Betreuung trotz Beruf? Universität Stuttgart an Projekt »KoAktiv« beteiligt

30. November 2020

Nicht erst seit der Corona-Pandemie leiden immer mehr Menschen unter der Doppelbelastung, neben ihrer Arbeit Angehörige betreuen oder pflegen zu müssen. Im Projekt KoAktiv entwickeln das Fraunhofer IAO und das Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement (IAT) der Universität Stuttgart gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft, Sozialwirtschaft und Kommunen eine Plattform samt Geschäftsmodell, die Beratungsleistungen für betreuende und pflegende Mitarbeitende in KMU vermittelt.

Notfallsituationen sowie Krankheits- oder Pflegefälle im privaten Umfeld einzelner Leistungsträger stellen kleine und mittlere Unternehmen (KMU) zunehmend vor Herausforderungen. Denn im Gegensatz zu größeren Unternehmen verfügen KMU häufig nicht über schnellen und adäquaten Ersatz, wenn eine Person kurz- oder mittelfristig ausfällt. Man denke nur an die IT-Fachkraft, die plötzlich nicht mehr zur Verfügung steht oder den Spezialisten für eine bestimmte Maschine, ohne dessen Fachwissen der Betrieb lahmgelegt ist. Ganz zu schweigen von den einzelnen betroffenen Mitarbeitenden, die aufgrund der extremen Doppelbelastung Gefahr laufen, selbst krank zu werden und dann längerfristig auszufallen.

Vernetzte Gesundheitsdienstleistungen decken Notfall- und Unterstützungsbedarf

Im Projekt »KoAktiv: Neue Gesundheitsdienstleistungen in Kooperation zwischen Wirtschaft und Sozialwirtschaft« entwickeln das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO sowie das kooperierende Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement IAT der Universität Stuttgart gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft, Sozialwirtschaft, Sozialversicherungsträgern sowie mit der großen Kreisstadt Balingen eine prototypische Lösung für diese Herausforderung. Ziel ist es, die Attraktivität der Region Balingen für Unternehmen, ihre Arbeitnehmenden und deren Angehörige zu erhöhen, indem diese bei Notfall- und Unterstützungsbedarf – sei es die Krankheit eines Kindes oder die Betreuung eines Angehörigen bei Dienstreisen – durch digital unterstützte Gesundheitsdienstleistungen entlastet werden. »Unternehmen, die sich an solchen Leistungsangeboten beteiligen, steigern zum einen ihre Attraktivität als Arbeitgeber, zum anderen gewinnen sie mehr Planungssicherheit im Personalbereich« betont Projektleiterin Inka Woyke.

Webbasierte Plattform zum Ausprobieren der smarten Servicestelle

Basis dafür ist eine webbasierte Plattform, über die Unternehmen der Wirtschaft und der Sozialwirtschaft sowie Ehrenamtliche und kommunale Akteure miteinander vernetzt werden und gemeinsam neue Gesundheitsdienstleistungen anbieten können. Sie soll dann auch die Buchung für die Mitarbeitenden ermöglichen. Um dies exemplarisch zu testen, wird ein Demonstrator erstellt.
Damit das Angebot sich wirtschaftlich trägt, entwickelt das Fraunhofer IAO ein passendes Geschäftsmodell für die beteiligten Akteure. Projektziel ist es, die Machbarkeit einer smarten Servicestelle zu prüfen und die Erfahrungen sowie das Vorgehen als Blaupause für weitere smarte Servicestellen in anderen Regionen mit ihren Akteuren zur Verfügung zu stellen.
Gefördert wird das Projekt aus Mitteln des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg im Rahmen des Forums Gesundheitsstandort Baden-Württemberg. Das Forum zielt darauf ab, in einem strategischen Prozess mit Unterstützung der Landesregierung Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen, um den Gesundheitsstandort Baden-Württemberg auf ein höchstmögliches Niveau zu entwickeln.

Kontakt Inka Woyke, Fraunhofer IAO, Tel. +49 711 970-5109, E-Mail
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