Die Umbenennung der TH in Universität spiegelt das gewandelte Selbstverständnis der Technischen Hochschule. Nicht zuletzt dank namhafter Vertreter wie Max Bense, Käte Hamburger oder Golo Mann waren die Philosophie und andere Geisteswissenschaften in den ersten Jahrzehnten nach dem Krieg in das öffentliche Rampenlicht gerückt und trugen so zu dem Klima bei, in dem die Umbenennung vorgenommen wurde. Auch die Universität Stuttgart freilich spiegelte und spiegelt bis heute die Ursprünge als Technische Hochschule, denn die Ingenieurwissenschaften spielen in Profil und Fächergewichtung die dominierende Rolle.
Als Hochschule der Landeshauptstadt und zugleich eines bedeutenden Ballungsraums erfüllt die Universität Stuttgart auch für die Geistes- und Sozialwissenschaften eine wichtige Ausbildungsfunktion. Wie schon einmal zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden Ende der 1960er Jahre die großen geisteswissenschaftlichen Fächer gezielt ausgebaut, um den aus dem Großraum Stuttgart stammenden Studierwilligen ein Studium von zu Hause aus zu ermöglichen. Gerade an den Geisteswissenschaften zeigten sich aber auch die wechselnden Konjunkturen der Hochschulpolitik. Bereits Mitte der 1970er Jahre, in der Wirtschaftskrise und nach dem abrupten Erwachen aus dem Traum vom unbegrenzten Wachstum, betrafen nämlich die ersten Streichungswellen gerade die geisteswissenschaftlichen Fächer. Erst nach massiven Protesten wurde damals die Abschaffung der geisteswissenschaftlichen Lehramtsausbildung zurückgenommen.
Wie in allen Phasen ihrer Geschichte wurde und wird auch in der jüngsten Vergangenheit das Spektrum der an dieser Hochschule vertretenen Fächer immer wieder ergänzt und an neue wissenschaftliche und gesellschaftliche Herausforderungen angepaßt, etwa durch die Einführung und den Ausbau der Informatik. In jüngster Zeit sind, um stellvertretend nur eine von vielen Neuerungen zu nennen, internationale Studiengänge zum Ausbildungsprofil hinzugekommen.
In der inneren Struktur der Stuttgarter Universität vollzogen und vollziehen sich gemäß bundes- und landespolitischer Vorgaben ebenfalls permanent Veränderungen. So ist die einstige Real- und Gewerbeschule auch als Universität weiterhin Gegenstand von Reformen und Reformbemühungen.
1936 - 1968 |
Adolf Leonhard Professor für Elektrotechnik (Unterbrechung von 1946 bis 1952) |
1949 - 1978 |
Max Bense Professor für Philosophie und Wissenschaftstheorie |
1957 - 1977 |
Käte Hamburger Professorin für Literaturwissenschaft und Ästhetik |
1964 - 1990 |
Frei Otto Gründer und Leiter des Instituts für leichte Flächentragwerke (IL) |
1967 |
Umbenennung in Universität Stuttgart |
1968 |
Hochschulgesetz
- Überwindung der Differenzierung der Universität nach den Gruppen Professoren, Mittelbau, Studenten
- Mitentscheidungsrecht für den Mittelbau und den Studenten
- Umwandlung der 3 Fakultäten in 19 Fachbereiche
|
1969 |
"Hochschulgesamtplan I" Ausbau der Uni (bzgl. Studentenkapazitäten),
vor allem bei den "geisteswissenschaftlichen Massenfächern" |
1972 |
"Hochschulgesamtplan II" Aufteilung der Universität Stuttgart und Zuweisung der verschiedenen Fächer zu insgesamt drei "Gesamthochschulregionen" in Stuttgart (unterteilt nach fachlichen Schwerpunkten).
Dieser Plan wurde nicht realisiert. |
1972 - 1993 |
Karl-Wolfgang Mundry Professor für Botanik |
1973 |
Novelle des Hochschulgesetzes Verringerung der Hochschulautonomie |
1976 - 1977 |
"Strukturplan"
- Wende von der Expansion der Hochschulgesamtpläne hin zur Streichungspolitik
- Beinahe-Abschaffung der geisteswissenschaftlichen Fächer (insbesondere Lehramtsstudiengänge)
- nach heftigen Protesten: Bestandsicherung der Geisteswissenschaften und nur moderate Streichungswelle
|
1979 |
Universitätsgesetz
- Neue Organisationsstruktur:
Rektorat (Rektor, 2 Prorektoren, Kanzler), Fakultäten, Institute
- Abschaffung der verfaßten Studentenschaft
- Einführung von Regelstudienzeiten
|
1979 |
150jähriges Jubiläum |
1985 |
Eröffnung der S-Bahn-Verbindung Stadtmitte - Vaihingen Damals längster Tunnel der Bundesbahn |
2004 |
175jähriges Jubiläum |
|
|
|
|