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Stuttgarter Impulse

Zeitpfeil 1918 - 1967: Technische Hochschule

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Zeitpfeil
Vereinigte Real- und Gewerbeschule Gewerbeschule Polytechnische Schule Polytechnikum Königliche Technische Hochschule Technische Hochschule Universität Stuttgart

Studienanwärterinnen bei Aufbauarbeiten

Die Namensänderung von 1918 ist im Gegensatz zu allen anderen nicht mit einer Änderung des Profils, des Status oder der Organisationsweise der Stuttgarter Hochschule verbunden. Sie hängt mit einem bedeutsamen politischen Umbruch zusammen. Mit dem Ende der württembergischen Monarchie im Jahr 1918 war das Attribut "Königlich" überholt. Knapp 50 Jahre lang hatte Stuttgart fortan eine Technische Hochschule (TH) - die bisher langlebigste Bezeichnung.

Die einschneidenden politischen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts änderten also den Namen der TH Stuttgart nicht. Natürlich aber brachten sie im Guten wie im Bösen einschneidende Veränderungen für die Hochschule mit sich.

Demokratisierung der Hochschulstruktur und Ausbau der Natur- und Ingenieurwissenschaften einerseits, Wirtschaftskrise, Hochschulüberfüllung und steigende Arbeitslosigkeit, mangelnde Identifikation mit der republikanischen Staatsform und eine große Offenheit der Studenten für völkisches und rassistisches Gedankengut andererseits markieren die Stationen auf dem Weg zur Hochschule im nationalsozialistischen Deutschland. Im Nationalsozialismus wurde auch die TH Stuttgart nach dem Führerprinzip zentral gelenkt und in nationalsozialistische Szenarien der Hochschulpolitik einbezogen, die etwa ihre Verlegung nach Tübingen und Vereinigung mit der dortigen Universität und der Hohenheimer Hochschule vorsahen. Der Beginn des Zweiten Weltkriegs im Herbst 1939 setzte diesen Plänen allerdings ein Ende.

Der Zweite Weltkrieg veränderte den Lehr- und Forschungsbetrieb der TH Stuttgart auf allen Ebenen. Im Vergleich zur Vorkriegszeit gingen die Studentenzahlen zunächst noch weiter zurück, stiegen aber im weiteren Kriegsverlauf deutlich über das Niveau von 1939 an. Die Forschungsaktivitäten konzentrierten sich auf kriegswichtige Projekte. Zunehmend wurde der Hochschulbetrieb durch Luftangriffe gestört, und ab Ende 1943 wurden Institute nach Möglichkeit in die Umgebung von Stuttgart ausgelagert. Bei Kriegsende waren etwa drei Viertel der Gebäude und Einrichtungen zerstört.

Im Februar 1946 wurde der Lehrbetrieb an der TH Stuttgart nach einer zehnmonatigen Unterbrechung wieder aufgenommen. Die Professoren wurden politisch überprüft, nicht wenige wurden vorübergehend oder dauerhaft entlassen. Wer in Stuttgart studieren wollte, mußte zuvor einen mehrmonatigen "Baudienst" absolvieren, so daß wichtige Gebäude in Eigenleistung der TH wieder aufgebaut werden konnten. Freitische in der Mensa linderten die schlimmste Hungersnot in diesen ersten Jahren nach dem Krieg.

Mit der Normalisierung des Lebens und der Erholung der Wirtschaft begann auch für die TH Stuttgart eine Zeit des Aufbaus und der Expansion. Damit drängte sich eines der großen Dauerprobleme wieder hervor: In der Stadtmitte fehlte, vor allem für die immer zahlreicheren und stärker ausgebauten technischen Disziplinen, einfach der Platz. Ihren deutlichsten Ausdruck fand die Expansion der TH darum im neuen Universitätsstandort Pfaffenwald in Stuttgart-Vaihingen, der nach heftigen Auseinandersetzungen 1955 beschlossen und ab 1957 mit den ersten Institutsbauten in Betrieb genommen wurde.

1878 - 1922 Carl Julius (von) Bach
Professor für Maschinenbau
1918 Umbenennung in Technische Hochschule Stuttgart
1921 Verein Stuttgarter Studentenhilfe
Zusammenschluss verschiedener Hilfseinrichtungen zum "Verein Stuttgarter Studentenhilfe e. V.", aus dem das Studentenwerk hervorgeht
1921 Demokratisierung der TH
Gründung des AStA; neue Verfassung der TH: u.a. Wahl des Rektors durch die ordentlichen Professoren, Wahl der Abteilungsvorstände durch die Lehrstuhlinhaber
1922 Promotionsrecht für Allgemeine Abteilung
Verleihung des Promotionsrechtes auch an die Allgemeine Abteilung (Geisteswissenschaften); damit Gleichberechtigung mit der Universität Tübingen
1923 Gründung der Vereinigung von Freunden der Technischen Hochschule
Vereinszweck: "... die TH Stuttgart in der Ausbildung ihrer Studierenden und in den wissenschaftlichen Forschungsarbeiten zu fördern und zu unterstützen und dazu für Geldmittel, ferner für Lehrmittel und Einrichtungsgegenstände in natura zu sorgen, für die der Staat nicht aufkommen kann."
Erster Vorsitzender: Robert Bosch
1924 Gründung des Hochschulrings deutscher Art
Verankerung rassistischen Denkens durch Ausschluß aller Studenten "nichtdeutscher Abstammung"
1925 Einführung von Leibesübungen
Erteilung des Vordiploms abhängig vom Nachweis eines zweisemestrigen Besuches der Leibesübungen
1926 - 1931 Standortdiskussion
Ziel: Schaffung eines zentralen Hochschulkomplexes an einem neuen Standort; im Gespräch sind Rosensteinpark, Hohenheim, Weißenhof, Degerloch, Ludwigsburg.
Die Weltwirtschaftskrise zerstört die Umzugs- und Ausbaupläne.
1929 100jähriges Jubiläum
Jubiläumsspende der Vereinigung der Freunde in Höhe von 670 000 Reichsmark; Spende von nicht genannter "anderer Seite" in Höhe von 100 000 Reichsmark für Gastvorlesungen auswärtiger Gelehrter
1931 Einführung eines Arbeitsdienstjahres
Als Folge von Weltwirtschaftskrise, Massenarbeitslosigkeit und "Überfüllung geistiger Berufe" Einführung eines Arbeitsdienstjahres für alle Studenten
1933 Ehrendoktorwürde für Hitler
Verleihung der Ehrendoktorwürde der TH Stuttgart an Hitler; Hitler lehnt jedoch ab
1933 Vertreibung der Hochschulmitglieder jüdischer Herkunft
Grundlage: "Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums"
1933 Einführung des "Führerprinzips"
Rektor ist Führer der Hochschule und wird vom württembergischen Kultusminister (ab 1935 vom Reichserziehungsminister) ernannt; er ernennt wiederum die Dekane
1934 Einführung nationalpolitischer Vorlesungen
u.a. über Auslandsdeutschtum, Rassenhygiene, Wehrwissenschaft
1934 "Verfassung der deutschen Studentenschaft" tritt in Kraft
Ziel: "Die Deutsche Studentenschaft ist die Vertretung der Gesamtheit der Studenten ... Vor allem hat sie die Studenten durch die Verpflichtung zum SA-Dienst und Arbeitsdienst und durch politische Schulung zu ehrbewußten und wahrhaften deutschen Männern und zum verantwortungsbereiten selbstlosen Dienst in Volk und Staat zu erziehen."
1935 Richtlinie zur Vereinheitlichung der Hochschulverwaltung
Zentrale Steuerung aller Hochschulen von Berlin aus durch das Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung
1936 - 1968 Adolf Leonhard
Professor für Elektrotechnik (Unterbrechung von 1946 bis 1952)
1941 Kleine Reform
Umwandlung der fünf Abteilungen in drei Fakultäten (Naturwissenschaften, Bauwesen, Maschinenwesen) als Vorbereitung für eine von den Nationalsozialisten geplante württembergische Groß-Hochschule (Zusammenschluß von Hohenheim, Stuttgart und Tübingen)
1941 - 1947 Evakuierung von Instituten
Auslagerung einzelner Institute z.B. nach Neckarhausen, Tailfingen, Schwäbisch Gmünd
1944 Luftangriffe auf Stuttgart
Zerstörung der meisten Gebäude und Einrichtungen der TH
1945 Mensa und Studentenspeisung
Aufbau einer Mensa durch private Initiative; Stadt Stuttgart übernimmt Patenschaft für 10 Freitische wöchentlich (2,75 RM) und stellt Lastwagen zur Herbeischaffung der Lebensmittel bereit; Mittagessen bei Firmen, Mittagstische bei Einzelpersonen; durch amerikanische Spenden finanzierte Hoover-Speisung
1946 Wiedereröffnung der TH Stuttgart
nach 10monatiger Unterbrechung des Lehrbetriebs
1946 - 1947 Wiederaufbaudienst
Ableistung einer Wiederaufbauarbeit von 6 - 8 Monaten ist Voraussetzung für ein Studium an der TH
1946 - 1948 Entnazifizierungsverfahren
Maßnahmen zur Säuberung der TH von Anhängern des Nationalsozialismus
1947 Neugründung des Studentenwerks
1949 - 1978 Max Bense
Professor für Philosophie und Wissenschaftstheorie
1950 Einrichtung des Studium generale
1950 Schaffung eines Hochschulbeirates
bestehend aus Vertretern der Hochschule, Landesregierung, Stadt und der Wirtschaft; Ziel: Stärkung der Verbindung zwischen TH und Öffentlichkeit
1954 Wunder von Stuttgart
Wiederaufbau der zerstörten und beschädigten Institute mit staatlichen Mitteln, Zuschüssen der Stadt, der wiedergegründeten Vereinigung von Freunden der TH, des Stifterverbandes der deutschen Wissenschaft und der Deutschen Forschungsgemeinschaft; Bau eines Studentenwohnheims durch Stiftung des Deutschamerikaners Max Kade; Bau einer neuen Mensa
1955 - 1957 Neuer Teilstandort Pfaffenwald
Platzbedarf der TH führt zu einer Standortdiskussion; 1956 Entscheidung für den Standort Pfaffenwald durch die Landesregierung; Baubeginn für das erste Institut 1957
1957 - 1977 Käte Hamburger
Professorin für Literaturwissenschaft und Ästhetik
1961 Kollegiengebäude I
Einweihung des Kollegiengebäudes I und der Universitätsbibliothek in der Stadtmitte
1963 Ausbauplan / Lehramtsfächer
Annahme eines Ausbauplans durch den Großen Senat, um Studium der Lehramtsfächer zu ermöglichen und auch den Studenten der Musikhochschule und Kunstakademie die Möglichkeit zum Studium eines Ergänzungsfaches für das Lehramt zu bieten.
1964 Kollegiengebäude II
Einweihung des Kollegiengebäudes II in der Stadtmitte
1964 - 1990 Frei Otto
Gründer und Leiter des Instituts für leichte Flächentragwerke (IL)
1967 Umbenennung in Universität Stuttgart

 

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