Die Wissenschaft des Schönen
Mit seinem in den Jahren 1846 bis 1857 entstandenen sechsbändigen Hauptwerk "Ästhetik oder Wissenschaft des Schönen" schuf Vischer eine der bedeutendsten ästhetischen Gesamtdarstellungen der nachhegelschen Ästhetik. Vischer wollte die idealistische Ästhetik Hegels fortsetzen, ergänzen und zu Ende denken.
Darin versuchte er, eine metaphysische Begründung des Schönen zu finden. Die "absolute Idee" der Schönheit und ihrer jeweiligen Realisierungsformen in Kunst und Natur hebt alle "alltäglichen" Zufälle und Widersprüche durch Anbindung an eine "höhere Notwendigkeit" auf und führt so zur Versöhnung zwischen "Mensch und der Welt". Das Schöne fungiert hier sozusagen als letzte Instanz, die dem Menschen hilft, in der Welt zurecht zu kommen.
War Hegels Ästhetik hauptsächlich von theologischen Aspekten durchdrungen, so hatte Vischers Ästhetik eine grundsätzlich von der Hegelschen Ästhetik unterschiedene Zielrichtung: Sie sollte die moderne, von der Theologie emanzipierte Menschheit auf eine neue, nicht-theologische, nämlich auf eine ästhetische Weise in eine tiefere, ja unmittelbare Beziehung mit der Welt setzen.
Vischer wollte mit dieser Arbeit ein vollständiges System des Schönen schaffen. Allerdings kamen ihm bald Zweifel auf und im Jahre 1873 kritisierte er bereits selbst seine Arbeit. Er zog es vor, diese Kritik selbst zu verfassen, da er Kritik von außen nur schwer ertragen konnte.
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