1870 hatte die Biologie am Stuttgarter Polytechnikum zwei selbständige Grundrichtungen herausgebildet: Zoologie und Botanik wurden erstmals von zwei verschiedenen Personen unterrichtet.
Bis 1969 hatte sich diese klassische Ausrichtung an der Universität Stuttgart kaum verändert, doch durch Krankheit und Weggang war ein personelles Führungsvakuum entstanden.
Der Experimentalphysiker Heinz Pick ergriff daraufhin die Initiative und entwarf im Zuge eines allgemeinen Lehrkörperausbaus noch im selben Jahr einen entsprechenden Plan für die Biologie. Dieser Pick-Plan sah gleichzeitig eine Neuorientierung des Fachs vor, und zwar in molekularbiologische Richtung.
Doch es gab Gegenstimmen. Wegen der Lehramtsausbildung hielt man es für wichtig, auch die klassische organismische Biologie mit abzudecken, und der Plan eines Gegenplans entstand.
Eine dritte Möglichkeit, die dann bei der Senatssitzung vom 29. April 1970 zur Abstimmung stand, war die Verlegung der gesamten Stuttgarter Biologie an die ehemalige Landwirtschaftliche Hochschule Hohenheim (ebenfalls in Stuttgart).
Nachdem sich die Mehrheit für den Pickplan entschieden hatte, wurde neben dem Lehrstuhl für Zoologie und dem der neugeschaffenen Tierphysiologie auch der Lehrstuhl für Botanik neu besetzt. Ihn hatte seit 1972 der Tabakmosaikvirus-Spezialist Karl-Wolfgang Mundry inne. Sein Lehrstuhl sollte in Abgrenzung zur Zoologie zwar ursprünglich "Biologie der Zelle II" heißen. Der Ausrichtung wirklich gerecht wurde aber erst die Umbenennung in "Molekularbiologie und Virologie der Pflanzen" nach seiner Emeritierung.
Die Umsetzung des ambitionierten Pickplans brach in der Folgezeit ab. Einschneidende Sparmaßnahmen zwangen dazu, die wenigen noch verfügbaren Lehrstühle nicht mehr streng nach Plan zu besetzen.
Erst eine zweite Umorientierung der Stuttgarter Biologie in den 80er Jahren führte wieder zur Neugründung vieler Institute. An der Konzeption des neuen Studiengangs Technische Biologie hat Mundry maßgeblich mitgewirkt.
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