Logo Technikradar

80 Prozent der Hauseigentümer*innen planen Sanierungsmaßnahmen

20. Juni 2023, Nr. 35

Das TechnikRadar 2023 von acatech, Körber-Stiftung und der Universität Stuttgart zeigt Einstellungen der Deutschen zu nachhaltigem Bauen und Wohnen
[Bild: acatec/Körber-Stiftung]

Seit Wochen bestimmt das sogenannte Heizungsgesetz die öffentliche Debatte. Doch wie sieht die Zukunft des Bauens und Wohnens in Deutschland aus? Mit dieser Frage beschäftigte sich das TechnikRadar 2023, eine Bevölkerungsumfrage von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, Körber-Stiftung und ZIRIUS – Zentrum für interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung der Universität Stuttgart. 

Laut den Ergebnissen der repräsentativen Umfrage sehen 90 Prozent der Deutschen Energiesparmöglichkeiten durch eigene Verhaltensänderungen – insbesondere im Bereich Heizung und Warmwasser (32,2 Prozent). Bei der Anschaffung neuer Geräte sehen die Deutschen das größte Energieeinsparpotential jedoch nicht bei Heizung und Warmwasser, sondern im Bereich des Stromverbrauchs (40,3 Prozent). Die Anschaffung von LED-Lampen oder eines energieeffizienten Kühlschranks erscheint den Menschen also energetisch sinnvoller als der Kauf einer neuen Heizung oder Warmwasseranlage. 

Die höchsten Einsparpotenziale sehen die Befragten beim Stromverbrauch - sowohl durch neue Geräte (40,3%), als auch durch Verhaltensänderungen (26,3%)

Prof. Cordula Kropp, wissenschaftliche Projektleiterin des Technikradars und Soziologin am ZIRIUS – Zentrum für interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung der Universität Stuttgart kommentiert die Ergebnisse wie folgt: „Insgesamt beobachten wir beim Untersuchungsfokus Bauen und Wohnen, dass den Deutschen die Themen Klimaschutz, erneuerbare Energien, der Einsatz energiesparender Geräte sowie Sanierungsmöglichkeiten wichtig sind. Dass jeder Zehnte in den Bereichen Stromverbrauch, Heizung/Warmwasser oder Mobilität/Reisen keine Einsparmöglichkeiten sieht, stimmt allerdings nachdenklich. Hier ist offensichtlich weiterhin viel Information über technische Möglichkeiten notwendig und viel Unterstützung bei Renovierung und energetischer Umstellung. Sonst kann das ehrgeizige politische Ziel, bis 2045 den Gebäudebestand nachhaltig und den Gebäudebetrieb klimaneutral zu machen, nicht erreicht werden.“ 

Die Ergebnisse im Einzelnen

Zukunftsthemen: Sicherung von Arbeitsplätzen unverändert auf Rang 1

Seit 2018 erhebt das TechnikRadar die wichtigsten Zukunftsthemen der Deutschen. Die Sicherung von Arbeitsplätzen wird von den Befragten seitdem unverändert als wichtigste gesellschaftliche Aufgabe wahrgenommen. Der Klimaschutz landet auf Rang vier und bleibt wichtig, wird aber knapp von innerer Sicherheit und Datenschutz vom zweiten Rang verdrängt. Die Begrenzung der Preissteigerung für das Wohnen nimmt dagegen einen der hinteren Plätze der abgefragten Themen ein. Lediglich für Frauen und Geringverdienende ist dies von überdurchschnittlicher Bedeutung.

Zukunftsthemen: Arbeitsplätze, Innere Sicherheit und Datenschutz im Internet rangieren vor Klimaerwärmung.

Solarenergie und Smart Home-Anwendungen immer beliebter

Photovoltaik und Solarthermie gewinnen seit den Preissteigerungen im Energiesektor an Bedeutung. Auch die befragten Hauseigentümer*innen setzen auf diese Technologien: 79 Prozent beabsichtigen in der nächsten Zeit Sanierungsmaßnahmen durchzuführen. Hiervon planen wiederum 45,9 Prozent die Installation einer Photovoltaikanlage, knapp ein Drittel (31,7 Prozent) will das Haus mit einer Solarthermieanlage ausrüsten. 

Einen ähnlichen Aufschwung wie die Solarenergie haben Smart Home-Geräte erlebt. Im Vergleich zum TechnikRadar 2018 hat sich die Nutzung von Smart Home-Technologien bei den Befragten in Deutschland mehr als verdoppelt: Gaben 2018 noch 8,1 Prozent an, diese zu nutzen, so waren es in der aktuellen Befragung bereits 21 Prozent. Vor allem der Anteil der Nutzerinnen hat sich seither in allen Altersgruppen ungefähr verdreifacht. Auch bei den sonst eher weniger technikaffinen Männern über 65 Jahre gibt rund jeder Fünfte (19,5 Prozent) an, Smart Home-Geräte zu nutzen. 

 

24 % der Männer und 18,3% der Frauen nutzen bereits Smart Home-Geräte, mehr als die Hälfte der Befragten in beiden Gruppen hat dies nicht vor.

Smart City: Mehr als die Hälfte zeigt hohe Bereitschaft zum Datensammeln

In Zukunft soll in Städten – ganz der Idee der Smart City folgend – durch Vernetzung bessere Stadtplanung gelingen, zum Beispiel durch digitale Baudaten. Entsprechend geben dort „City-Dashboards“ Bürgerinnen und Bürgern, Unternehmen und Kommunen einen kontinuierlichen Einblick in Informationen der Stadtentwicklung, der Energienachfrage oder der Nutzung von Transportangeboten. Mehr als die Hälfte der Befragten (59,2 Prozent) beim TechnikRadar 2023 zeigt eine hohe Bereitschaft, zu diesem Zweck Daten über den eigenen Energieverbrauch in anonymisierter Form weiterzugeben. 

Weitere Stimmen zum TechnikRadar 2023:

Prof. Ortwin Renn, TechnikRadar-Co-Projektleiter und acatech Präsidiumsmitglied: „Wie schon bei den letzten TechnikRadar-Ausgaben ist die Sicherung der Arbeitsplätze für die Deutschen das wichtigste Zukunftsthema. Bemerkenswert ist aber: trotz der unsicheren Versorgungssituation mit Energieimporten und der rapide steigenden Energiepreise bleibt die Begrenzung der Klimaerwärmung ein weiterhin wichtiges Ziel – und das zeigt sich auch beim Thema Bauen und Wohnen.“

Dr. Thomas Paulsen, Vorstand der Körber-Stiftung: „Das TechnikRadar zeigt, dass die Deutschen zu mehr Nachhaltigkeit beim Bauen und  Wohnen mehrheitlich bereit sind. Entscheidend ist jetzt die Umsetzung. Die Politik muss mit Augenmaß, einer guten Kommunikation, überschaubaren Handlungsoptionen und einem verlässlichen Rahmen sicherstellen, dass die geplanten Sanierungen umsetzbar sind und Deutschland ein klimaneutrales Industrieland werden kann.“

Über das TechnikRadar

Das TechnikRadar ist eine regelmäßige, bundesweit repräsentative Befragung, die nach sozialwissenschaftlichen Standards entwickelt und mit Methoden der empirischen Sozialforschung ausgewertet wird. Als langfristig angelegtes Frühwarnsystem macht es Fehlentwicklungen des technologischen Wandels rechtzeitig erkennbar oder weist auf einen besonderen Kommunikationsbedarf hin. Gleichzeitig möchte das TechnikRadar Innovationsprozesse unterstützen, damit Produkte und Technologien im Einklang mit den Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger stehen. Die Ergebnisse bieten eine fundierte Grundlage für die Diskussion um den Stellenwert, die Gestaltungsmöglichkeiten und die Regulierungserfordernisse technischer Innovationen. 

Fachlicher Kontakt:

Prof. Dr. Cordula Kropp, Universität Stuttgart, ZIRIUS Zentrum für Interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung,
Tel.: +49 711 685 83 941, E-Mail 

Zum Seitenanfang