Das Tabakmosaikvirus blieb in Stuttgart kein Versuchsobjekt der Vergangenheit, sondern wird auch in der aktuellen Forschung am Biologischen Institut erfolgversprechend eingesetzt (Abt. Molekularbiologie und Virologie der Pflanzen). In Kooperation mit dem Max-Planck-Institut für Festkörperforschung untersuchen Pflanzenvirologen momentan, ob sich die Nanostruktur des Tabakmosaikvirus für Anwendungen in der Nanotechnik nutzen lässt.
Ziel ihrer Forschung ist eine kontrollierte Metallisierung der Virusröhrchen sowohl auf der äußeren Oberfläche als auch im Zentralkanal oder sogar an beiden Orten gleichzeitig.
Dies funktioniert bereits mit den in vielen Pflanzen vermehrbaren Wildtypen des Tabakmosaikvirus. Um andersartige Metallprodukte zu erzeugen, werden darüber hinaus auch Ladungseigenschaften der Virusproteinhülle und die Länge des Partikels mit molekularbiologischen Methoden gezielt verändert. Die Länge kann auch durch eine In-vitro-Assemblierung variiert werden, d.h. durch einen kontrollierten Selbstzusammenbau der Virusbestandteile (Protein, Nukleinsäure) im Reagenzglas.
Mit Hilfe derartiger biologischer Nanostrukturen könnte es zum Beispiel gelingen, Grundlagen für neuartige elektronische Leiterstrukturen zu legen.