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Stuttgarter unikurier Nr. 93 April 2004
ZENDAS stellt neues Verfahren vor:
Noten im Internet: Bequem - und sicher

Die Prüfung ist geschafft, die Tage verstreichen, die Spannung wächst. Jetzt einfach schnell im Internet die Note nachsehen, das wär´s! Das ist von überall auf der Welt möglich und somit auch kein Problem für Studierende, die schon ihr Auslandssemester begonnen haben. Praktisch, leicht oder gefährlich? Der Student schüttelt ungläubig den Kopf: sind doch nur Matrikelnummer und Note, die da im Internet stehen, wer sollte damit schon was anfangen können? Heinrich Schullerer, Leiter von ZENDAS, der Zentralen Datenschutzstelle der baden-württembergischen Universitäten, weiß es besser und rät zur Vorsorge.
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"Von der Matrikelnummer aus kann man durchaus auf die dazugehörigen Studierenden kommen", erklärt Schullerer. Die Nummer ist keineswegs so geheim, wie oft gedacht. Neben vielen Stellen und Personen an der Universität ist sie nicht selten Freunden oder Kollegen bekannt und auch beispielsweise Firmen, bei denen man als Student gejobbt hat, Banken, Verkehrsbetriebe, die BaföG-Stelle und Krankenkasse kennen sie - und können sie der entsprechenden Person zuordnen.

Gerade der schnelle Service des Internets macht aus einer Matrikelnummer einen "Kombinationspartner": Nummer in eine der vielen Suchmaschinen eingeben und mit ein wenig Glück finden sich mehrere Prüfungsergebnisse. In welchen Fächern und mit welchen Noten der/die Studierende sich schon hat prüfen lassen, ist nun nur noch zum Teil ein Geheimnis. Und mit etwas mehr Glück gelangt man gar auf eine Seite, die der Matrikelnummer einen Namen zuordnet, wie etwa bei der Anmeldung zu Prüfungen oft praktiziert. Wer all diese Daten konsequent sammelt, kann so genannte Personenprofile erstellen, erläutert Andreas Lumpe, der bei ZENDAS für den Aufgabenbereich Recht zuständig ist. Welche Noten haben die Studierenden in Klausuren bekommen, wie zügig haben sie studiert, welche Fächer belegt, kurz und gut, wer sich bemüht, der kann viele Daten zusammentragen, an denen auch tatsächlich Interesse besteht: beim potenziellen Arbeitgeber, bei Versicherungsunternehmen und Krankenkassen, vielleicht gar bei Kommilitonen, wenn Diplom- oder Promotionsarbeiten vergeben werden. Nun also doch auf die bequeme Noteneinsicht im Internet verzichten? Aber nein!

Der Trick mit der Nummer

Erst seit Oktober 2003 aktiv, hat die an der Universität Stuttgart angesiedelte Zentrale Datenschutzstelle der baden-württembergischen Hochschulen (ZENDAS) nun ein Verfahren vorgestellt, das es ermöglicht, Prüfungsergebnisse im Internet zu veröffentlichen und dabei den Datenschutz zu berücksichtigen. Die Idee ist im Grunde ganz simpel: Vor jeder Prüfung zieht der Klausurteilnehmer ein Los mit einer Nummer oder einem anderen Pseudonym. Soll seine Note später im Internet veröffentlicht werden, schreibt er das gezogene Pseudonym vor der Abgabe auf seine Klausur - und merkt es sich, denn unter ihm wird er nach der Korrektur auf den Internetseiten des Instituts seine Note vorfinden. Die zufällig gezogene Nummer beziehungsweise das Pseudonym, und wohl gemerkt, bei jeder Prüfung wird eine neue Kombination gezogen, steht dann für rund 30 Kalendertage neben seiner Note im Netz. Diese Kombination ist auch mithilfe von Suchmaschinen nicht zu knacken, Prüfungsergebnisse und zugehörige Person können somit nicht zusammengeführt werden und Profilbildungen sind ausgeschlossen. Das schnelle und bequeme Medium Internet ist ohne großen Aufwand für eine sichere Notenabfrage tauglich geworden und die Studierenden können den Service ohne Bedenken nutzen.

Hinweise positiv aufgenommen

Der Prüfungsausschuss Wirtschaftswissenschaft geht seit dem Wintersemester 2003/04 bei Prüfungen den von ZENDAS vorgeschlagenen Weg der Veröffentlichung. Andere, so hofft Heinrich Schullerer, werden folgen, und er freut sich, dass die Beratung seines Teams an den Universitäten auf fruchtbaren Boden fällt: "Alle unsere Hinweise wurden bislang positiv aufgenommen." Einige In-stitute haben gar, sensibilisiert für die Problematik personenbezogener Daten im Internet, einen Weg eingeschlagen, der dem Datenschützer ganz besonders gefällt: Sie vergeben Usernamen und ein Passwort, so dass jeder Klausurteilnehmer seine ganz persönliche Seite mit Note abfragen kann. Auch Walter Nohlen, Leiter des Dezernats Studentische Angelegenheiten der Uni Stuttgart, wurde aufgrund der Diskussion um die Matrikelnummer auf eine Tatsache aufmerksam, die jetzt zur Frage wurde: Weshalb eigentlich steht diese Nummer auf jeder Studienbescheinigung? Die Antwort "Das muss nicht sein" hat nun zu Versionen ohne Nummernaufdruck geführt.

Die Arbeit geht den Datenschützen von ZENDAS nicht aus. Schon steht die nächste Aufgabe an: die Internetseiten der Landesuniversitäten auf ihre medien- und datenschutzrechtlichen Voraussetzungen hin überprüfen. Mithilfe eines automatisierten Verfahrens wird dabei in den Webauftritten unter anderem nach dem Impressum, der Datenschutzerklärung, permanenten Cookies usw. gesucht. Bei der Bewertung des Analyseberichts sind die Mitarbeiter von ZENDAS dann kompetente und konstruktive Ansprechpartner.
Julia Alber

Weitere Informationen zu ZENDAS finden Sie im unikurier Nr. 92, 2/2003, S. 20.

KONTAKT

Heinrich Schullerer,

Zentrale Datenschutzstelle ZENDAS,

Breitscheidstr. 2, 70174 Stuttgart

Tel. 0711/121-3687, -3690,

e-mail: datenschutz@uni-stuttgart.de

sowie unter www.zendas.de

 


last change: 12.05.04 / hj
Pressestelle der Universität Stuttgart

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