Home           Inhalt           Suchen

Stuttgarter unikurier Nr. 93 April 2004
Umweltschonende Energieerzeugung im Blickpunkt:
Bundesweit erster Lehrstuhl für Windenergie

Im Januar 2004 hat der bundesweit erste Lehrstuhl für Windenergie (SWE) an der Universität Stuttgart seine Arbeit aufgenommen. Am 25. März stellten den am Institut für Flugzeugbau der Fakultät Luft- und Raumfahrttechnik und Geodäsie angesiedelten Stiftungslehrstuhl drei Enthusiasten in Sachen Windenergie der Presse vor: Professor Dr. Martin Kühn*), Inhaber des Stiftungslehrstuhls, dessen Stifter, der Unternehmer Karl Schlecht und Heiner Dörner, Dozent am Institut für Flugzeugbau.
kleinbal.gif (902 Byte)

Die Windenergie hat an der Universität Stuttgart eine lange Tradition. Schon in den 50er-Jahren beschäftigte sich Professor Ulrich Hütter, der von 1959 bis 1980 Direktor des Instituts für Flugzeugbau war, mit Windkraftanlagen. Die von ihm als Chefkonstrukteur bei der Firma Allgaier entwickelte Allgaier-Hütter-Anlage - ein restauriertes Modell steht vor dem Institut für Flugzeugbau am Pfaffenwaldring 31 gilt mit ihren elf Metern Rotordurchmesser "als Urmodell der modernen Windanlagen zur Energieerzeugung", erklärte Heiner Dörner, der seit über 20 Jahren Dozent für das Fachgebiet Windenergienutzung ist. Mit Freude registriert er, dass die Windenergie seit Jahren boomt und nun ein Lehrstuhl den Weg an die Universität Stuttgart gefunden hat, "an die er auch hingehört."

Als Segelflieger hat Karl Schlecht den Wind im Blut. Ausschlaggebend für das Engagement des Lehrstuhlstifters waren jedoch sein "Traumberuf Flugzeugbauer" und sein Maschinenbaustudium an der Technischen Hochschule Stuttgart. Der Gründer und heutige Aufsichtsratsvorsitzende der Putzmeister AG in Aichtal traf dort 1957 auf Ulrich Hütter, der ihn für die Naturkraft des Windes und die damit verbundenen vielfältigen und faszinierenden Technologien begeisterte. Dessen Lehre und Tradition auf dem Gebiet der Windenergie soll der Stiftungslehrstuhl an der Universität Stuttgart nun fortführen - und das möglichst praktisch. Die Studierenden werden sich mit allen Problemen beschäftigen, die das Thema Wind-energie mit sich bringt, ob von Seiten der Konstruktion und Technik, der Öffentlichkeit oder der Investoren, und sie sollen lernen, Perspektiven zu entwickeln, wie sich diese Probleme lösen lassen. Karl Schlecht ist überzeugt: "Analytisches Arbeiten, der Wahrheit auf den Grund gehen und lebenslanges Lernen lernen", gepaart mit der Freude an der Arbeit, ist "der eigentliche Schlüssel zum Erfolg, der auch die Putzmeister AG an die Spitze geführt hat."

"Mit dem neuen Lehrstuhl haben wir eine einmalige Chance, aber auch eine Verantwortung bekommen", betonte Professor Dr. Martin Kühn. Bei seinem letzten Arbeitgeber, der GE Wind Energy GmbH, war er als Projektleiter unter anderem für den Aufbau von 3,6 Megawatt Turbinen mit 104 Metern Durchmesser auf der Irischen See verantwortlich und ist somit auch speziell mit dem Thema Offshore-Nutzung sehr gut vertraut. Bei der Windenergie, die heute weltweit Wachstumsraten von 20 Prozent hat, könne man eigentlich von "big business" reden, so der Professor, der darauf setzt, seinen Studierenden ein "motivierendes Fachgebiet mit einer soliden Basis und viel Praxis" bieten zu können. Neben Grundlagenvorlesungen für alle Studiengänge wird es Vertiefungsvorlesungen für die Studierenden der Luft- und Raumfahrt geben, so unter anderem zur Konstruktion von Windenergieanlagen. Im Bereich der Forschung setzt Kühn auf die Weiterentwicklung der Rotorblätter, die Berechnung und Regelung von Onshore- und Offshore-Anlagen sowie deren Betrieb und Überwachung. Zudem sind Kooperationen geplant - innerhalb der Fakultät und der Universität, mit dem, auch von Karl Schlecht gestifteten, Lehrstuhl Entrepreneurship an der Uni Hohenheim und natürlich mit Forschungszentren im In- und Ausland.

Der Lehrstuhl, vom Stifter für die nächsten zehn Jahre mit zweieinhalb Millionen Euro ausgestattet, Uni und Land steuern nochmals über eine Million Euro bei, ist mit seinen momentan sieben Mitarbeitern im Verfügungsgebäude am Allmandring 5b untergebracht. Für die Zukunft erträumt sich Karl Schlecht an die 100 Mitarbeiter, die auch in den der Windenergie verwandten Gebieten aktiv sind. Und für die Umsetzung der Forschungsergebnisse in der industriellen Praxis hat er schon vorgesorgt - er hat die wintus GmbH gegründet.

Mit der neuen Professur Windenergie sind an der Universität Stuttgart zur Zeit neun Stiftungsprofessuren angesiedelt. Dies demon-striert auch die hohe Akzeptanz Stuttgarter Forschungsleistungen in der Industrie. Die Themengebiete reichen von Architektur über Bildschirmtechnik, Heiz- und Raumlufttechnik oder Produktionstechnische Softwaresysteme bis zu Verkehrsplanung und Verkehrsleittechnik sowie Verbrennungsmotoren. Julia Alber

*) Informationen zum Werdegang von Martin Kühn finden Sie in der Rubrik Personalia.

KONTAKT

Stiftungslehrstuhl Windenergie (SWE)

Prof. Dr. Martin Kühn,

Allmandring 5b,

D-70569 Stuttgart

Tel. 0711-685 8258

Fax 0711-685 8293

e-mail: kuehn@ifb.uni-stuttgart.de

www.ifb.uni-stuttgart.de

 


last change: 12.05.04 / hj
Pressestelle der Universität Stuttgart

Home           Inhalt           Suchen