Let US start!

forschung leben – das Magazin der Universität Stuttgart

Das zukunftsweisende Gründungsprogramm für Studierende der Universität Stuttgart
[Foto: Thomaso/unsplash, Andreas Dalferth]

Am Gründungsprogramm „Let US start!“ haben schon mehrere Hundert Studierende teilgenommen. Das zukunftsweisende Projekt der Universität Stuttgart macht sie mit Methoden und Denkweisen unternehmerischen Handelns vertraut.

In den Räumen der einstigen Universitäts-Buchhandlung auf dem Campus Vaihingen gruppieren sich einige Liegestühle mit dem Uni-Logo um einen würfelförmigen Tisch. Von den Wänden leuchten bunte Zettel voller Ideen und Skizzen. Dirk Sahlmer war einer der rund 30 Teilnehmenden, die hier im Wintersemester 2018 an ihren Gründungsideen feilten. Das war der Beginn von „Let US start!“. „Ich wusste schon lange, dass ich etwas Eigenes machen wollte, mir fehlte aber das Grundwissen“, erzählt der 29-jährige Masterstudent der Elektromobilität.Wie validiere ich eine Idee? Wie baue ich ein Team auf? Wie lerne ich Kunden kennen? Auf diese Fragen hatte er keine Antwort.

Ob die konkrete Idee klappt, ist nicht so wichtig. Die Studierenden können vielmehr in einem geschützten Rahmen auch Fehler machen.“

Dr. Eric Heintze, Projektleiter Let US start!

Dr. Eric Heintze, Physiker und Projektleiter von „Let US start!“, ist selbst Gründer im Bereich Künstliche Intelligenz. Für ihn füllt „Let US start!“ die Lücke, die ihm und anderen Gründungswilligen bisher allzu bewusst war. „Ob die konkrete Idee klappt, ist nicht so wichtig“, sagt Heintze, „die Studierenden können vielmehr in einem geschützten Rahmen auch Fehler machen.“ Wichtigste Faktoren für die Teilnahme – und auch fürs Gründen – seien Leidenschaft und Motivation.

Gründerfieber erzeugen

Ihr Wissen erlangen die Teilnehmenden zum Beispiel im sechswöchigen Intensivkurs AWAKE, in dem sie Businesspläne erstellen, Kundeninterviews führen und ihre Vision potenziellen Investoren präsentieren. „Wir wissen, dass die Studierenden volle Stundenpläne haben“, sagt Heintze. Deshalb sind die etwa 30 Präsenzstunden auf die Abende oder Samstage gelegt.

Wie viel Zeit die Teams darüber hinaus investieren, liegt in deren Hand – die Erfahrung zeigt, dass sich im klar umrissenen Rahmen von „Let US start!“ eine Art Gründungsfieber erzeugen lässt. Die Teilnahme bringt den Studierenden außerdem drei Leistungspunkte für ihren Abschluss ein. Nicht ganz so straff getaktet sind die weiteren Programmteile: In ACTIVATE können angehende Gründerinnen und Gründer Workshops besuchen und Ideen entwickeln, unter dem Stichwort ASK berichten Gründerpersönlichkeiten im lockeren Rahmen über ihren eigenen Weg.

„Kunden zu erreichen ist die größte Hürde“, erzählt Merve Emir, die im Sommersemester 2019 an „Let US start!“ teilnahm. Die Verfahrenstechnik-Masterstudentin entwickelte in ihrem Team ein bestehendes Produkt weiter: Sie feilten am Businessplan und am Projektmanagement für „SIMsalabim“, eine Simulationsumgebung für autonome Fahrsysteme, die zuvor vom „Driverless Greenteam“, einem Formula-Student-Rennteam der Universität Stuttgart, entwickelt wurde. Emir wertet „Let US start!“ als intensive Erfahrung, die ihr neben dem Studium und der Arbeit in Forschung und Entwicklung eines großen Unternehmens viel abverlangt habe. „Ich habe viel über Zeitmanagement gelernt“, sagt die 25-Jährige lachend.

Computeranimation intelligentes Parktraummanamgent
Intelligentes Parktraummanamgent: "Carlotta" gehört zu den Let-US-start-Projekten

Produktive Netzwerke knüpfen

„,Let US start!‘ hat meine Zukunftsplanung klarer gezeichnet und auch beschleunigt“, sagt Dirk Sahlmer. Mit seinem Team arbeitete er an „Carlotta“, einem System für intelligentes Parkraummanagement. Als Prototyp ist die Softwarelösung mittlerweile in Betrieb, die Markteinführung ist aber nicht Teil von „Let US start!“. „Wir wollen Lust aufs Gründen vermitteln und mit den Teilnehmenden erste Schritte gehen“, sagt Heintze. Aber selbst, wenn im Anschluss nicht alle Teil der Start-up-Szene werden wollen, hätten sie wichtige Erfahrungen gemacht.

„Bei uns lernen sie Teamführung, konsequentes, agiles Projektmanagement und innovativ zu denken“, so Heintze weiter. Von den erlernten Methoden, komplexe Projekte zu durchdenken und zu planen, könnten die Teilnehmenden später ebenso gut in Unternehmen oder in der Wissenschaft profitieren.

Workshop Teilnehmende vor einer Pinnwand.
Teamarbeit: Die Teilnehmenden lernen auch agiles Projektmanagment und Teamführung kennen.

„Let US start!“ stößt auf positive Resonanz – aus der Gründerszene ebenso wie aus der Universität heraus. Aus den ersten 30 AWAKE-Teilnehmenden sind mittlerweile mehr als 200 geworden, in den dazugehörigen ACTIVATE-Workshops sind es nochmals rund doppelt so viele.

„Ich habe festgestellt, dass die Start-up-Szene ein gutes Ziel für mich ist“, sagt Merve Emir. Zwar habe auch ihr Vater einst ein Unternehmen gegründet, die endgültige Leidenschaft für das Abenteuer Selbstständigkeit erwachte in ihr aber erst durch „Let US start!“. Nicht zuletzt ist dabei auch ein produktives Netzwerk entstanden: „Vorher kannte ich außerhalb der Forschung praktisch niemanden“, erzählt Emir, „jetzt kann ich zu jeder Frage jemanden erreichen.“ Dem Ziel, eine vitale Gründungskultur zu entwickeln, sieht Eric Heintze die Universität Stuttgart ein gutes Stück näher gekommen. „Wir haben gerade erst eine Quelle angebohrt.“ Daraus können noch viele Erfolge sprudeln.

Jens Eber

Update zum Gründungsprogramm Let US Start: Die Frühsensibilisierung wurde neu im Institut für Entrepreneurship und Innovationsforschung (ENI) verortet. Das aktuelle Format heißt AWAKE.

Dr. Eric Heintze
Projektleiter Let US start! und Stabsstelle des Rektors im Rektoratsbüro, Universität Stuttgart

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