Ein Modellbau aus Pappe, Holz und grünem Flies bildet eine Wohlfühloase auf dem Unicampus ab.

Ans Klima denken: Wohlfühloasen schaffen

12. Oktober 2023

Forschende, Mitarbeitende und Studierende der Universität Stuttgart erarbeiten gemeinsam verschiedene Ansätze für „KlimaOasen“ und klimatische Verbesserung auf dem Campus. Einige Projekte sind bereits umgesetzt, weitere sollen folgen.
[Bild: ILPÖ / Universität Stuttgart]

Mit welchen naturbasierten Lösungen kann man der Klimaanpassung entgegenkommen? An der Universität Stuttgart wurde diese Frage mit den „KlimaOasen“ aufgegriffen – veranstaltet vom Institut für Landschaftsplanung und Ökologie (ILPÖ) sowie dem Green Office der Universität. Der Abschluss-Workshop des Projekts, das von 2022 bis 2024 vom Stuttgarter Klima-Innovationsfond gefördert wird, brachte im September wieder Mitarbeitende und Studierende zu einem erfolgreichen Austausch zusammen und schuf zukunftsweisende Ergebnisse.

Runder Tisch – Fortsetzung erwünscht

Nach dem letzten Workshop der KlimaOasen an der Universität Stuttgart war für alle Beteiligten klar: Ein Runder Tisch für den weiteren Austausch soll etabliert werden. Prof. Leonie Fischer vom ILPÖ ist begeistert von den angeregten Diskussionen und geteilten Erfahrungen. „Die Vielfalt der Ansätze ist beeindruckend und wichtig“, betont sie, und ergänzt: „Wir haben erkannt, dass sich auch mit kleinen Schritten sehr viel zur besseren Klimaanpassung auf dem Campus erreichen lässt.“

Ein Plakat mit Klebezetteln in blau und gelb liegt auf einem Tisch ausgebreitet. Die Klebezettel sind mit verschiedenen Akteuren und Aufgaben beschrieben. Verteilt auf dem Plakat liegen zwei Edding-Stifte.
In einem dreiteiligen Workshop erarbeiten Forschende, Mitarbeitende und Studierende gemeinsam Ansätze für ein besseres Klima auf dem Campus.

Vor dem Tun gilt es jedoch eine genaue Planung aufzustellen, die Finanzierung zu klären, den Zeithorizont festzulegen und – ganz wichtig – von Seiten der Universitätsverwaltung die richtigen Stellen einzubinden. „Zu all diesen Punkten gibt es an unserer Universität viel Erfahrung, und zum umfangreichen Themenkomplex Klima zahlreiche Expertinnen und Experten. Wichtig ist jetzt, das vorhandene Wissen zusammenzutragen und gemeinsam zu handeln“, sagt Dr. Brigitte Lorenz vom Green Office.

Großes Plus: Vielfältige Ansätze

Die Workshops brachten viele der Akteure zusammen, die sich in irgendeiner Weise mit der Klimaanpassung an der Universität Stuttgart beschäftigen: Mitarbeitende des AK MitMachGarten, der dem Referat für Nachhaltigkeit von stuvus angegliedert ist, ebenso wie Vertreter*innen vom Institut für Erziehungswissenschaften (IfE), die an einem Lehrgarten arbeiten. Zusammen mit der mobilen Plattform BeeLife soll der MitMachGarten bei Kindern wie auch Erwachsenen das Interesse für gefährdete Wildbienen wecken.

An Wildbienen wird auch am Institut für Akustik und Bauphysik (IABP) in Kooperation mit dem ILPÖ gedacht – bei den dort erforschten Fassaden werden für den Artenschutz nicht nur spezifische Nahrungsquellen für Insekten in den Fassadenbau integriert, auch Nisthilfen-Elemente, wie etwa Wildbienenhotels. Unter den Teilnehmenden am Workshop fanden sich beispielsweise Mitarbeitende der Wilhelma, denen die Pflege der Rasenflächen auf dem Campus obliegt, die seit einiger Zeit zu Blühwiesen werden. Auch rund um das Höchstleistungsrechenzentrum der Universität Stuttgart (HLRS) – das erste Hochleistungsrechenzentrum, das sich für die EMAS-Zertifizierung qualifiziert hat, einem von der Europäischen Gemeinschaft entwickelten System für freiwilliges Umweltmanagement – soll es bald bunt zugehen. 

Eine grün bepflanzte Gebäudefassade.
Die wilde Klimawand in Vaihingen sorgt für mehr Biodiversität und bietet heimischen Pflanzen und Tieren ideale Rückszugsmöglichkeiten im urbanen Raum.

Wohlfühloasen: Gut fürs Klima und die Menschen

Im Rahmen der KlimaOasen entstanden außerdem zwei studentische Arbeiten. Die Studierenden entwickelten mit ihren Projekten Visionen für beispielhafte Wohlfühloasen am Campus Stadtmitte und am Campus Vaihingen. Diese dienten als Denkanstoß, um die Chancen aber auch Herausforderungen zu identifizieren, die mit der Klimaanpassung am Campus einhergehen. „Bei beiden Flächen war die große Herausforderung, dass sich unter den Freiflächen kein gewachsener Boden befindet, sondern Hörsäle oder andere Gebäudestrukturen“, erklärt Fischer.

Ein Modellbau aus Pappe, Holz und grünem Flies bildet eine Wohlfühloase auf dem Unicampus ab.
Studierende setzten ihre Visionen in Modellbauten um. Dieses Modell zeigt einen Entwurf für den Campus Stadtmitte mit schattigen Plätzen zum Arbeiten oder Entspannen.

Am Campus Stadtmitte ging es darum, beispielhafte Ansätze zu entwickeln, die den Lärm der angrenzenden Straße abfangen, für Beschattung und Rückzugsmöglichkeiten sorgen, und zugleich Universitätsangehörigen flexible Ausstellungs- und Veranstaltungsflächen zu bieten. Das Ergebnis schlägt erhöhte Pflanzinseln vor, die für Licht- und Lärmschutz sorgen, und arbeitet mit beweglichen Elementen. Pergolen bieten sich nicht nur als beschattete Sitzmöglichkeiten und ansprechende Erweiterung für die Cafeteria an, sondern auch als Arbeitsplätze, die dank Solarmodulen auf dem Dach über einen Stromanschluss verfügen. Mit der richtigen Pflanzenwahl würde der Wohlfühlort schließlich auch den Winter über einen grünen Punkt am Standort Stadtmitte setzen.

Auch am Campus Vaihingen präsentiert sich der Entwurf für Visionen für die Grünfläche vor dem Bibliotheksgebäude naturnah, schafft einen Wohlfühlort und bietet Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Besonderes Augenmerk wurde hier auf die verschiedensten Elemente gelegt, die zu einer größeren Pflanzen- und Tiervielfalt beitragen: Totholz und Steine, wie auch Nisthilfen für Insekten und Vögel. Bäume und Sträucher schaffen zudem Beschattung. Und nicht zu vergessen: Das Regenwasser wird gesammelt, will doch so eine Naturoase an heißen Tagen auch mit Wasser versorgt werden.

Netzwerk für Biodiversität

„Anhand unserer Erfahrungen fänden wir es sehr gut, wenn sich ein Netzwerk für naturbasierte Lösungen und Biodiversität an den Hochschulen stärker etablieren ließe“, sagt Fischer mit Blick in die Zukunft. Netzwerken bringt einfach die vielfältigsten Erfahrungen zusammen. Lorenz sieht viele Möglichkeiten, Studierende im Rahmen der fachübergreifenden Schlüsselqualifikation „ActGreen“ an Projekten zu beteiligen, die den Campus nachhaltiger machen. Und schließlich könnten vielleicht Mitmachbaustellen initiiert werden, die auch weitere Menschen dazu einladen, für den Klimaschutz an der Universität Stuttgart mit Hand anzulegen.

Projekt "KlimaOasen"

Dieses Bild zeigt Leonie Fischer

Leonie Fischer

Univ.-Prof. Dr. rer. nat.

Institutsleitung

Dieses Bild zeigt Brigitte Lorenz

Brigitte Lorenz

Dr.

Nachhaltigkeitsmanagerin

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