Hans-Christian Reuss
Mit der Besetzung des neu geschaffenen
Lehrstuhls für Kraftfahrzeugmechatronik am Institut für
Verbrennungsmotoren und Kraftfahrwesen (IVK) zum 1. April
2004 durch Prof. Dr.-Ing. Hans-Christian Reuss ist es
gelungen, einen ausgewiesenen Fachmann auf dem Gebiet der
Mechatronik an die Universität Stuttgart zu holen. Mit der
Berufung wird Prof. Reuss auch Mitglied im Vorstand des mit
dem IVK kooperierenden Forschungsinstituts für
Kraftfahrwesen und Fahrzeugmotoren Stuttgart (FKFS). Prof.
Reuss studierte Elektrotechnik an der TU Berlin, wo er auch
promovierte. Nach seiner Tätigkeit auf dem Gebiet der
Kraftfahrzeug- und Industrieelektronik bei einem großen
Halbleiterhersteller wurde er 1993 zum Professor für
Kraftfahrzeugelektronik und -elektrik an die Technische
Universität Dresden berufen und beschäftigte sich mit den
Forschungsschwerpunkten Sensorik, Aktuatorik, Test und Diagnose sowie der Architektur von elektrischen und
elektronischen Systemen im Kraftfahrzeug.
Die Einrichtung eines dritten Lehrstuhls am IVK wurde
bereits vom Emeritus Prof. Ulf Essers initiiert. Ermöglicht
haben sie die Stiftungszusagen der Firmen Behr, Bosch, Dekra
Automobil, Porsche und die ZF Getriebe sowie des
Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft. Dies zeigt
das ständig wachsende Interesse der Industrie an dieser
modernen Ingenieurdisziplin und trägt der zunehmenden
Bedeutung mechatronischer Systeme in der Antriebs- und
Fahrzeugtechnik und dem Bedarf an entsprechend
qualifizierten Ingenieuren Rechnung. Zusätzlich verstärkt
wird die Schwerpunktsetzung der Universität Stuttgart in der
Fahrzeugtechnik durch die Einrichtung und Besetzung einer
weiteren Professur.
Bereits zum 1. März 2004 hat Prof. Horst E. Friedrich
seine Lehrtätigkeit am IVK aufgenommen. (Informationen zu
seiner Person finden Sie auf Seite 104.)
Horst Friedrich
Der Vorstand des Deutschen Zentrums für
Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) hat Prof. Dr.-Ing. Horst E.
Friedrich zum ersten Direktor des Instituts für
Fahrzeugkonzepte (IFK) am Standort Stuttgart berufen.
Gleichzeitig wurde der 49-jährige im Februar 2004 zum
Professor an der Fakultät Maschinenbau der Universität
Stuttgart ernannt. Damit hat Prof. Friedrich auch die
Lehrtätigkeit am Institut für Verbrennungsmotoren und
Kraftfahrwesen der Universität Stuttgart aufgenommen.
Horst Friedrich studierte Maschinenwesen an der
Technischen Universität München. Nach Tätigkeiten in der
Maschinenbauindustrie und der Unternehmensberatung wechselte
er 1986 in die Luftfahrtindustrie; in leitenden Funktionen
arbeitete er unter anderem an neuen Bauweisen und
Werkstoffen für Flugzeuge sowie an Flugtriebwerken und der
Verkürzung der Produkteinführungszeiten. 1996 ging er als
Leiter der Fahrzeugforschung zu VW nach Wolfsburg, wo er
zuletzt als Leiter Konzernforschung Werkstofftechnik und
Fahrzeugkonzepte tätig war. Neben innovativen Materialien
und Bauweisen waren Konzeptfahrzeuge für zukünftige
Fahrzeuganforderungen Schwerpunkt seiner Arbeit.
Das "Institut für Fahrzeugkonzepte" (IFK) des DLR in
Stuttgart wurde vor zwei Jahren mit Unterstützung des Landes
Baden-Württemberg eingerichtet. Im Frühjahr haben die
Arbeiten für ein Institutsgebäude begonnen, das Büro- und
Laborräume für 60 Mitarbeiter bieten wird und vom Land
Baden-Württemberg zu 50 Prozent finanziert wird. Die
Fertigstellung ist für die zweite Jahreshälfte 2005 geplant.
Themenschwerpunkte des IFK sind Leichtbau- und
Hybrid-Bauweise, alternative Antriebe und Energiewandlung,
Kraftstoff- und Energiespeicherung sowie Techniksysteme &
Synergien Straßen/ Schienen-Fahrzeuge. Prof. Friedrich wird
auf die laufenden Arbeiten des Instituts aufbauen.
Gleichzeitig möchte er das IFK als anwendungsorientiertes
Systeminstitut in der Vernetzung mit der Fahrzeug- und
Zulieferindustrie mit ihrem Schwerpunkt in Baden-Württemberg
sowie den fahrzeugtechnischen Instituten der Universität
weiterentwickeln.
Spitzenforschung gelingt für Prof. Friedrich vorzugsweise
in interdisziplinären Milieus. "Die wissenschaftliche
Vernetzung innerhalb des DLR und der Helmholtz-Gemeinschaft
(HGF) sowie das leistungsfähige Fundament am
Universitätsstandort Stuttgart lassen für die Zukunft
faszinierende Forschungsaufgaben erwarten", betont Prof.
Friedrich. In diesen Aufgaben möchte er "ein auf Konzeption
und Integration zielendes Forschungsportfolio voranbringen,
innovative Fahrzeugkonzepte als Lehrangebot einbringen und
durch Visionen nachhaltig orientierter Fahrzeug-Technologien
die Mobilität von morgen mitgestalten".
Marcus Friedrich
Zum 1. Juli 2003 hat Markus Friedrich in
der Fakultät für Bau- und Umweltingenieurwissenschaften den
Lehrstuhl für Verkehrsplanung und Verkehrsleittechnik am
Institut für Straßen- und Verkehrswesen übernommen. 1963 in
München geboren, studierte Markus Friedrich an der
Technischen Universität München Bauingenieurwesen und war
hier anschließend fünf Jahre am Lehrstuhl für Verkehrs- und
Stadtplanung als wissenschaftlicher Assistent tätig. 1994
promovierte er mit der Arbeit "Ein rechner-gestütztes
Entwurfsverfahren für den ÖPNV im ländlichen Raum", die 1995
mit dem BMW Scientific Award ausgezeichnet wurde. Von 1995
bis 2003 leitete Markus Friedrich bei der PTV AG in
Karlsruhe den Bereich "Planungssysteme Verkehr", in dem
Modelle zur Planung und Steuerung des Verkehrs entwickelt
und implementiert werden.
Markus Friedrich beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit
der Entwicklung und Bewertung von Modellen für die
verkehrsträgerübergreifende Planung und Steuerung des
Verkehrsangebotes. Im Mittelpunkt aktueller und zukünftiger
Forschung stehen die Entwicklung multimodaler
Verkehrsmodelle, die sowohl den individuellen und
öffentlichen Personenverkehr als auch den Güterverkehr
umfassen, die Rückkopplung zwischen Planung und Betrieb
durch die Nutzung von Messdaten aus dem
Betrieb der Verkehrssysteme für einen kontinuierlichen
Planungsprozess und die Kopplung von makroskopischen und
mikroskopischen Modellen für die Integration von
großräumiger Planung und Detailplanung.
In der Lehre möchte Markus Friedrich den Studierenden
neben der Vermittlung theoretischer Grundlagen und
praktischer Anwendungsbeispiele besonders den Umgang mit
rechnergestützten Verfahren, Verkehrsmodellen und
Optimierungsansätzen vermitteln.
Klaus von Heusinger
Zum 1. Mai 2003 hat Klaus von Heusinger
den Lehrstuhl Linguistik/ Germanistik am gleichnamigen
In-stitut der Philosophisch-Historischen Fakultät nach über
sechsjähriger Vakanz übernommen.
Der 1962 in Kassel geborene Linguist hat Allgemeine
Sprachwissenschaft, Philosophie, orientalische Sprachen und
Künstliche Intelligenz an den Universitäten Konstanz und
Edinburgh studiert. Er wurde 1992 in Konstanz mit einer
Arbeit über die Semantik des definiten Artikels und
anaphorischer Pronomen promoviert. Anschließend arbeitete er
in einem Sonderforschungsbereich über Semantik und
lexikalische Strukturen und setzte seine Forschungen unter
anderem an der Universität Stanford und der University of
California, Santa Cruz, fort. Ein Habilitationsstipendium
der Dr. Meyer-Struckmann Stiftung von 1997 bis 1999
ermöglichte ihm, die Interaktion von Intonation und
Informationsstruktur zu untersuchen. Von zentralem Interesse
ist dabei der linguistische Zusammenhang von Bedeutung und
Intonation, was beispielsweie auch in der maschi- nellen
Sprachverarbeitung eine große Rolle spielt. Nach der
Habilitation im Jahr 1999 erhielt er ein
Heisenbergstipendium der DFG, das er unter anderem zu
Forschungsaufenthalten an der University of Texas in Austin,
am
Centre for Cognitive Science in Edinburgh und dem Zentrum
für Allgemeine Sprachwissenschaft in Berlin nutzte.
Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte umfassen Semantik
und Pragmatik, Informationsstruktur und Intonation,
Grundlagen der Linguistik und Zeichentheorie. Zur Zeit
bereitet er ein Forschungsprojekt in dem geplanten SFB der
Linguistik und der Maschinellen Sprachverarbeitung vor. In
diesem Projekt wird es vor allem um die Untersuchung
sprachlicher Mittel (Artikel, Kasus, Partikel) gehen, die
die Referenzart bestimmen (definite versus indefinit,
generisch versus partikulär etc.). Begleitend plant er ein
europäisches Forschungsnetzwerk mit Kolleginnen und Kollegen
aus Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien, in dem
diese Fragen kontrastiv an romanischen Sprachen untersucht
werden sollen. Außerdem bereitet er ein interdisziplinäres
Projekt über die "Semantik der Sinne" gemeinsam mit dem
deutschen Seminar der Universität Zürich und dem Institut
für Lebensmittelwissenschaft der ETH Zürich vor.
Am Institut für Linguistik/Germanistik unterrichtet er
zusammen mit Prof. Pafel und zwei Mitarbeiterinnen etwa 600
Studierende der Linguistik und über 1.000 Studierende der
Germanistik. Neben der Vermittlung von linguistischem
Grundlagenwissen ist ein Ziel seiner Lehre, die praktische
Anwendung linguistischer Modelle mit den Studierenden zu
erarbeiten. So ist für das Sommersemester 2004 ein Projekt
in Zusammenarbeit mit der Kunsthalle Göppingen und der FH
Esslingen (Standort Göppingen) zu der Kunstinstallation "Die
Amme_5" von Peter Dittmer geplant. Im Rahmen des Projekts
soll das Gespräch zwischen Mensch und Konversationsmaschine
unter linguistisch-pragmatischen Prinzipien untersucht
werden.
Martin Kühn
Die neue C4-Stiftungsprofessur für
Windenergie am Institut für Flugzeugbau hat am 1. Januar
dieses Jahres Dr. Martin Kühn übernommen, der zuvor bei der
GE Wind Energy GmbH in Salzbergen als Projektleiter tätig
war. Mit dem Thema Windenergie und speziell deren Offshore
Nutzung ist er seit seinem Studium an der Universität
Hannover (Maschinenbau), der TU Berlin (Physikalische
Ingenieurwissenschaft) und der TU Delft in den Niederlanden
vertraut. Während seiner wissenschaftlichen Tätigkeit in
Delft von 1993 bis 1999 führte Martin Kühn grundlegende
Arbeiten zur Dynamik und wirtschaftlichen Optimierung von
Offshore Windparks unter anderem in einem großen
europäischen Forschungsprojekt durch. Neben speziellen
Arbeiten zum strukturdynamischen Verhalten von Offshore
Windenergieanlagen bei gleichzeitiger Belastung durch Wind
und Wellen stand die Integration von unterschiedlichen
Kenntnissen und Verfahren aus den Bereichen Windenergie,
Offshore Öl- und Gastechnologie sowie Energiewirtschaft im
Vordergrund.
Der Wechsel zum internationalen Hersteller von
Windenergieanlagen GE Wind Energy im Jahre 1999 ermöglichte
eine industrielle Umsetzung der wissenschaftlichen Arbeiten
und weitere Anregungen für die anschließende Promotion an
der TU Delft. Im Jahre 2000 und 2003 war Professor Kühn
technischer Projektleiter für zwei Offshore Windprojekte in
Schweden und Irland, bei denen die Technologie für die auch
in Deutschland geplanten großen Offshore Windparks erprobt
wird.
Der Stiftungslehrstuhl Windenergie (SWE) ist der erste
dieses Fachgebiets in Deutschland und wurde vom Gründer der
Putzmeister AG, Karl Schlecht aus Aichtal, für zunächst zehn
Jahre gestiftet. Auf diese Weise soll die Tradition der
Lehre und Forschung auf dem Gebiet der Windenergie von
Professor Ulrich Hütter, Direktor des Instituts für
Flugzeugbau von 1959 bis 1980, fortgesetzt werden. Er
begeisterte den Stifter 1957 während seines
Maschinenbaustudiums für die Naturkraft Wind und die darin -
wie auch im Flugzeug - enthaltenen vielfältigen und
faszinierenden Technologien. Die Stuttgarter
Windenergieforschung, an der auch die Institute für Aero-
und Gasdynamik, Statik und Dynamik der Luft- und
Raumfahrtkonstruktionen sowie Institute des heutigen
Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) maßgeblich
beteiligt waren, legte bis zum Anfang der 90er Grundlagen
für die industrielle Windenergieentwicklung.
Der Lehrstuhl wird an diese reiche Tradition anknüpfen
und durch universitäre und industrielle Kooperation dem
stark expandierenden Fachgebiet neue Impulse geben. (Mehr
über den neuen Lehrstuhl finden Sie auf Seite 62f.).
Peter Michler
Anfang September 2003 hat Dr. Peter
Michler, Jahrgang 1963, die C3-Professur für "Neue optische
Materialien und Technologien" im 5. Physikalischen Institut
übernommen. Während seiner Diplom- und Promotionsarbeit am
4. Physikalischen Institut der Universität Stuttgart in der
Arbeitsgruppe von Prof. Manfred Pilkuhn galt sein Interesse
der Halbleiteroptik. Als Post-Doc am Max-Planck-Institut für
Festkörperforschung bei Prof. Hans-Joachim Queisser und als
Assistent an der Universität Bremen faszinierte ihn vor
allem die reichhaltige Physik der Halbleiterlaser. Im Laufe
eines einjährigen Forschungsaufenthaltes an der University
of California Santa Barbara in der Gruppe von Prof. Atac
Imamoglu befasste er sich sehr erfolgreich mit
quantenoptischen Experimenten an einzelnen
Halbleiter-Nanostrukturen und hat dieses Forschungsfeld mit
begründet. Peter Michler ist Mitglied der von der DFG
kürzlich neu gegründeten Forschergruppe "Quantum Optics in
Semiconductor Nanostructures".
Dieses Thema wird auch ein Forschungsschwerpunkt in der
Abteilung "Neue optische Materialien und Technologien" sein.
Geplant ist beispielsweise die Entwicklung neuartiger
Lichtquellen, die in der Lage sind, einzelne Photonen auf
Bestellung auszusenden. Verschiedene Anwendungen in dem sich
schnell entwickelnden Gebiet der
Quanteninformationswissenschaft benötigen derartige
Einzelphotonenlichtquellen. Dies trifft insbesondere auf die
Quantenkryptographie zu, die fundamentale Eigenschaften der
Quantenmechanik ausnutzt, um eine abhörsichere
Datenkommunikation auf der Basis einzelner Photonen zu
realisieren. Ferner werden grundlegende elektronische und
optische Materialeigenschaften im Hinblick auf ihre
Tauglichkeit für neue Technologien zur quantenoptischen
Datenverarbeitung untersucht werden.
In der Lehre wird sich Peter Michler insbesondere der
Grundausbildung der Experimentalphysiker und der
Halbleiterquantenoptik widmen.
Klaus Sedlbauer
Prof. Dr.-Ing. Klaus Sedlbauer ist zum
1. November 2003 zum Ordinarius des Lehrstuhls für Bauphysik
der Universität Stuttgart berufen worden (im Rahmen der
vorgezogenen Nachfolge von Prof. Dr.-Ing. Karl Gertis).
Gleichzeitig hat er als einer von zwei vorgesehenen
Nachfolgern die Leitung des Fraunhofer-Instituts für
Bauphysik (IBP) in Stuttgart und Holzkirchen von Prof.
Gertis übernommen.
Der 1965 in Tegernsee geborene Vater von zwei Kindern
studierte an der Ludwig-Maximilians-Universität in München
Physik. Nach seinem Studium beschäftigte er sich mit Themen
wie Energie, Ökobilanzierung, Produktentwicklung,
Hygrothermik und Raumklima. Seine Dissertation an der
Universität Stuttgart behandelte die Vorhersage von
Schimmelpilzbildung. Die vergangenen vier Jahre war
Sedlbauer stellvertretender Institutsleiter des IBP in
Holzkirchen und zuletzt Professor an der Fachhochschule
Rosenheim.
Für seine künftige Tätigkeit in Lehre und Forschung hat
er sich einiges vorgenommen. Die Aus- und Weiterbildung
spielt dabei eine wesentliche Rolle. Das vom Lehrstuhl für
Bauphysik initiierte und mit entwickelte Lernnetz, basierend
auf IT-Technologie, eröffnet Studenten die Perspektive, sich
per Internet bauphysikalisches Wissen zu erarbeiten. Das von
Prof. Sedlbauer initiierte, kürzlich in der Handwerkskammer
in Münster (Westfalen) eröffnete Demonstrationszentrum für
energiesparendes und ökologisches Bauen soll es auch
Handwerkern, Ingenieuren, Architekten und Bauinteressenten
ermöglichen, sich über den neuesten Wissenstand zum Thema
Bauen zu informieren.
Themen wie beispielsweise Bauen in anderen Klimazonen
oder akustische Behaglichkeit in Räumen und
Materialemissionen bilden, neben vielen anderen
bauphysikalischen Fragestellungen, weitere
Forschungsschwerpunkte für die Zukunft.
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