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Stuttgarter unikurier Nr. 95 Mai 2005
Tag der Chemie:
Von Todesküssen und Nanocontainern

Der Diplomstudiengang Chemie soll nach dem seit Jahresanfang geltenden Universitätsgesetz durch Bachelor- und Masterabschlüsse ersetzt werden. Die Fakultät konzipiere diese Studiengänge neu, berichtete Dekan Prof. Helmut Bertagnolli beim Tag der Chemie am 18. Februar, der auch in diesem Jahr Dank der großzügigen Unerstützung von Prof. Artur Fischer abgehalten werden konnte.
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Eine gute Universität überstehe auch schlechte Gesetze, meinte Prof. Bertagnolli mit Blick auf das neue Universitätsgesetz. Er erinnerte an die Probleme, die die Mathematikerin Emmy Noether 1915 hatte, als das Habilitationsrecht alleine den Männern vorbehalten war; diese stellten sich zunächst gegen eine Reform. Der Dekan berichtete weiter, dass sich der Lehrexport für die Studiengänge anderer Fakultäten auf 76 Prozent erhöht habe. „Das Fehling-Lab erfreut sich immer noch größter Nachfrage“, stellte er fest, allerdings betrage die Wartezeit für das Schülermitmachlabor drei Jahre.

 
Prof. Artur Fischer mit Fullerenmodell. (Foto: Institut)

 Spektakuläres ließ der Vortragstitel von Prof. Dieter Wolf vom Institut für Biochemie erwarten: „Der Todeskuss: Ubiquitin und die Chemie und Biologie eines lebensnotwendigen zellulären Regulations-prinzips“. Anschaulich vermittelte Prof. Wolf den Zuhörern den Sinn und Zweck des Ubiquitins (Polypeptid aus 76 Aminosäuren) in unserem Körper. Ubiquitin ist quasi der Markierungsstoff, der die nicht benötigten Proteine in den Körperzellen so kennzeichnet (= Todeskuss), dass diese vom zelleigenen Müllverwerter-system (Proteasom) entsorgt werden. Das Ubiquitin selbst bleibt erhalten und wird wieder verwendet. Da viele schwere Krankheiten (darunter Alzheimer, Mukoviszidose) mit einem nicht korrekten Abbau der Proteine zusammen-hängen, verspricht man sich von den Arbeiten auf diesem Gebiet die Ent-wicklung neuer Me-dikamente.

 Unter dem Motto „Alles prüfe der Mensch und verstehe die Freiheit aufzu-brechen, wohin der will“ (nach Hölderlin) überreichte der Dekan dem Absol-ventenjahrgang 2004 die Diplomurkunden. „Es ist nicht genug zu wissen, man muss es auch anwenden, es ist nicht genug zu wollen, man muss es auch tun“ (Goethe) gab Prof. Bertagnolli den Doctores mit auf den Weg.

 

Durchsichtige UV-Absorber

In die Welt der Chemie „jenseits der verdünnten Lösung“ entführte Prof. Klaus Müllen vom Max-Planck-Institut für Polymer-forschung (Mainz) die Zuhörer bei seinem Vortrag zum Thema „Nano: hat Mode Zukunft?“ Er ließ Latex-Kügelchen (organische) Haare wachsen, verwendete dazu anor-ganische Komplexe - als Zugeständnis an die Anorganik - und schaffte es so, die Morphologie der Nanopartikel zu kontrollieren. UV-Absorber haben den Nachteil, dass sie aufgrund der Agglo-meration der Teilchen farbig sind. Durch-sichtige UV-Absorber lassen sich mit Hilfe so genannter Nanocontai-ner herstellen, die aufgrund ihrer Größe eine vermehrte Einlagerung der Teilchen verhindern, berichtete Prof. Müllen über ein Projekt seiner Arbeitsgruppe.

 

Preise für den Nachwuchs

Den in diesem Jahr erstmals vergebenen Rolf Sammet Preis erhielt für seine besonderen Leistungen im deutsch-französi-schen Doppelstudiengang Chemie Rolf Tompers. Prof. Rolf Sammet hat in Stuttgart studiert und promoviert; 1969 wurde er Vorsitzender des Vorstandes der Farbwerke Höchst. Sammet, eine der bekanntesten und profiliertesten Unternehmer-persönlichkeiten der siebziger und achtziger Jahre, brachte seine Verbundenheit zur Universität Stuttgart durch die Ein-richtung einer Stiftung zum Ausdruck.

 Anschließend verlieh Ehrensenator Prof. Artur Fischer den nach ihm benannten Preis an Christoph Gastl (Chemie) und Christian Greiner (Werkstoffwissenschaft). In sei-ner Rede appellierte Prof. Fischer erneut an die Verantwortung gegenüber den Mitmenschen. Als Basis eines beruflichen Erfolges sieht Artur Fischer „nie versiegende Neugier, Disziplin und krit-isches Denken“.

Isabella Waldner, Helmut Bertagnolli
 

KONTAKT

Dekanat der Fakultät Chemie
Pfaffenwaldring 55, 70569 Stuttgart
Tel. 0711/685-4585, -4584, -4583
Fax 0711/685-4045
e-mail: zirkel@f03.uni-stuttgart.de, i.waldner@ipc.uni-stuttgart.de
http://www.uni-stuttgart.de/chemie/


 

  Enorm nachgefragt sind die Informationsangebote der Universität für Studieninteressenten. Beim unitag am 17. November war der Andrang so groß wie nie: rund 7.500 Schülerinnen und Schüler aus 276 Gymnasien aus den Oberschulamtsbezirken Stuttgart und Tübingen waren der Einladung gefolgt. Die Organisatoren von der Studien-beratung hatten - unterstützt von einigen Fachschaften - alle Hände voll zu tun, um den Besucherandrang in die richtigen Bahnen zu lenken. Zum Teil musste mit Videoübertragungen dafür gesorgt werden, dass diejenigen, die keinen Platz mehr in den Hörsälen bekamen, dennoch erfuhren, wie das Studium in der Luft- und Raumfahrttechnik oder im Maschi-nenwesen läuft. - Zufrieden waren auch die Organisator-innen vom Gleichstellungsreferat mit der achten Runde von „Probiert die Uni aus! - Naturwissenschaften und Technik für Schülerinnen der Oberstufe“. Über 180 junge Frauen nutzten die Chance, von Mitte Januar bis Mitte März 2005 in Work-shops Fächer ihrer Wahl aus insgesamt 15 Studiengängen kennen zu lernen. Insgesamt haben seit 1997 mehr als 1.300 Schülerinnen von diesem Angebot Gebrauch gemacht. Und einige der ehemaligen Teil-nehmerinnen betreuen nun selbst die Workshops für den Nachwuchs. /zi   (Foto: Eppler)

 


 

 

 

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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