Große Ehre für SOFIA, das Stratosphären Observatorium für Infrarot-Astronomie, dessen wissenschaftliche Betreuung in Deutschland an der Universität Stuttgart angesiedelt ist: Der Kleinplanet mit der Nummer 239672 wurde jetzt nach der fliegenden Sternwarte benannt. Dies gab das Minor Planet Center (MPC) der Internationalen Astronomischen Union (IAU) in Cambridge/USA bekannt.
Zu verdanken ist die „Taufe“ Felix Hormuth, der den Asteroiden 2008 mit dem 1,23 m Teleskop des Calar-Alto-Observatoriums entdeckt hat. Verraten hat den Asteroiden seine sich stetig verändernde Position in zeitversetzten Aufnahmen. Das MPC gab ihm daher zunächst die vorläufige Bezeichnung „2008 YS1“; als sich seine Position bestätigte, erhielt er die dauerhafte Nummer 239672. Für eine solche Bestätigung fordert das MPC Beobachtungen, die sich über mindestens vier sogenannte Oppositionen erstrecken – unter einer Opposition versteht man, dass die Erde auf ihrer Bahn um die Sonne den Kleinplaneten „überholt“ und dieser dann über weite Teile der Nacht gut beobachtet werden kann. Damit gilt die Bahn als ausreichend genau bestimmbar, um den Asteroiden auch in Zukunft am Himmel wiederzufinden.
Nach erfolgter Nummerierung kann der Entdecker binnen zehn Jahren einen Namen vorschlagen, über den ein 15-köpfiges internationales Komitee der IAU entscheidet. Als Felix Hormuth 2017 am Calar Alto Observatorium Karsten Schindler vom Deutschen SOFIA Institut der Universität Stuttgart traf, um gemeinsam eine Sternbedeckung durch den Neptunmond Triton parallel zu SOFIA zu beobachten, war die Idee geboren: "Da SOFIA unser Sonnensystem auf ganz besondere Weise erforschen kann, finde ich es nur passend, dass dieser fliegenden Sternwarte nun ein Namensvetter mit permanentem Posten außerhalb der Erdatmosphäre gewidmet ist", so Felix Hormuth.
(239672) SOFIA zieht seine Bahnen im äußeren Hauptgürtel unseres Sonnensystems zwischen Mars und Jupiter; ein SOFIA-Jahr dauert 4,81 Erdjahre. Die genaue Größe des Asteroiden konnte bislang noch nicht gemessen werden, und auch Schätzungen sind schwierig, da (239672) SOFIA vermutlich eine unregelmäßige Form hat. Beobachten kann man den Kleinplaneten aufgrund der Bahnkonstellation erst wieder ab Herbst 2018. Dann steht (239672) SOFIA wieder am Morgenhimmel – bis dahin zieht der Kleinplanet aus Sicht des Erdbeobachters hinter der Sonne vorbei.
Über SOFIA:
SOFIA, das Stratosphären Observatorium Für Infrarot Astronomie, ist ein Gemeinschaftsprojekt des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR; Förderkennzeichen 50OK0901, 50OK1301 und 50OK1701) und der National Aeronautics and Space Administration (NASA). Es wird auf Veranlassung des DLR mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages und mit Mitteln des Landes Baden-Württemberg und der Universität Stuttgart durchgeführt. Der wissenschaftliche Betrieb wird auf deutscher Seite vom Deutschen SOFIA Institut (DSI) der Universität Stuttgart koordiniert, auf amerikanischer Seite von der Universities Space Research Association (USRA). Die Entwicklung der deutschen Instrumente ist finanziert mit Mitteln der Max-Planck-Gesellschaft (MPG), der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und des DLR.
Fachlicher Kontakt:
Dr. Dörte Mehlert, Universität Stuttgart, Deutsches SOFIA Institut, Tel.: +49 711 685-69632, E-Mail
Masiero et al. (2011), ApJ 741:68, doi:10.1088/0004-637X/741/2/68