Dank
der großzügigen Unterstützung von Prof. Artur Fischer war
die Fakultät Chemie nunmehr zum siebten Male auch dieses
Jahr in der Lage, den Tag der Chemie im festlichen Rahmen zu
begehen. Dekan Prof. Helmut Bertagnolli konnte Erfreuliches
zur Entwicklung der Zahl der Studierenden berichten: diese
hat sich in den letzten drei Jahren auf 128 Studienanfänger
verdoppelt, die mittlere Studienzeit ist aufgrund einer
besseren Koordination der Lehrangebote weiterhin auf jetzt
9,9 Semester gesunken. Der hohe Lehrexport (60 Prozent) im
Fach Chemie verdeutlicht, dass die Chemie eine
Querschnittswissenschaft darstellt. Trotz der allgemein
positiven Entwicklung in der Fakultät blieb die Chemie nicht
von massiven Einsparungen verschont, betonte der Dekan.
Schweinsblasen und Rauchschwaden
Einen Höhepunkt des Tages stellte der Experimentalvortrag
von Prof. Krätz dar. Im überfüllten Hörsaal geleitete er die
Zuhörer auf die Jahrmärkte der Chemie des 18. Jahrhunderts.
Durch seinen einmaligen Vortragsstil, gewürzt mit
spektakulären Experimenten, gelang es ihm, auch die
"normalen Menschen - also die Nichtchemiker" in seinen Bann zu ziehen. Im 18. Jahrhundert zogen
vornehmlich Ärzte als Quacksalber (der Begriff hatte zu
dieser Zeit noch keinen negativen Beigeschmack) durch die
Lande und boten - wie Otto Krätz betonte - mehr für das
bezahlte Geld als heute - zumindest mehr Show. Prof. Krätz
entschleierte die verschiedensten Tricks, derer sich die
"Artisten" bedienten. Er klärt darüber auf, dass es sich bei
den abgehackten Häuptern auf den Jahrmärkten um
Wachsnachbildungen handelte, bei den geteilten Körpern meist
um Zwillinge, die gut versteckt in den verwendeten Kisten
ausharrten. Für die gewünschte Wirkung im Publikum sorgten
damals Schweinsblasen, die mit Tierblut oder Rote-Bete-Saft
gefüllt waren, um im geeigneten Moment zum Platzen gebracht
zu werden. Sehr begehrt waren zu dieser Zeit Vorführungen
mit Leuchteffekten, die nicht immer einen glimpflichen
Ausgang hatten. Den Abschluss des Vortrags bildeten zwei
chemische Vulkane, die ihren Aha-Effekt bei den Zuschauern
nicht verfehlten, jedoch dafür sorgten, dass eine kurze
Pause eingelegt werden musste, bis die Rauchschwaden sich
lichteten.
Mahnung zur wissenschaftlichen Redlichkeit
Im Weiteren stellte der Dekan die Diplomchemikerinnen und
Diplomchemiker vor und ermutigte sie - ganz im Sinne Kants -, "Mut zu haben, sich des
eigenen Verstandes zu bedienen". Bei der Begrüßung der
Promovierten ermahnte der Dekan die Anwesenden zur
wissenschaftlichen Redlichkeit, dem Grundprinzip der
wissenschaftlichen Arbeit und ver-pflichtet die Absolventen
mit einem Text, den bereits Kant als Rektor benutzt haben
soll.
Im Anschluss berichtete Prof. Henning Hopf, Präsident der
Gesellschaft Deutscher Chemiker, über die Notwendigkeit der
Grundlagenforschung. Am Beispiel der
Kernresonanzspektroskopie - von der Entdeckung des Spins in
den zwanziger Jahren des letzten Jahr-hunderts bis zum
heutigen Einsatz der Kernspintomographie in der Medizin -
verdeutlichte Prof. Hopf, wie unberechenbar und doch
gleichzeitig fulminant die Entwicklung der
Grundlagenforschung verlaufen kann. Mit Nachdruck
appellierte er an die Politik, von einer Gängelung der
Universitäten abzusehen und deren Freiheit in Lehre und
Forschung zu bewahren.
Artur-Fischer-Preise
Den krönenden Abschluss des Tages der Chemie stellte die durch Ehrensenator Prof. Dr.
Artur Fischer vorgenommene Preisverleihung dar. Für
besondere Studienleistungen ausgezeichnet wurden Sandra
Hübner und Nicolai Cramer. Artur Fischer ermahnte die
Absolventen, in ihrem weiteren beruflichen Werdegang die
Verantwortung für die Menschen und das Menschliche in den
Betrieben nicht zu vernachlässigen.
Isabella Waldner, Helmut Bertagnolli
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