Mit Bedauern hat der Universitätsrat zur
Kenntnis genommen, dass auch die Universität Stuttgart
aufgrund der von außen an sie heran- getragenen
wirtschaftlichen Zwänge an einschneidenden Struktur- und
Sparmaßnahmen nicht vorbei kommt. Das Gremium hat eine Reihe
von Maßnahmen beschlossen, die einen ersten Schritt in
Richtung einer finanziellen Konsolidierung, verbunden mit
einer Profilschärfung und strukturellen Änderungen,
darstellen. "Nur wenn es gelingt, der Universität Stuttgart
durch künftige weitere Entscheidungen Handlungsspielräume zu
eröffnen", hob der Unversitätsrat in seinem Beschluss
hervor, "wird sie dauerhaft in der Lage sein, ihre Aufgaben
im Bereich von Forschung, Lehre und Weiterbildung auf dem
bisherigen, sehr hohen Niveau zu erfüllen. Die Schaffung
eines Innovationspools ist aus Sicht des Universitätsrats
ein hierfür geeignetes Instrument".
Mediävistik und
Landesgeschichte bleiben erhalten
Die Professuren für Mediävistik und Landesgeschichte
werden nicht gestrichen. Die Philosophisch-Historische
Fakultät wird alternative, wirkungsgleiche Ein-sparmöglichkeiten erarbeiten.
Die Umgestaltung von Lehramtsstudiengängen in Richtung
von Bachelor- und Master-Studiengängen erfolgt in enger
Abstimmung mit dem Kultusministerium. Inzwischen ist dazu
unter Leitung des Dekans der Philosophisch-Historischen
Fakultät, Prof. Walter Göbel, bereits eine Arbeitsgruppe
aktiv.
Die Professuren Linguistik/Germanistik und Historische
Hilfswissenschaften werden gestrichen und die Professuren
für Computerlinguistik und für Formale Logik in eine
Professur zusammengeführt.
Die Institute für Geologie und Paläontologie, Mineralogie
und Kristallchemie, Geophysik und Geographie werden
geschlossen. Damit verbunden ist die Streichung der
Studiengänge Technische Geowissenschaften und Geographie
(Diplom, Magister und Lehramt).
Die Geisteswissenschaften sollen die bereits eingeleitete
Profilbildung im Bereich "Text - Wissen - Kultur -
Gesellschaft" weiter vorantreiben und entsprechende
Bachelor- und Master-Studiengänge entwickeln. Die
Lehramtsstudiengänge Deutsch, Englisch, Französisch,
Geschichte und Politik sollen auf BA- und MA-Basis
weitergeführt werden, bei gleichzeitiger Reduktion der
Bandbreite.
Die Zentrale Verwaltung soll bis zu 15 Prozent der
Stellen einsparen. Zentrale Einrichtungen sollen 15 Prozent
der Stellen im nicht-wissenschaftlichen Bereich und zehn
Prozent der wissenschaftlichen Dauerstellen einsparen.
Untersucht werden sollen mögliche Synergieeffekte und
Outsourcing-Möglichkeiten von Werkstätten.
Erster Schritt in Richtung weiterer Strukturveränderungen
"Diese Entscheidung ist der erste Schritt in Richtung
weiterer Strukturveränderungen an der Universität
Stuttgart", betonten Universitätsratsvorsitzender Professor
Berthold Leibinger und Uni-Rektor Professor Dieter Fritsch
übereinstimmend. Auch weitere Studiengänge und Fachgebiete
müssten künftig auf den Prüfstand gestellt werden. Insgesamt
sollen bis 2010 110 bis 120 Stellen umgeschichtet werden.
Volluniversität bleibt
"Eine Rückkehr zur technischen Hochschule bedeutet diese
Entscheidung jedoch nicht", zerstreute Uni-Rektor Fritsch
mögliche Sorgen: "Die Struktur einer Volluniversität mit
deutlichem technischen Profil und ausgeprägten Kompetenzen
im Bereich der Natur-, Geistes-, Wirtschafts- und
Sozialwissenschaften wird erhalten bleiben." Trumpf-Chef
Leibinger und Uni-Rektor Fritsch warben nach der Sitzung im
Januar vor Studierenden der Geowissenschaften um Verständnis
für diesen Einschnitt und versicherten, dass diese
Entscheidung nicht leicht gefallen sei. Prof. Leibinger hob
hervor, dass diese "der Universität eine hervorragende
Ausgangsposition im Wettbewerb um die besten Plätze unter
Deutschlands Hochschulen sichert". Prof. Fritsch appellierte
an die politisch Verantwortlichen, "den Universitäten keine
weiteren Sparauflagen zu verordnen, da damit einhergehende
Strukturveränderungen leistungsfähige Einheiten und
Lehrangebote auslöschen."
Nun ist das Wissenschaftsministerium am Zug. An der
Universität Stuttgart hofft man auf eine rasche Zustimmung,
damit die Strukturreformen zeitnah umgesetzt werden können.
Keine Konsequenzen hat die Schließung von Studiengängen für
eingeschriebene Studierende. Diese können ihr Studium in der
Regelstudienzeit und einer Schonfrist von mindestens zwei
Semestern abschließen. zi
* Siehe dazu unikurier Nr, 92. 2/2003, S. 3ff