer auf Erhebungen im Rahmen seiner Dissertation zurück, in der er Softwareentwicklungsteams in einem mittelständischen Maschinenbauunternehmen über 12 Monate intensiv begleitet hat. Die Fallstudie identifiziert stabilisierende Mechanismen, die zu einer exakten Replikation der Arbeitsroutinen eines bestehenden Teams führen, sowie Mechanismen, die zu einer Destabilisierung des Veränderungsprozesses führen.

Durch die Verbindung der beiden Fallstudien werden interdisziplinär generalisierbare stabilisierende und destabilisierende Mechanismen von Veränderungsprozessen identifiziert. Diese Einsichten sind für eine Vielzahl von Wissenschaftsdisziplinen sowie die Managementpraxis relevant, zum Beispiel bei der Einführung agiler Arbeitsmethoden.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften

Die Heidelberger Akademie der Wissenschaften ist Landesakademie von Baden-Württemberg. 1909 gegründet, fördert sie den fächerübergreifenden Austausch u.a. durch Vorträge, Veranstaltungen oder interdisziplinäre Forschungsprojekte. Mit dem „Kolleg für den wissenschaftlichen Nachwuchs“ (WIN-Kolleg) finanziert die Akademie jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern interdisziplinär ausgerichtete Projekte, einerseits durch Personal- und Sachmittel, andererseits durch ein Netzwerk von jungen und etablierten Forschenden. 

 

 

Fachlicher Kontakt:

Dr. Christian A. Mahringer, Universität Stuttgart, Betriebswirtschaftliches Institut, Lehrstuhl für ABWL und Organisation, Tel. +49 (0)711 685-83155, E-Mail 

Medienkontakt

 

Hochschul­kommunikation

Keplerstraße 7, 70174 Stuttgart

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