Käte Hamburger und die Universität Stuttgart
In Hamburg als Tochter eines gutbürgerlichen Hauses geboren, gehörte Hamburger zur ersten Generation von Frauen in Deutschland, die regulär studieren durften. 1928 ging sie nach Berlin und wurde Privatassistentin von Paul Hofmann (außerordentlicher Professor für Philosophie an der Universität Berlin). Als Jüdin flüchtete sie 1933 aus dem nationalsozialistischen Deutschland und verbrachte 22 Jahre im Exil in Schweden, wo sie als Lehrerin und Schriftstellerin tätig war.
Während einer Berliner Tagung über Thomas Mann lud der damalige Stuttgarter Ordinarius für Literaturwissenschaft und Ästhetik Fritz Martini im Jahr 1956 Käte Hamburger ein, an die TH Stuttgart zu kommen. Zunächst war sie im Rahmen der "Bildungsfächer" und des "Studium Generale" tätig, schnell trug sie aber mit ihren ausgezeichneten Vorträgen und Seminaren dazu bei, den Ruf der Technischen Hochschule zu fördern und die Erweiterung der Geisteswissenschaften zu forcieren.
So war sie von 1957 bis 1977 in Stuttgart als Professorin tätig und beeindruckte sowohl das studentische als auch das nicht-studentische Auditorium mit ihrer exakt ausgearbeiteten Denkmethode und Begriffsschärfe, aber auch mit ihrer Kenntnis des breiten Spektrums europäischer Literatur. Als Philosophin und Ästhetikerin beschäftigte sie sich vor allem mit jenen Dichtern, die ein philosophisches Werk aufweisen konnten, oder wenigstens von der Philosophie geprägt waren, wie Schiller, Novalis, Jean Paul, Sartre oder Rilke, dessen Werk sie als gedichtete Philosophie verstand.
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