Wirklich einfach?
Fehlings Messungen und Atomgewichtsberechnungen hatten ihn zu der Annahme geführt, daß je ein Molekül Zucker mit 10 Molekülen Kupfervitriol reagierte. Aber bald erkannte man, daß diese Äquivalenz zwischen Kupfervitriol und Zucker nicht allgemein gültig war. Dem Verfahren zur Zuckerbestimmung, das ja nicht auf einer Rechnung, sondern auf der von Fehling ermittelten Eichtabelle beruhte, tat dies jedoch keinen Abbruch. Solange man Fehlings Vorschriften für die Prüflösung genau einhielt, konnte man mit den von ihm angegebenen Zahlen korrekt arbeiten.
Bis heute läßt sich übrigens keine feste Zahlenrelation zwischen den Reaktionspartnern angeben. In der Fachsprache sagt man, die Fehling-Reaktion verlaufe nicht stöchiometrisch, und meint damit, daß man keine detaillierte Reaktionsgleichung aufstellen kann, die für jeden Schritt angibt, welche Teilchen genau mit welchen zu welchem Produkt reagieren.
In der Praxis wird die Fehling'sche Lösung heute vor allem als qualitativer Nachweis von Zucker oder Aldehyden verwendet.
Der Farbumschlag für einen qualitativen Zuckernachweis ist deutlich zu erkennen und auch für Hobbychemiker einfach durchzuführen. Für eine präzise quantitative Bestimmung nach Fehlings Anleitung bedarf es hingegen einiger praktischer Übung. Dann kommt es nämlich darauf an, genau so viel zuckerhaltige Flüssigkeit zur Fehling-Probe zu geben, daß der Farbumschlag gerade beginnt - nicht mehr und nicht weniger.
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