Morgen war Weihnachten ...
Käte Hamburger war immer zugleich Literaturwissenschaftlerin und Philosophin. Schon in ihrer Studienzeit (Literaturgeschichte, Philosophie und Kunstgeschichte zuerst in Berlin, dann in München, wo sie 1922 im Fach Philosophie promovierte), insbesondere in ihrer Dissertation "Schillers Analyse des Menschen als Grundlegung seiner Geschichts- und Kulturphilosophie", verband sie philosophische mit literaturwissenschaftlichen Fragen. Somit versuchte sie auch, poetische Aussagen in den Bereich der Logik mit einzubeziehen.
Ihr Hauptwerk "Logik der Dichtung", mit dem sie sich 1956 als Sechzigjährige an der damaligen TH Stuttgart habilitierte, zeigt anhand verschiedener Literaturgattungen das Verhältnis von Realität und Fiktion. Es geht ihr dabei vor allem um das Nachdenken über die grammatikalischen Grundbedingungen des Sprechens. Sie weist auf das grammatische Phänomen des "epischen Präteritums" hin: Das "Es war einmal ..." des Märchens behauptet keine andere Zeit als die des Erzählens selbst. Nur in der Dichtung kann ein Satz wie "Morgen war Weihnachten" sinnvoll sein - und dort fällt uns seine scheinbare grammatische Unmöglichkeit nicht einmal auf.
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