Zeppelin und sein Einfluss auf Stuttgart
Als im Dezember 1903 der Flyer I der Gebrüder Wright in Kittyhawk (USA) seinen Erstflug von 50 m bestritt, fand dieses Ereignis in Europa kaum Widerhall. Vor allem im Deutschen Reich war Graf Zeppelin mit seinen Luftschiffen, die von der württembergischen Bevölkerung als ein "schwäbisches Produkt" wahrgenommen wurden, der unumstrittene Star der Luftfahrtszene.
Schon fünf Jahre später hatte sich diese Lage geändert. Louis Bleriot überflog 1908 den Ärmelkanal, und das Prinzip "Schwerer als Luft" wurde als eine ernst zu nehmende Alternative zum Prinzip "Leichter als Luft" wahrgenommen.
Es war damit nur eine Frage der Zeit, bis erste Schritte einer Verwissenschaftlichung der Materie unternommen wurden - zumal das Königreich Württemberg sich als Pionier in der Luftfahrt sah. Und so gab es schon bald Bestrebungen zur Errichtung einer Professur.
Als die Zeppelin-Gedächtnisstiftung zu diesem Zweck einen großen Geldbetrag stiftete, konnte die Professur für Luftschifffahrt, Flugtechnik und Kraftfahrzeuge 1911 eingerichtet werden. Alexander Baumann übernahm diesen Lehrstuhl und war damit der erste ordentliche Professor für Luftfahrttechnik im Deutschen Reich.
Schon 1910, noch vor seiner Berufung, hatte Baumann erste Vorlesungen gehalten. Nach seiner Berufung machte er sich zielstrebig an den Ausbau seines Faches. So schaffte er 1912 als Lehrmittel ein zweisitziges Wright-Flugzeug an. Zu seinen weiteren Aufgaben gehörte unter anderem, dass er für die württembergischen Zentralbehörden als Sachverständiger zur Verfügung stehen musste.
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