"[...] nicht die Erfindung der Atombombe ist das entscheidende technische Ereignis unserer Epoche, sondern die Konstruktion der großen mathematischen Denkmaschinen. Sie haben einen außergewöhnlich universalen Charakter, sie sind gleichermaßen technologische, mathematische, logische, soziologische und neurologische Prinzipien [...]"
Schon ab 1954 zeigte Bense in seinem Werk "Aesthetica", dass wir in einer Welt leben, deren Realität in starkem Maße eine künstliche bzw. technische ist. Daraus lässt sich ein innerer Zusammenhang zwischen Kunst und Technik, Ästhetik und Konstruktivität ableiten.
Kunst und Technik haben gemeinsam, dass sie beide Schönheit besitzen können, also ästhetisch zu rechtfertigen sind. Beide sind ein "Gemachtes" bzw. "Konstruiertes". Ihr Unterschied liegt in der Feinstruktur der Modi: Ein technisches Gebilde, wie eine Maschine etwa, besteht aus zusammenhängenden Einzelteilen, wovon jedes Teil seine bestimmte Funktion hat. Jedes Kunstwerk dagegen hat ein unabhängiges ästhetisches Sein, es funktioniert nicht, sondern es existiert. Eine Annäherung zwischen Kunst und Technik ist über den Begriff der "Vollkommenheit" möglich. Vollkommenheit ist sowohl ein Zustand künstlerischer wie auch technischer Gebilde. Vollkommenheit gehört zur Ästhetik wie auch zur Konstruktivität.
"Wie eng die ungewollte Verbindung von Kunstwerk und Produktform ist, zeigt die Gegenüberstellung von Plastiken und Autos aus den gleichen Zeiten."
Man kann also die aus der Ästhetik geläufigen klassischen Begriffe des "Kunstschönen" und "Naturschönen" durch den Begriff des "Technikschönen" ergänzen.
Die Ästhetik gehört zu den zwischen Natur- und Geisteswissenschaften vermittelnden Disziplinen und hat wie jede andere Wissenschaft ihre philosophischen Grundlagen. Sie ist kein fertiges System, sondern eine noch nicht abgeschlossene Theorie, also eine offene Wissenschaft, die ergänzungsbedürftig, revidierbar und kontrollierbar gehalten werden muss.
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